In dieser das Groteske elegant streifenden, von den genialen Duplass-Brüdern («Room 104», «Creep», «Togetherness») produzierten High-End-Doku auf Netflix erfährt man in zahlreichen Originalaufnahmen so einiges über den Rajneesh-Kult, der in den USA der Achtziger für die eine oder andere bizarre Schlagzeile sorgte.
Wenn Bhagwan sagt: Geht mal nach Amerika und macht mir da ein Paradies klar, dann kaufen sich seine sausanguinischen Sannyasins eine Riesenportion Brachland in Oregon, terraformen das Ding grün und blau, bis Milch und Honig aus der Standleitung spriessen, und lassen dann ihren Meister, dessen Lehren zu einem nicht unerheblichen Teil aus Sexytime zu bestehen scheinen, im Rolls-Royce kommen. Er lächelwinkt gewohnt freundlich in die omnipräsente Kamera und verschwindet in einem höchsten materiellen Guruansprüchen genügenden Dekadenzlerdomizil.
Das eigentliche Regieren überlässt er seiner rechten Hand, der mit medienwirksamem Eisenmaul und Stahlbetonherz ausgestatteten Ma Anand Sheela. Diese lässt inzwischen die in halbwegs monströses Permanent-Rot gekleideten Bhagwan-Jünger täglich mit Kalaschnikows trainieren, um ihre doch recht konservativen, zumal älteren Ami-Nachbarn bei Bedarf in Schachmatt zu halten. Konflikte spitzen sich zu, Xenophobie und Paranoia vonseiten der Einheimischen parieren die unverbesserlichen Grinsegeier kurzerhand mit Vergiftungs- und Meuchelattacken.
Doch irgendwas ist faul im Staate Tomatenmark …
… sodass recht plötzlich die Auflösung einsetzt: Erst flieht Sheela mit ihren Gefolgsleuten, danach Bhagwan mit seinem Learjet. Und am Ende weiss man definitiv: Wo „Bhagwan“ draufsteht, ist „Osho“ drin. Doch war er nun primär ein kultiger Weltprogressor, oder doch lediglich (geld-)geiler Charismagier mit opaleszentem Kaventsmann von Gruselbart? Eine geniale Utopie hätte es werden können bzw. ist es für viele geworden. Doch war es wohl zu schön, um wahr zu sein – und vice versa.
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Jetzt auf Netflix Schweiz
Bild- und Trailerquelle: Netflix
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