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«Tadmor» – Traumatisches wird zu Filmstoff

Von Claudia Müller @clfmueller · On März 5, 2017


Libanesische Gefangene inszenieren, was sie an Gräueltaten im syrischen Gefängnis in Tadmor erfahren mussten. Der CH-Dokumentarfilm «Tadmor» lässt die Gequälten erzählen und selbst Wächter und Sträfling spielen. Als Zuschauer will man nur eines: dass es schnell vorbei ist.

Ali Abou Dehn hatte einen Vogel gefangen. Das durfte er nicht. Zur Strafe liess man ihn nicht nur verprügeln. Er musste eine Kakerlake essen und einen verstorbenen, bereits verdorbenen Vogel hinunterschlucken. Dieser beschädigte seine Stimmbänder, so dass er nicht mehr gut sprechen konnte.

Das ist nur eine der vielen Torturen, die von den sieben Männern in einem kahlen Zimmer mit nur einem Stuhl, geschildert wird. Diese haben zwischen 9 und 14 Jahren im Gefängnis verbracht und überlebt. Die Stadt Tadmor, auch bekannt unter dem Namen Palmyra, liegt über 200 Kilometer nordöstlich von Damaskus in der syrischen Wüste. Sie war Teil des römischen Reiches und ist wegen seiner Kunst und Architektur zum Unesco Weltkulturerbe erklärt worden. Seit dem Krieg und der Eroberung vom «Islamischen Staat» sind die prachtvollen Bauten vor allem den Bildern der Verwüstung und Zerstörung gewichen.

Für den Dokumentarfilm des deutsch-libanesischen Regisseurpaares Monika Borgmann und Lokman Slim haben sich 22 ehemalige Insassen des Gefängnisses zur Verfügung gestellt. Die Männer hatten so auch die Möglichkeit, sich mit dem Erlebten einmal mehr emotional auseinanderzusetzen.

Sie zeigen in ihrem selbst inszenierten Gefängnis wie sie gelebt und geschlafen haben. Dazwischen erzählt jeweils einer der ehemaligen Inhaftierten was ihm persönlich widerfahren ist. Es sind Folterungen und Erniedrigungen, die sich schlecht nachspielen lassen. Bilder erzeugt der Zuschauer während des Erzählten selbst, und das reicht vollkommen aus.

Von Beginn an stellt sich beim Schauen des Films ein Gefühl der verzweifelten Zerrissenheit ein. Wie bei einem schrecklichen Unglück, bei dem man ‚live’ dabei ist und nicht hinsehen will aber doch hinschaut –  so fühlt es sich an, als Zuschauer eines unmenschlichen, grausamen, Haftsystem.

Borgmann und Slim haben bereits mit dem Film Massaker (2004) das Thema Gewalt im Krieg aufgegriffen. Dieses war ein Porträt von drei Urhebern des Massakers in Sabra und Chatila, welches Teil des libanesischen Bürgerkrieges ist. In 2008 treffen die beiden auf eine Gruppe Libanesen, die jahrelang in syrischen Gefängnissen inhaftiert waren. Die Berichte über Folter, Demütigung und Überleben liessen sie nicht los, so dass sie beschlossen einen weiteren Film zum Thema der extremen Gewalt zu machen. Warum die libanesischen Männer inhaftiert wurden und wie sie heute mit ihrer Vergangenheit umgehen, sind nicht Teil des Films. Vielmehr geht es darum, wie die Gefangenen mit der brutalen Gewalt umgegangen sind.

Die libanesischen Männer liessen sich auf das Experiment ein und haben mit Mörtel und Gittern das „Königreich des Wahnsinns und des Todes“, wie der syrische Dichter Faradsch Bairakdar das Gefängnis beschreibt, nachgebaut. Einen Tag und eine Nacht lang sind sie für den Dokumentarfilm wieder in ihrer schrecklichen Vergangenheit gefangen. Für den Zuschauer fühlt es sich genauso lange an.

Ab 9. März in den Schweizer Kinos zu sehen.

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Claudia Müller

Marcello Mastroianni, Woody Allen und ich an einem Tisch, mehr brauche ich nicht.

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