Von „Blade Runner“ bis „Hunger Games“ – das Kino liebt Dystopien über eine düstere Zukunft. Gerade deshalb ist es erfrischend zu sehen, wie „Star Trek Beyond“ die utopischen Wurzeln der Sci-Fi-Franchise wieder entdeckt.
Seitdem J. J. Abrams der Kult-Marke 2009 einen Reboot geschenkt hat, hätte man beinahe vergessen können, auf welch optimistischen Gedanken Gene Roddenberrys originale Idee aufbaut. „Star Trek“ und „Star Trek Into Darkness“ zeigen eine Zukunft, in der die galaktische Föderation grosse Mühe damit bekundet, den interstellaren Frieden zu wahren. Dabei gehört der Glaube, dass die Menschheit gemeinsam, mit Hilfe von Wissenschaft und Technologie, eine bessere Zukunft schaffen kann, zu den Grundpfeilern der diversen TV-Serien – darunter „The Original Series“ (1966–1969) und „The Next Generation“ (1987–1994) –, die Roddenberrys Vision entwuchsen. Es ist kein Zufall, dass die ursprüngliche Crew des Raumschiffs Enterprise ein für Sechzigerjahre-Verhältnisse äusserst vielfältiges Figurenspektrum aufweist. Zwar müssen es Captain Kirk, Commander Spock, Dr. McCoy, Pavel Chekov und die Lieutenants Uhura, Sulu und Scotty regelmässig mit bösen Aliens aufnehmen, doch inmitten aller Konflikte steckt das Wissen darum, dass man in einer Welt lebt, für die es sich nicht nur zu kämpfen lohnt, sondern der mit Diplomatie am besten gedient ist.
Zu dieser Weltanschauung kehrt Regisseur Justin Lin („Fast Five“), der das Zepter vom ins „Star Wars“-Universum abgewanderten Abrams übernommen hat, in „Star Trek Beyond“ zurück. Kirk (Chris Pine), Spock (Zachary Quinto), McCoy (Karl Urban) und Co. befinden sich auf der standesgemässen Fünfjahresmission der Enterprise, fremde Welten zu erkunden und neue Verbündete zu gewinnen, die der Föderation bei etwaigen Angriffen von Klingonen und Romulanern zur Seite stehen könnten. Doch das Ganze verläuft allzu reibungslos: Kirk ist von der Routine dermassen gelangweilt, dass ihm ein mysteriöser Hilferuf aus einem gefährlichen Asteroidengürtel gerade recht kommt. Dort plant der mächtige Krall (ein kaum wieder zu erkennender Idris Elba) einen Angriff auf die nächste Basis der Föderation.
„Beyond“ liefert, was man von „Star Trek“ erwartet: ein klassisches Weltraumabenteuer mit einem Herz für einfallsreiche Schauplätze, rasante Actionsequenzen und sympathischen Humor. Spock, McCoy und Scotty (Simon Pegg, der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat) setzen die komödiantischen, die Rebellin Jaylah (Sofia Boutella) die martialischen Höhepunkte in einem höchst unterhaltsamen Film, der sich im Tonfall zwar öfters von „Guardians of the Galaxy“ inspirieren lässt, in seinem Kern aber auch ernstere Themen anschneidet. Wie „Star Trek VI: The Undiscovered Country“ – dem vielleicht besten Franchisen-Eintrag – beschäftigt sich „Star Trek Beyond“ mit dem menschlichen Hang zum Hass und der Frage, ob und wie man Kriege ein für alle Mal hinter sich lassen könnte. Es ist diese gelungene Kombination von humorvoller Action und seriöser Kontemplation, die Lins Film auszeichnet. Roddenberrys Vision lebt weiter.
Seit dem 21.7. in den Deutschschweizer Kinos / Regie: Justin Lin / Mit: Chris Pine, Zachary Quinto, Karl Urban, Zoe Saldana, Simon Pegg, John Cho, Anton Yelchin, Sofia Boutella, Idris Elba
Bildquelle: Universal Pictures International Switzerland
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