Almost Heaven, West Virginia!
Steven Soderbergh ist mit «Logan Lucky» zurück auf der Grossleinwand – und wie! «Logan Lucky» ist eine Art «Ocean’s Eleven» mit Hillbillys, und das macht sehr viel Spass. Der Film hat Tempo, einen tollen Soundtrack (John Denver! Bob Seger!) und überzeugt mit einem unterhaltsamen Drehbuch. Aber vor allem machen die grossartig gecasteten Darsteller Spass. Allen voran ein umwerfender Adam Driver als einarmiger Barkeeper – like a rock!
Steven Soderbergh ist ein Tausendsassa und hat schon als Jungspund mit «Sex, Lies and Videotape» einen fulminanten Start hingelegt. «It’s all downhill from here«, sagte er 1989 als 26-Jähriger bei der Verleihung der Goldenen Palme in Cannes – dem war aber glücklicherweise nur teilweise so. Steven Soderbergh ist ein Chamäleon und man weiss nie recht, was er als nächstes bringt. Er beherrscht es, Blockbuster wie auch Arthouse-Filme zu drehen. Steven Soderberghs Schaffen ist ein Mix aus modernistischer Selbstreflexivität («Schizopols», «Full Frontal») und selbstreferenzieller Intertextualität («Solaris», «The Good German»), er inszeniert sich als postmoderner Spass-Modernist. Auch bei seinen Blockbustern wie «Ocean’s Eleven» kann er es nicht lassen, andere Filme oder den Film selbst zu reflektieren. In seinem neuen Film «Logan Lucky» gibt es diese Elemente der Intertextualität ebenfalls, erneut stehen sie aber nicht im Vordergrund. So kommt es beispielsweise zu Diskussionen von Häftlingen über die neue Staffel von «Game of Thrones».
Die Geschichte dreht sich wie bei «Ocean’s Eleven» um einen Raub. Und natürlich ist es auch hier ein unmögliches Unterfangen, das durch gute Vorplanung und perfektes Teamwork zu gelingen verspricht. Waren es in «Ocean’s Eleven» allerdings Gewinnertypen, die sich zusammentun, sind es in «Logan Lucky» vier Verlierer: die Logans und die Bangs, zwei Brüderpaare.
NASCAR, Knackis und ein unterirdischer Coup!
Während der impulsive Jimmy Logan (Channing Tatum) einen Job nach dem anderen verliert, wird Barkeeper Clyde Logan (Adam Driver), der nur einen Arm hat, regelmässig schikaniert. Beide haben sie Geldsorgen – gelöst werden soll das Problem natürlich mit einem fulminanten Raub! Das Ziel hierfür ist schnell gefunden: Das prestigeträchtigste, legendärste NASCAR-Rennen der Welt, der Coca-Cola Cup 600, bietet – so die Idee – die perfekte Ablenkung für einen cleveren, unterirdischen Raubzug. Unterstützung finden die Brüder bei niemand Geringerem als dem berüchtigtsten Bankräuber der Welt: dem platinblonden Ex-Knacki Joe Bang (Daniel Craig). Doch bereits während der Planung des grossen Coups zeigt sich die eine oder andere unerwartete Wendung. Mehr sei hier nicht verraten.
«Logan Lucky» ist unterhaltsames Popcorn-Kino vom Feinsten mit einem illustren Cast. Da ist James-Bond-Star Daniel Craig als durchgeknallter Bürstenkopf-Blondie, Katie Holmes als verbitterte Kaugummi-Mutter, Hillary Swank als knallharte FBI-Agentin, Seth MacFarlane (Schöpfer von «Family Guy») als arroganter Rennstallbesitzer und natürlich Channing Tatum, der neben Adam Driver die zweite Hauptrolle des Films besetzt. Die beiden verkörpern mit ihren Bob-Seger- und John-Denver-Shirts ein wunderbares Bruder-Team, dessen Eingeschworensein man ihnen sofort abnimmt. Jeweils auf ihre Art gezeichnet als Looser aus West Virginia, aber trotzdem in Soderberghschen Abstraktion, die den Figuren eine ironische Note verleiht.
Fazit:
«Logan Lucky» ist ein grundsolider, witziger Gangsterfilm mit dokumentarischen Elementen (NASCAR), spritzigen Dialogen und einer verblüffenden Wendung. Kein Meisterwerk und mit vereinzelten sehr patriotischen Sequenzen dann teilweise doch ein wenig zu theatralisch, aber alles in allem mit dem Herzen am richtigen Fleck – Almost Heaven!
Kinostart: 14. September 2017 / Regie: Steven Soderbergh / Mit: Adam Driver, Daniel Craig, Channing Tatum, Seth MacFarlane, Katie Holmes, Hilary Swank
Bild- und Trailerquelle: Impuls Pictures AG
Rock solid ist auch das Poster:
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