Beim Film «Pio» («A Ciambra») von Jonas Carpignano werden Erinnerungen wach, an glorreiche Zeiten des italienischen Films und an glorreiche Regisseure, wie Pier Paolo Pasolini, Ettore Scola oder Vittoria de Sica. Im italienischen Neorealismus ging es um eine wahrhaftige, authentische und ungeschönte Abbildung von Wirklichkeit. Und genau auf dieses Prinzip setzt dieser neue Film, der in Süditalien spielt und mit Laiendarstellern eine fein komponierte und wuchtig inszenierte Coming-of Age Milieustudie erzählt, die sich zwischen der Roma-Community, alteingesessenen Italienern und Flüchtlingen aus Afrika abspielt.
Pio (Hervorragend: Pio Amato) ist ein Teenager. Zum einen Teil noch ein Kind, zum anderen Teil schon ein Erwachsener. Er wächst in einer süditalienischen Küstenstadt zwischen seiner Roma-Community, alteingesessenen Italienern und Flüchtlingen aus Afrika auf. Nachdem Vater und Bruder verhaftet werden, macht sich der 14-Jährige auf die Suche nach einem neuen Vorbild. Obwohl Ayiva, ein Migrant aus Burkina Faso, so gar nicht zu Pios Familie mit ihren rassistischen Ansichten passt, wird er ihm bald zum besten Freund. Pio ist nun der Mann im Haus und muss seine Familie ernähren. Doch da er noch keine Arbeit hat, müssen sich neue Wege finden, um an Geld zu kommen. Und dabei schreckt der aufgeweckte Bursche auch vor kriminellen Machenschaffen nicht zurück. Das Erwachsenwerden bringt Verantwortung und Konsequenzen mit sich, welchen Pio sich stellen muss. Dabei wird er vom Kind zum Mann.
«Mamma Roma» meets «Brutti, sporchi e cattivi» meets «Les Quatre Cents Coups»
Die Figur des Pio erinnert an den kleinen Ettore in Pasolinis «Mamma Roma». Sein Umfeld an die Vororte von Rom in Ettore Scolas «Brutti, sporchi e cattivi», in dem es ebenfalls um eine Grossfamilie geht. Und man erkennt auch ein wenig den kleinen Antoine in Truffauts «Les Quatre Cents Coups». Dazu gesellen sich moderne Stilelemente, die an die Gebrüder Dardenne oder auch Xavier Dolan erinnern. Doch vor allem die nahe und moderne Kameraästhetik und der intensive Soundtrack erzeugen einen prächtigen Kontrast zum harten Leben in der vermüllten italienischen Küstenstadt.
Obschon «Pio» an viele grosse Vorbilder des Neorealismus und der Nouvelle Vague erinnert, schafft er doch eine Einzigartigkeit, in dem er unterschiedliche Stilelemente geschickt verbindet und eine einmalige und emotionale Geschichte erzählt, über einen kleinen Jungen, der das Herz am rechten Fleck hat und Hoffnung sät in schwierigen Zeiten – Ein kleiner Rohdiamant im italienischen Kino der Neuzeit. Bravissimo!
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Kinostart: 28. Dezember 2017 / Regie und Buch: Jonas Carpignano / Darsteller: Pio Amato, Koudous Seihun, Damiano Amato.
Bilder- und Trailerquelle: https://dcmworld.com
15 Comments
Der Junge ist 14 (wie seine Rolle).
14 – er spielt sich ja selber
14 – und der Film tönt wahnsinnig eindrücklich in eurer Beschreibung.
Den muss ich unbedingt sehen. Vielen Dank!
Pio Amato ist 14.
14 und ich habe schon eine Gänsehaut beim Lesen bekommen!
er ist 14
der filmbeschrieb tönt extrem spannend!
danke für den tipp
Pio ist 14. Er ist also so alt wie er sich spielt. Beeindruckend!
er ist 14
ich freue mich schon auf den Film!
ganz klar, er ist 14, nur dann passt es zur Idee des Films
die filmkritik hat mich sehr angesprochen – freue mich schon auf den film – der darsteller ist 14 jahre alt
Mir kommen beim Lesen schon die Tränen, das muss ein sehr ausdrucksstarker intensiver Film sein. Freue mich darauf, den zu sehen.
Eh‘ ichs vergesse: der Junge ist 14.
Pio ist vierzehn, genauso alt wie der Junge, den er spielt/ist.
Pio ist vierzehn, auch wenn er manchmal viel jünger wirkt.
Pio Amato spielt den Pio und ist 14 wie er eben ist.
Vielen Dank für eure Teilnahmen. Die Gewinner wurden persönlich benachrichtigt.