Antoine (Denis Ménochet) kämpft gegen seine Ex-Frau Miriam (Léa Drucker) um das gemeinsame Sorgerecht für ihren Sohn Julien (Thomas Gioria). Dieser will aber mit seinem Vater nichts zu tun haben, da er die Mutter bedrohe und ihr wehtue. Wo liegt die Grenze zwischen berechtigter Vaterliebe und ungesunder Kontrollgier?
Antoine Besson hat seine Hand auf den Nacken seines Sohns Julien gelegt und geht mit ihm durch die Strassen. Antoine fällt wegen seiner Physis sofort auf: Gross und breit und mit riesigen Pranken wirkt er wie ein Bär – noch ist unklar, ob er ein harmloser Teddy oder ein furchteinflössender Grizzly ist. Drückt die Hand auf Juliens Nacken elterlichen Schutz oder bedrohliches In-Schach-Halten aus?
«Wir wollen nur in Frieden leben.» – «Ich will wissen wie es meinen Kinder geht.»
Zu Beginn von Xavier Legrands «Jusqu’à la garde» rattern Beamte in maschineller Sprache die Bedrohungen, die von Antoine ausgehen, herunter. Es geht lange, bis die Eltern selbst zu Wort kommen und für den Zuschauer bleibt vorerst nicht zu erkennen, wem nun zu glauben ist. Schliesslich entscheidet sich die Richterin für ein geteiltes Sorgerecht und Julien verbringt fortan jedes zweite Wochenende bei seinem Vater – sichtlich gegen seinen Willen. Er, Miriam und seine bald volljährige Schwester Joséphine fühlen sich bedroht und rechnen mit dem Schlimmsten.
Xavier Legrand verleiht fast ohne Musik, dafür mit grandiosem Sounddesign, seinem Film eine unheilversprechende Atmosphäre, die fast unmerklich unter die Haut der Kinozuschauer geht. Die Spannung spitzt sich langsam zu bis eine Explosion am Schluss unausweichlich scheint.
«Authentisch und alles andere als reisserisch macht Legrand in seinem Debutfilm häusliche Gewalt und die ewige Angst vor ihr zum Thema. Legrand gewann für «Jusqu’à la garde» an den Internationalen Filmfestspielen Venedig verdient den Silbernen Löwen für die beste Regie.»
Authentisch und alles andere als reisserisch macht Legrand in seinem Debutfilm häusliche Gewalt und die ewige Angst vor der Gefahr zum Thema. Legrand gewann für «Jusqu’à la garde» an den Internationalen Filmfestspielen Venedig wohl verdient den Silbernen Löwen für die beste Regie. Die von Legrand sorgfältig kreierte Anspannung der Familie ist mit den Händen zu greifen und lässt einen auch nach dem Kinobesuch nicht so schnell los.
Kinostart: 6.9.2018
Filmfakten:
«Jusqu’à la garde / Custody»
Regie: Xavier Legrand
Mit: Léa Drucker, Denis Ménochet, Thomas Gioria, Mathilde Auneveux / Frankreich / 93 Minuten
Trailer- und Bildquellen: Filmcoopi
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