«WEIT. Die Geschichte von einem Weg um die Welt» – Ein Interview mit Gwendolin Weisser und Patrick Allgaier
Der Film «WEIT. Die Geschichte von einem Weg um die Welt» von Gwendolin Weisser und Patrick Allgaier zeigt uns, wie faszinierend und abenteuerlich unsere Erde sein kann, wenn man den Mut hat, neue Wege zu gehen. Gwen und Patrick waren ganze 3,5 Jahre rund um den Globus unterwegs und haben auf ihrer spektakulären Reise ganze 50’000 Kilometer per Anhalter zurückgelegt. Was das Paar auf dieser weltumrundenden Reise erlebt haben, zeigt ihr atemberaubender Dokumentarfilm auf authentische und spannende Art und Weise. Ein Film, bei dem man emotional mitfiebert und sieht, dass man auch mit weniger zufrieden sein kann.
Spezialvorstellungen im Allianz Cinema!
Der Dokfilm wird im Allianz Cinema Zürich am 6.8. und im Allianz Cinema Basel am 5.8. gezeigt. Die beiden Filmemacher werden persönlich an diesen Daten in Zürich und Basel anwesend sein. Anlässlich dieser Spezialvorstellungen im grossen Kino im Freien haben wir uns im Vorfeld mit ihnen unterhalten und erfahren, wie sie beim Filmen während ihrer Reise vorgegangen sind, warum sie sich über 200 Mal beim Kochen gefilmt haben und was sonst noch so neben der Kamera passiert ist.
Der Film «WEIT. Die Geschichte von einem Weg um die Welt» ist eine Ode an die Pracht des menschlichen Herzens, an die Farbigkeit der Kulturen dieser Welt und dass wir allen Menschen mit Respekt und Toleranz begegnen sollten. Erlebt den Film auf der Grossleinwand des Allianz Cinema und lernt die Filmemacher persönlich kennen, denn sie werden an den Vorstellungen im Allianz Cinema Zürich am 6. August und im Allianz Cinema Basel am 5. August persönlich vor Ort sein. Nicht verpassen!
«Der Film «WEIT. Die Geschichte von einem Weg um die Welt» ist eine Ode an die Pracht des menschlichen Herzens, an die Farbigkeit der Kulturen dieser Welt und dass wir allen Menschen mit Respekt und Toleranz begegnen sollten, mit welchem auch wir selbst behandelt werden wollen.»
Zum Interview mit Gwen und Patrick:
Maximum Cinema: Erst einmal herzliche Gratulation zu eurem Film, das scheint eine sehr schöne Reise um die Welt gewesen zu sein. Wie seid ihr mit dem ganzen Material verfahren? Das müssen ja unzählige Stunden gewesen sein, die ihr dann nochmals habt sichten müssen?
Patrick Allgaier: Die Daten haben wir auf einen kleinen Laptop gespeichert und immer, wenn dessen Festplatte voll war, haben wir eine Festplatte gekauft, alles gespiegelt und jemanden gesucht der bald nach Deutschland fliegt. Andere Reisende, Freunde, Verwandte, die uns besucht haben. Auf diese Weise sind insgesamt acht Festplatten sicher bei unseren Eltern zuhause angekommen.
Wir haben schon während der Reise kleine Videos geschnitten und veröffentlicht. Das hat uns eine gute Übersicht gegeben. Trotzdem hatten wir immer noch unglaublich viel Material, und die grosse Kunst im Schnitt bestand daraus auszusortieren. Gerne hätten wir einen 8-10 Stunden langen Film gemacht. Die Idee auch ein Buch zu gestalten, war besonders wichtig um alle Eindrücke und Geschichten dann auch unterbringen zu können.
«Gerne hätten wir einen 8-10 Stunden langen Film gemacht.»
Wie seid ihr bei der Wahl der Musik eures Films vorgegangen?
Musik durften wir unterwegs sehr viel sammeln, trotzdem war das nicht genug. Auf der Reise haben wir den Musiker Isaac Friesen aus der Oberlausitz in Indien kennengelernt. Er hat uns erzählt, dass er gerne einmal Musik für einen Film schreiben und spielen wollen würde. Nach der Reise haben wir ihn angerufen und er hat mit seinem Kollegen Falk Schönfelder unglaublich schöne Filmmusik für «WEIT. Die Geschichte von einem Weg um die Welt» gestaltet. Sicherlich eines der Qualitätsmerkmale des Films.
Als Dokumentarfilmer ist man ja versucht, die Welt so aufzunehmen wie sie ist. Manchmal ist das aber nicht möglich – etwa wenn man schöne Momente verpasst und versucht das zu reproduzieren. Inwiefern habt ihr während eurer Reise doch ab und zu mal „geschummelt“? Gabs auch mal zwei Takes?
