Braucht eine Filmserie zwei Reboots innert fünf Jahren? Regisseur Jon Watts will mit «Spider-Man: Homecoming» den Beweis erbringen und schickt Tom Holland in New Yorks Häuserschluchten. Erstmals gibt’s prominente Hilfe von Iron Man.
Im mittlerweile sechsten Leinwandabenteuer geht es für Peter Parker zurück. Zurück an die Highschool. Zurück in die Teenagerjahre. Zurück zu den Marvel Studios. Dank einer Zusammenarbeit mit Sony Pictures ist Spider-Man nun Mitglied des MCU, dem Marvel Cinematic Universe. «Homecoming» ist daher mehr als eine Anspielung auf die Filmhandlung, Spider-Man ist tatsächlich zuhause angekommen.
Was die Vorlage schon immer einzigartig machte, sind nicht die übermenschlichen Kräfte der Hauptfigur. Es ist der Umstand, dass sich Spidey mit den alltäglichen Problemen eines Schülers herumschlagen muss – zusätzlich zu den Bösewichten versteht sich. Während die bisherigen Leinwandabenteuer dies mehr oder weniger zur Nebensache machten, hat Regisseur Jon Watts das Teenagerdasein konsequent in den Mittelpunkt gerückt. Komplett erspart wird uns dafür die Originstory – wenn man von ein, zwei Dialogfetzen absieht. Stattdessen setzt die Geschichte direkt nach «Captain America – Civil War» ein: Nach Peters (Tom Holland) Begegnung mit den Avengers geht es für ihn zurück nach Queens in den Alltag. Das heisst vor allem Schulbank drücken. Doch so richtig will er das Superheldentum nicht sein lassen, zu viel Eindruck hat das Aufeinandertreffen mit Iron Man (Robert Downey Jr.) auf ihn gemacht. Aber sich um einige Kleinkriminelle zu kümmern, ist eben nicht dasselbe, wie mit den grossen Superhelden herumzutollen. Er wünscht sich grössere Fische. Stattdessen gibt’s einen Geier: Adrian Toomes (Michael Keaton) mischt mit illegalen Waffendeals die New Yorker Unterwelt auf und hegt so ganz nebenbei einen Hass auf die Elite, von der er sich betrogen fühlt.
Marvel mit leichtfüssigem Humor
Während gerade die Verfilmungen von Sam Raimi mit optisch stark inszenierten Actionszenen glänzten, wird hier einen Gang zurück geschaltet. Es geht zwar mit Regelmässigkeit zur Sache, allerdings fühlt sich alles etwas zu zahm an. Was sicher daran liegt, dass alle Filme aus den Marvel-Studios nach ähnlichem Schema ablaufen. Und doch, die Formel funktioniert auch hier. Grösstenteils. Die Stärken liegen ausgerechnet in den ruhigeren Sequenzen, welche dank der Chemie zwischen den Hauptdarstellern zur Geltung kommen. Peter und Tante May (Marisa Tomei) harmonieren wunderbar, das Geplänkel mit Happy Hogan (Jon Favreau) macht Spass – wird aber etwas überstrapaziert – und Peters bester Freund Ned (Jacob Batalaon) ist für den typisch leichtfüssigen Marvel-Humor zuständig. Robert Downey Jr. fungiert als Bindeglied zu den bisherigen Filmen aus dem MCU, bleibt aber ansonsten im Hintergrund. Was den modernen Superheldenfilmen aber meist fehlen, sind die packenden Bösewichte. Michael Keaton reiht sich hier klar in die obere Klasse ein, Charisma hat der Mann genug. Und dies spielt er auch aus. Eine intime Szene zwischen ihm und Tom Holland gehört zum Besten, was der Film zu bieten hat. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass man mehr aus seiner Figur hätte herausholen können. Wären die Drehbuchautoren mit dessen Charakterisierung etwas konsequenter und präziser gewesen. Bei sechs Autoren ist es sowieso überraschend, dass der Film so gut funktioniert, viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Hier ist das glücklicherweise nicht der Fall. «Spider-Man: Homecoming» bietet zwei Stunden anspruchslose Unterhaltung, die nie langweilig wird. Gespickt mit leichtfüssigem Humor und Auftritten diverser Marvelfiguren, macht der Film die beiden letzten Abenteuer der Spinne vergessen.
Kinostart Deutschschweiz: 13.07.2017
Bild- und Trailerquelle: Paterson-Entertainment AG
Regie: Jon Watts / DarstellerInnen: Tom Holland, Michael Keaton, Robert Downey Jr., Marisa Tomei, Jon Favreau uvm.
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