«Sami – A Tale from the North» («Sameblod») zeichnet das sorgfältige, authentische und ungemütliche Bild des Lebens einer jungen Samin und der unmenschlichen Entscheidung, die sie treffen muss. Trotz starker Geschichte überzeugt der Film von Amanda Kernell nicht vollends und lässt einen am Ende etwas unbefriedigt zurück.
Christina fährt widerwillig mit ihrem Sohn und ihrer Enkelin zur samischen Beerdigung ihrer Schwester weit im Norden Schwedens. Sie merkt schnell, dass sich trotz jahrzehntelanger Abwesenheit nur wenig in ihrer alten Heimat verändert hat. Atemberaubende Landschaften, Traditionen und hartnäckige Vorurteile bringen schliesslich Erinnerungen an ein Leben und eine Entscheidung zurück, die Christina weit hinter sich gelassen hatte.
Die äusserst talentierte Laiendarstellerin und Rentierhirtin Lene Cecilia Sparrok und ihre Schwester Mia Erika standen bereits zwei Jahre vor Drehbeginn von «Sameblod» fest, weil Regisseurin und Drehbuchautorin Amanda Kernell unbedingt ein reales Geschwisterpaar wollte, das auch Südsamisch spricht – keine einfache Aufgabe bei gut 500 aktiven SprecherInnen. Diese Hingabe zum Detail zieht sich durch den ganzen Film und lässt ihn sehr realitätsnah wirken. Man erhält einen authentischen Einblick in das Leben einer jungen Samin zu Zeiten, als Rassismus nicht nur salonfähig war, sondern als wissenschaftlich begründbar galt. Man ist ganz nah dabei, wenn Elle Marja, wie Christina mit samischen Namen heisst, gedemütigt und beschimpft wird und leidet mit ihr mit. «Sameblod» zwingt Christina und ZuschauerInnen gleichermassen, sich mit einer ungenügend verarbeiteten Vergangenheit auseinanderzusetzen und wird so zu einem beeindruckenden und ungemütlichen Zeitzeugnis.
Starke Geschichte, schwaches Ende
Im Gegensatz zum Hauptteil des Films wirkt die Rahmenhandlung in «Sameblod» jedoch aufgesetzt und wird richtiggehend vernachlässigbar. Der sorgfältig aufgezeigte Weg zu Christinas Entscheidung bleibt so nahezu ohne nachvollziehbare Konsequenzen. Die vom Alter gezeichnete Christina hat zwar Kind und Enkelkind doch deren Beziehung bekommt kaum Zeit auf der Leinwand und das Verhältnis zu ihrer samischen Herkunft scheint sich über die Jahre überhaupt nicht verändert zu haben. Der Film versucht sich zwar an einem versöhnlichen Ende, doch die fehlende Nähe zur erwachsenen Christina ist zu ausgeprägt, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Filmstart: 14. Dezember 2017 / Regie: Amanda Kernell / Mit: Lene Cecilia Sparrok, Mia Erika Sparrok, Maj Doris Rimpi, Hanna Alström, Olle Sarri, Malin Crépin
Bild- und Trailerquelle: Xenix Film.
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