Während draussen Eiseskälte herrscht, wird man im Kino an die Schönheit des Sommers erinnert: Die schwelgerische Italien-Romanze «Call Me by Your Name» ist ein Fest für die Sinne und der vielleicht beste Kandidat im diesjährigen Oscarrennen.
1983: Der 17-jährige Elio Perlman (Timothée Chalamet) lebt gemeinsam mit seinem Vater (Michael Stuhlbarg), einem amerikanischen Archäologie-Professor, und seiner italienischen Mutter (Amira Casar) in einem Landhaus in der Lombardei. Wie jeden Sommer lädt Mr. Perlman auch in diesem Jahr einen Doktoranden ein, um ihm bei seinen Forschungen zu helfen. Diesmal ist der sportliche Oliver (Armie Hammer) der Glückliche – sehr zur Freude der lokalen Damenwelt. Doch auch Elio, der selber ein aktives Liebesleben führt, ist fasziniert vom selbstsicheren Assistenten seines Vaters.
«Call Me by Your Name» basiert auf dem gleichnamigen Roman von André Aciman und ist das Resultat einer Kollaboration zwischen dem italienischen Arthouse-Regisseur Luca Guadagnino («Io sono l’amore», «A Bigger Splash») und dem inzwischen 89-jährigen Produzenten, Filmemacher, Drehbuchautor und Literaturverfilmungsexperten James Ivory («A Room with a View», «Maurice», «The Remains of the Day»).
Gemeinsam begeben sie sich hier auf die Spuren des europäischen Kinos der Ära von Louis Malle, Éric Rohmer und Luchino Visconti. Ihr Film wirkt wie ein wunderschöner Tagtraum, ein niemals endender Sommertag, den man am liebsten lesend in der Hängematte am Flussufer verbringen würde.
Vor diesem Hintergrund erzählen Guadagnino und Ivory eine tief berührende Liebesgeschichte voller Leidenschaft und Zärtlichkeit, von grandiosen Schauspielern zum Leben erweckt. Gerade der 22-jährige Timothée Chalamet zeigt, wieso er derzeit zu Hollywoods vielversprechendsten Jungtalenten gehört. Doch auch dem allzu oft übersehenen Michael Stuhlbarg dient «Call Me by Your Name» dazu, sich für grössere Rollen zu empfehlen: Seine klimaktische Aussprache mit Chalamet ist ein ebenso herzerwärmendes wie subtiles Meisterwerk im Kleinformat.
«Meisterwerk im Kleinformat» – im Grunde trifft diese Beschreibung auch auf den Film als Ganzes zu. «Call Me by Your Name» ist eine unspektakuläre Kinoperle – ein gemächlich erzähltes Drama, das den alltäglichen Erlebnissen seiner Figuren, auch dank Sayombhu Mukdeeproms Kameraarbeit und den betörenden Original-Songs von Sufjan Stevens, eine poetische Dimension verleiht.
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Kinostart Deutschschweiz: 1.3.2018
Filmfakten: «Call Me by Your Name» / Regie: Luca Guadagnino / Mit: Timothée Chalamet, Armie Hammer, Michael Stuhlbarg, Amira Casar, Esther Garrel / Italien, USA, Brasilien, Frankreich / 132 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Praesens Film AG
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