Die Leute denken oft, wir hätten immer alles gefilmt. Das war ganz und gar nicht der Fall. Wir waren in erster Linie als Reisende unterwegs. Nicht als Dokumentarfilmer. Die Reise filmisch zu begleiten war ein Bonus, und kein Muss. Wir hatten demnach keinen Druck unbedingt Geschichten sammeln zu müssen. Und so konnten wir authentisch filmen ohne irgendetwas inszenieren zu wollen. Wenn etwas nicht “geklappt” hat, haben wir es eben gelassen. Oder wenn wir das Gefühl hatten, unserem Gegenübern ist die Kamera unangenehm, haben wir einfach nicht mehr weiter gefilmt. So ist die Kamera auch mal über die ein oder andere Woche ganz ausgeblieben.
Anfangs sind wir noch mit Stativ gereist, das haben wir nach 5 Wochen verschenkt. Ab dann haben wir uns immer ein “Stativ” gebastelt. Aus Steinen, Rucksäcken, Freunden… Damit hatten wir die Möglichkeit uns auch mal beide im Bild auftauchen zu lassen. Die einzige Szene, die wir tatsächlich nicht selbst gemacht haben, ist das letzte Bild im Film. Eine Drohnenaufnahme am letzten Tag der Reise. Das haben Freunde von uns gemacht, aus der Filmproduktionsfirma, in der ich früher gearbeitet habe.
Und als generelle Anschlussfrage auch an euch als Filmemacher und nicht als Reisende: Inwieweit kann der Dokumentarfilm die Welt wiedergeben? Wo darf der Filmemacher auch in das Geschehen eingreifen?
Für uns war es wichtig Dinge so zu zeigen, wie wir sie erlebt haben. Nichts zu dramatisieren oder zu beschönigen. Nirgendwo hinzufahren, nur um schöne Bilder zu machen. Eine meiner Lieblingsstellen ist die Szene in der kasachischen Wüste im Film. Damals habe die Kamera auf dem Boden gestellt um eigentlich zu filmen, wie wir in die Wüste hinauslaufen. In diesem Moment hält ein Auto und zwei Kasachen steigen aus. Sie stellen uns Fragen und es entsteht eine total typische Situation, wie wir sie fast tagtäglich erlebt, wo wir unserer Reise beschreiben und Reaktionen darauf bekommen. Wir haben für den kurzen Moment sogar vergessen, dass die Kamera läuft. Ein paar Tage später schaue ich mir die Szene an und freue mich total über die Aufnahme. Unsere Köpfe sind im Bild zwar abgeschnitten, wirklich kein schönes Bild, aber das ist mir an der Stelle total egal, der Inhalt ist echter als er nicht sein könnte. Solche Szenen sind für mich ehrlicher Dokumentarfilm und die Perlen einer jeden Reportage.
«Für uns war es wichtig Dinge so zu zeigen, wie wir sie erlebt haben.»
Der Schnitt verfremdet immer. Alleine weil aus 3,5 Jahren zwei Stunden werden. Alles wirkt viel schneller und flüssiger, als es tatsächlich war. Man kann nicht in 7 Stunden zeigen wie man 7 Stunden auf ein Auto wartet. Obwohl das mutig wäre. Somit ist der Schnitt immer eine Reduktion der Wirklichkeit. Ziel ist es trotzdem das Gefühl und die Stimmung authentisch beizubehalten. Wenn man also 60 Sekunden lang dasselbe Bild zeigt, kann man damit auch vermitteln, dass 7 Stunden Wartezeit sich sehr lange anfühlen können.
Wer von Euch hat sich mehr auf den Film, und wer hat sich mehr auf die Fotos konzentriert? Gabs da bei euch klare Funktionen oder habt ihr beide alles gemacht?
Wir hatten kein Drehbuch, keine Regieanweisungen. Das wollten wir nicht und das wäre auch nicht gegangen. Wie andere jeden Tag Tagebuch schreiben, haben wir einfach visuell zusammengefasst und dokumentiert, was uns beschäftigt, was passiert. Das waren neben Begegnungen ganz oft wie wir essen oder warten. Ich glaube wir haben uns gefühlt 200 Mal beim Kochen gefilmt.
«Ich glaube wir haben uns gefühlt 200 Mal beim Kochen gefilmt.»
Waren die verschiedenen Sprachen für euch kein Problem?
Gwen hat Russisch in der Waldorfschule in Freiburg gelernt. Zumindest die Basics. Damit haben wir, gerade beim Trampen, viel zurückgeben können und den Leute unsere Reisegeschichte erzählen. Das hat (Auto-)Türen geöffnet. Meistens, wenn im Film eine andere Sprache gesprochen wird ist das Russisch. Das ging auf dem Balkan, in Zentralasien, im Kaukasus und sogar in der Mongolei. In Ländern, wo wir die Sprache nicht konnten, haben wir zumindest versucht vorher die wichtigsten Wörter zu lernen: “Hallo”, “Danke”, “Auf Wiedersehen”, “Entschuldigung” und “Lecker”. Letzteres um regionale Köstlichkeiten loben zu können. Das ist sehr wichtig!
«In Ländern, wo wir die Sprache nicht konnten, haben wir zumindest versucht vorher die wichtigsten Wörter zu lernen: “Hallo”, “Danke”, “Auf Wiedersehen”, “Entschuldigung” und “Lecker”. Letzteres um regionale Köstlichkeiten loben zu können. Das ist sehr wichtig!»
