Ebenso unerwartet wie unverhofft wird der 16-jährige Ari (Der talentierte Oskar Fjalarsson) von Reykjavik in die isländische Provinz verfrachtet. Inmitten prächtiger Fjorde fühlt sich der sensible Teenager sichtlich unwohl. Der Hang seines Vaters zum Alkohol stösst ihn ab, die Eintönigkeit des Dorflebens ebenso. Einzig Làra, seine alte Sandkastenfreundin, interessiert ihn. Dies merkt deren Freund aber sehr schnell, was Aris Leben nicht angenehmer macht.
Was sich nach einem typischen Coming-of-Age-Film voller Klischees anhört, entwickelt sich zu einem erstaunlich schönen Film. Das liegt zum Teil sicherlich am märchenhaften isländischen Sommer und an der Filmmusik von Kjartan Sveinsson (Sigur Rós), aber auch an der Geschichte, die es schafft, den Hauptfiguren genug Ambivalenz zu geben, so dass sie interessant bleiben. Gleichzeitig wechseln sich raue, manchmal sehr grobe Szenen ab mit heiteren, unbeschwerten Bildern.
Regissur Rúnar Rúnarsson wurde oft für seine Kurzfilme ausgezeichnet. Dies merkt man – positiv und negativ. Zwar schafft er es, mit wenig Handlung viel zu erzählen, andrerseits bleibt die Geschichte etwas gar vignettenhaft. Die einzelnen Episoden ergeben keine wirklich mitreissende ganze Geschichte, auch wenn sie alle gefallen. Umso wichtiger ist es, dass der Film mit einem starken Ende aufhört. Der verträumte Ari hat inzwischen einen grossen Teil seiner kindlichen Naivität abgelegt und ist den ihm zu Beginn widerwärtigen Erwachsenen ein gutes Stück näher gekommen. Ein schöner Film.
Kinostart: 15.9. / Regie: Rúnar Rúnarsson / Mit Katharina Lorenz, Nicole Heesters, Alexander Scheer
Bild- und Trailerquelle: xenixfilm.ch
No Comments