Die kolumbianische Regisseurin Laura Mora befasst sich in «Matar a Jesús» mit der Logik der Gewalt, die in ihrer Heimatstadt, der berüchtigten ‹Kartellstadt› Medellín, seit Jahrzehnten herrscht.
Nachdem ihr Vater, ein politisch aktiver Universitätsprofessor, auf offener Strasse erschossen wird, versucht die junge Kunststudentin Paula (Natasha Jaramillo) verzweifelt – und vergebens –, die untätige Polizei dazu zu bewegen, den Fall aufzuklären. Als sich dies jedoch als aussichtslos erweist, folgt sie einem Wink des Schicksals: In einem Nachtclub erkennt sie den jungen Mann, der ihren Vater umgebracht hat. Er heisst Jesús (Giovanny Rodríguez), ist in Paulas Alter und sorgt mit Auftragsmorden für das finanzielle Überleben seiner Familie. Mit dem Plan, sich an ihm zu rächen, lässt sich Paula auf eine freundschaftliche Beziehung ein – muss aber feststellen, dass Jesús eigentlich ein ganz netter Kerl ist.
In «Matar a Jesús» verarbeitet Laura Mora, deren Vater 2002 ebenfalls erschossen wurde, ihr persönliches Trauma zu einer anregenden Moralfabel über Rachegelüste und Menschlichkeit. Obwohl eine Versöhnung zwischen Paula und Jesús von Anfang an ausser Frage zu stehen scheint, verliert auch die Aussicht auf die Alternative – eine harte Bestrafung von Jesús – zunehmend an Reiz.
Natasha Jaramillo und Giovanny Rodríguez in «Matar a Jesús».
Denn je länger der Film dauert, desto offenkundiger werden die komplexen Mechanismen, die in Medellín den Alltag bestimmen: Mora zeichnet das Bild einer Stadt, in der soziale Gräben, Klassenunterschiede, marode Institutionen, der Drogenhandel und die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Gangs und Kartellen untrennbar miteinander verbunden sind.
Dabei setzt Mora nicht auf falsche Sentimentalität, sondern stellt sich in ihrem klarsichtigen Drehbuch der ernüchternden Tatsache, dass das Jesús-Dilemma keine befriedigende Lösung hat. Getragen von den herausragenden Schauspielleistungen von Natasha Jaramillo und Giovanny Rodríguez, anerkennt «Matar a Jesús», wie schwer gelebter Humanismus ist – und wie überlebensnotwendig es für eine Gesellschaft ist, es um jeden Preis zu versuchen.
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Kinostart Deutschschweiz: 15.3.2018
Filmfakten: «Matar a Jesús» / Regie: Laura Mora / Mit: Natasha Jaramillo, Giovanny Rodríguez, Camilo Escobar, Carmenza Cossio, Juan Pablo Trujillo, José David Medina, Juan Camilo Cárdenas / Kolumbien / 99 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Xenix Filmdistribution GmbH
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