Smartphones kommen im Film nur ganz am Rande vor. Und Social Media auch nicht. Einmal skypt ihr kurz mit der Grossmutter von Gwendolin. Wart ihr während eurer Reise denn trotzdem auch ab und zu online oder wurde das bewusst ausgeklammert?
Wir sind ohne Smartphones gereist, wir wollten das Internet bewusst nur punktuell nutzen. Im Wesentlichen dann um Kontakt mit zu Hause zu halten, Recherchen zu machen oder Couchsurfing zu nutzen. Facebook und andere soziale Medien haben wir während der Reise nicht genutzt, um im Hier und Jetzt zu bleiben. Schön war es alle paar Wochen eine kurze Geschichte auf unserer Homepage zu schreiben oder alle paar Monate ein Video zu schneiden.
«Facebook und andere soziale Medien haben wir während der Reise nicht genutzt, um im Hier und Jetzt zu bleiben.»
Ihr habt euch zum Ziel gesetzt, nicht mehr als 5 Euro pro Tag auszugeben. Hat das funktioniert?
Auf die 5-Euro-Motivation wurden wir am Anfang ein bisschen reduziert. “Low Budget Weltreise” und so. Das war nie das Ziel, es sollte keine Challenge sein. Es sollte nur ein Richtwert sein um mit unseren Ausgaben bewusst umzugehen, und bescheiden sein zu wollen. Bis Japan hat das dann tatsächlich funktioniert. Danach dann nicht mehr, weil wir mit Schifffahrten, Bus und Familie mehr gebraucht haben. Trotzdem war nicht das Geld, sondern die Zeit unser eigentlicher Luxus.
In eurem Film zeigt ihr die Schönheit dieser Welt. Ihr habt in wenigen Momenten auch Angst und Unmut zugelassen. Gab es Situationen oder unschöne Momente, die ihr absichtlich aus dem Film rausgelassen habt: Etwa dass ihr krank wart oder Streit hattet?
Tatsächlich filmten wir eher die schönen Momente, das geht einfacher. Wenn Situationen aufkamen, in denen wir uns unwohl gefühlt haben, sind wir selten auf die Idee gekommen die Kamera auszupacken. So war es schön nach der Reise auch ein Buch oder Reisemagazin zu machen, um auch die Möglichkeit zu haben Geschichten zu erzählen, die nicht gefilmt wurden, die vielleicht sogar auch emotionaler und herausfordernder waren. Aber trotz allem hatten wir nicht geplant, einen positiven Film zu schneiden. Wir haben uns vor dem Schnitt gesagt, so authentisch und echt wie möglich. Als wir den Film fertig hatten, haben uns andere Leute gesagt, dass der Film so positiv sei. Das war uns gar nicht aufgefallen gewesen, denn für uns war alles Gezeigte normal und vertraut. Schön zu sehen, dass das Schöne und das Gute auf der Reise um die Welt sehr überwogen hat.
«Schön zu sehen, dass das Schöne und das Gute auf der Reise um die Welt sehr überwogen hat.»
Wenn man einen solch erfolgreichen Dokumentarfilm gemacht hat, gibt’s neben Ruhm, Ehre und Ticketeinnahmen ja sicherlich auch Möglichkeiten, neue Projekte zu planen und zu finanzieren. Ihr seid ja nicht nur Reisende, sondern auch Filmemacher: Ist etwas in Planung?
Ein Film ist nicht geplant, eine grosse Reise auch nicht. Und schon gar kein Reisefilm über uns. Das würden wir nicht mehr wollen. Der Film war wie er war, weil wir ihn nicht in diesem Ausmass geplant hatten. Das können und wollen wir nicht wiederholen.
Die «Filmreise nach der Reise» – wir haben den Film in über 80 Kinos im deutschsprachigen Raum persönlich vorgestellt – war aufregend und spannend, aber auch sehr nah. Wir haben dabei auch immer darauf geachtet, dass das Thema bei der Reise bleibt, und nicht auch unseren jetzigen Familienalltag einnimmt. Wir wollen nun zusehen, dass wir uns bald wieder aus der Öffentlichkeit zurückziehen, die Reise die Reise sein lassen und ein neues Projekt gründen. Vielleicht eine Gemeinschaft als kleines ruhiges Ökodorf hier in Europa, um dann auch Leute aus der Welt zu uns einladen zu können.
Letzte Frage: Wie gehts Bruno?
Gut.
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An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Gwendolin Weisser und Patrick Allgaier für die Zeit. Das Interview wurde schriftlich geführt, *Patrick Allgaier hat die Antworten formuliert. Ebenfalls bedanken wir uns bei Allianz Suisse und freuen uns auf die beiden Vorführungen auf Grossleinwand vom Film «WEIT. Die Geschichte von einem Weg um die Welt» im Allianz Cinema Zürich am 6. August und im Allianz Cinema Basel am 5. August, wo man die beiden Filmemacher persönlich kennenlernen darf!
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Der Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Allianz Suisse.
Trailer und Bildquellen: Gwendolin Weisser und Patrick Allgaier / http://www.weitumdiewelt.de/presse
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