Zwei fremde Menschen, die sich aus unterschiedlichen Gründen für eine pharmazeutische Studie zur Verfügung stellen, erkennen, was sie verbindet und welche Wege eine Heilung nehmen kann. Ein Wechselspiel aus Wahnsinn und Norm, Vorstellung und Realität, Traum und Wirklichkeit. Eine Geschichte, in der es an nichts mangelt. Weder an Elfen, Familienkonflikten, stilsicheren Outfits noch Lemuren. Die neue Miniserie von Netflix beweist auf beeindruckende Art, wie abstrus, tragisch und urkomisch wahre Menschlichkeit sein kann.
Owen Milgrim (Jonah Hill), ein verachteter Sohn aus reichem Hause, leidet mehr unter seiner destruktiven Familie als unter seiner Schizophrenie. Daher versucht er sich weitgehend vom familiären Umfeld zu lösen, wobei die oft quälende Einsamkeit nur durch einen imaginären weiteren Milgrim-Bruder gestört wird, der ihm immer wieder unterbreitet, er sei ein wichtiger Teil einer weltweiten Verschwörung. Der Verlust seiner Arbeitsstelle treibt Owen schliesslich in eine bezahlte experimentelle Studie.
Dort trifft er auf Annie Landsberg (Emma Stone), die zwar andere Gründe für die Teilnahme hat und an Depression leidet. Beide scheinen perfekte Probanden für eine pharmazeutische Studie zu sein, die ein Produkt auf den Markt bringen will, das Psychotherapien überflüssig macht. Mit Hilfe dreier Pillen soll der Proband in drei Phasen geistig gewund werden. Ins Leben gerufen von Dr. James K. Mantleray (Justin Theroux), der selbst einige psychische Schwierigkeiten vorweisen kann. Nicht zuletzt dank seiner verkorksten Beziehung zu seiner Mutter, einer renommierten Psychotherapeutin.
Wie verrückt ist normal? Und wie normal ist verrückt?
Man hat oft das Gefühl, dem Wahn selbst zu verfallen, wenn man sich einlässt auf dieses Netflix-Original. Bildstark und komplex in der Erzählung wird ein wichtiges gesellschaftliches Thema, mit vielen unterschiedlichen Facetten bearbeitet und wirft nicht zuletzt einen kritischen Blick auf den heutigen Umgang mit psychischen Erkrankungen. «Maniac» erlaubt eine Diagnostik auf Grund von Selbstreflexion und der Fragestellung: Wie verrückt ist normal? Und wie normal ist verrückt? Strukturen und geregelte Tagesabläufe bringen uns eine gewisse Form der Sicherheit, der wir uns nur all zu gerne hingeben. Dabei jedoch schnell ausser Acht lassen, das diese von Menschenhand geschaffenen Normen viele ausschliesst, deren Verstand anders funktioniert oder die den erschöpfenden Versuch aufgegeben haben, sich einer Welt anzupassen, die ihrem Wesen nicht entspricht.
«Ein normales Leben, ist alles was ich will.»
Cary Joji Fukunaga , der unter anderem als Regisseur der HBO-Produktion «True Detective» glänzte, erschuf mit dieser Adaption der gleichnamigen norwegischen Fernsehserie, ein wahres Sammelsurium an herausragenden Ideen und Performances. So zeigen nicht nur Jonah Hill und Emma Stone eine wirklich hochgradige Leistung.
Der neueste Geniestreich aus dem Hause Netflix beweist, mit gerade mal zehn erstklassigen Episoden wozu eine Miniserie im Stande ist. Ein Meisterwerk das seinesgleichen sucht.
Justin Theroux verkörpert den wahnwitzigen Doktor auf solch gekonnte Weise, dass es manchmal schwer fällt zu akzeptieren, wie eine solch belastete Persönlichkeit, anderen bei ihrer Heilung helfen soll. Denn eines wird bei genauerem Betrachten dieses Schauspiels schnell deutlich: Jeder einzelne Charakter in dieser vielschichtigen fiktionalen Welt hat seine Probleme. Jeder trägt sein Päckchen. Und es ist ein wahrlich schmaler Grad an Normalität, von dem man nur allzu leicht abrutschen kann.
Der neueste Geniestreich aus dem Hause Netflix beweist, mit gerade mal zehn erstklassigen Episoden wozu eine Miniserie im Stande ist. Ein Meisterwerk das seinesgleichen sucht. Prädikat: Absolut Sehenswert!
Trailer- und Bildquelle: https://www.netflix.com
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