«Crazy Rich Asians» ist die erste Hollywoodproduktion seit 1993, deren Cast überwiegend aus asiatischen und asiatischstämmigen Darstellern besteht. Mit ihren sprachlichen und kulturellen Feinheiten ist Jon M. Chus Romanadaption das Komödien-Highlight des Sommers – die Schweiz muss mit der deutschen Synchronfassung Vorlieb nehmen.
Nach der Entscheidung des deutschsprachigen Vertriebs, den US-Kassenschlager seiner Spezifik zu berauben, indem man seinen Titel zu «Crazy Rich» verkürzt, versetzt die Programmplanung vom verantwortlichen Verleiher der internationalen Strahlkraft von «Crazy Rich Asians» einen weiteren Schlag: Zu kurzfristig habe man ihn angesetzt, um Untertitel zu produzieren. Das Resultat: Die überschwängliche, unterhaltsame, mitunter sogar bewegende Rom-Com ist in den Schweizer Kinos nur auf Deutsch zu sehen – ein Albtraum für jeden Filmliebhaber.
Dabei würde man sich wünschen, mehr Filme dieser Art im Kino sehen zu dürfen. «Crazy Rich Asians» basiert auf dem gleichnamigen Buch von Kevin Kwan und handelt von einem Kulturen-Clash der etwas anderen Art: Rachel Chu (hervorragend: Constance Wu), Wirtchaftsprofessorin in New York, wird von ihrem Freund Nick Young (Henry Golding) zur Hochzeit seines besten Freundes (Chris Pang) nach Singapur eingeladen. Was Rachel nicht ahnt: Nicks Mutter Eleanor (Michelle Yeoh) ist eine superreiche Immobilienmagnatin, die mit der Lebenspartnerinnenwahl ihres Sohnes und designierten Erbes gar nicht einverstanden ist.
Es ist erfrischend, eine romantische Komödie zu sehen, in der die bekannten Genre-Versatzstücke in einem ungewohnten kulturellen Kontext erscheinen – in der die Generations- und Identitätskonflikte einer in Hollywood immer noch schmählich unterrepräsentierten Gruppe beleuchtet werden. Einer der emotionalen Höhepunkte des Films, ein Mahjong-Spiel, wird Filmgeschichte schreiben.
«Der Film ist das reine Vergnügen – auf Deutsch aber leider ein getrübtes.»
Und darüber hinaus ist «Crazy Rich Asians» auch einfach ein furioses Stück Unterhaltungskino. Regisseur Jon M. Chu («Step Up 2: The Streets», «Now You See Me 2»), ein Experte in Sachen detailverliebter Szenenchoreografie, ist bei der Inszenierung des atemberaubenden Pomps, den der Young-Clan zelebriert, voll in seinem Element. Bevölkert wird der Film wiederum von scharfzüngigen und einprägsamen Figuren, gespielt von einem grossartigen Ensemble-Cast – von Ken Jeong («The Hangover») über Jimmy O. Yang («Silicon Valley») bis hin zu Awkwafina («Ocean’s Eight»), die in ihren Auftritten jeweils allen die Show stiehlt. Der Film ist das reine Vergnügen – auf Deutsch aber leider ein getrübtes.
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Kinostart Deutschschweiz: 30.8.2018
Filmfakten: «Crazy Rich Asians» / Regie: Jon M. Chu / Mit: Constance Wu, Henry Golding, Michelle Yeoh, Gemma Chan, Lisa Lu, Chris Pang, Awkwafina, Ken Jeong, Jimmy O. Yang / USA / 120 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Warner Bros. Ent.
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