Das Unschöne ist Programm bei Ulrich Seidl («Hundstage», «Safari») – das war bei ihm schon immer so. Auch bei seiner Paradies-Trilogie, «Paradies: Liebe», «Paradies: Glaube» und «Paradies: Hoffnung», nimmt der Regisseur kein Blatt vor die Kamera und zeigt uns die menschliche Trostlosigkeit, unverhüllt und poetisch in all seinen Facetten. Die Erwartungen an einen „Seidl“ werden erfüllt. Neu auf Netflix Schweiz.
Was auch erfüllt wird, ist die Erwartung in die Bildsprache. Seine Kadragen in «Paradies: Liebe» sind wie immer von wohlfühliger und kontrastreicher Brillanz. Die ausgewogene geometrische Auflösung von Realität kontrastiert die Unschönheit des Seins. Und wie immer lässt er sich Zeit für jede Einstellung, denn Zeit ist seine stilistische Schraubzwinge, mit der er uns zwingt wieder da hinzusehen, wo wir vorher schon weggesehen haben. Das macht dieser Fuchs wahnsinnig gekonnt – wie alles in diesem Film.
Angst, Hässlichkeit und Sehnsucht
Irgendwelche älteren Frauen erfinden sich neu, an irgendeinem Strand in Afrika mit irgendwelchen Typen, die sich für ein bisschen Geld für die Familie, als Sexsklaven hingeben. Die Tragödien sind vorhersehbar, aber man bleibt gespannt, denn Gesellschaftsspiegelung hat schon immer funktioniert. Man sieht es zwar nicht gern, aber es ist unheimlich spannend, da man in der einen oder anderen Einstellung seine Ängste wieder erkennt. Angst, Hässlichkeit und Sehnsucht. Das ist Programm bei Seidl und drum mag ich Seidl und werde ich Seidl immer empfehlen und wiedersehen und darüber schreiben. Weil er ein Meister ist und es wenige Filme gibt, die einem so sehr mitnehmen wie ein Seidl. Maximum Cinema aus Österreich. Und jetzt auf Netflix Schweiz.
Regie: Ulrich Seidl, / Mit: Margarethe Tiesel, Peter Kazungu, Inge Maux
Bild- und Trailerquelle: Praesens-Film Schweiz.
No Comments