Es war einmal ein kleines Filmfestival im Kino Houdini und da widerfuhr mir eigentlich alles, was ich an Kinogängern hasse. Nun, Hass ist natürlich ein sehr hartes Wort. Sagen wir lieber, dass ich es nicht besonders begrüsse. Und da ich mich seit einer Weile mit dem inneren Frieden und so weiter beschäftige, lag es mir sehr am Herzen, einen Artikel à la „5 Dinge, mit denen du andere Kinogänger zur Weissglut treibst“ in einen positiveren Knigge Text zu verwandeln. So als Anleitung für jene wirklich Unwissende und solche, die so tun. Hier also die Top 5 To Do‘s im Kino:
1) Bleibt beim Popcorn oder lasst es einfach ganz bleiben
Es ist ja kein Problem, wenn jemand nebendran genüsslich sein Popcorn mampft. Für manche gehört das einfach dazu. Solange es im Mund landet und nicht auf dem weissen Wolkenhaar einer armen Oma. Das ist nämlich echt dämlich und total unangenehm für die Betroffenen. Und wo der Spass dann aber sicher aufhört, ist bei mitreingeschmuggelten Pommes, Eiersandwiches und – ja, alles schon erlebt – Döner und Algenchips. Wenn ihr echt keine zwei Stunden ohne was zwischen den Zähnen aushaltet, schmeisst einfach einen Kaugummi rein. Aber bitte nicht laut schmatzen dabei.
2) Rechtzeitig ankommen
Ganz selten gibt’s das mal. Dass man so richtig spät dran ist, weil man den Bus verpasst hat oder sowas. Aber mal ganz ehrlich, die meisten laufen einfach zehn bis fünfzehn Minuten später in die Vorstellung, weil sie die Werbung umgehen und lieber noch ein wenig draussen plappern wollen. Hier ein paar Beispiele wann Pünktlichkeit geschätzt wird: An Filmfestivals, wo vorher eine Ansprache oder Begrüssung stattfindet, in Kinos, die nur ein paar Dias schalten und dann der Film sofort beginnt, bei Premieren mit Gästen und (wer hätte das gedacht) wenn der Kinosaal rappelvoll ist und überall schon Gläser und Getränkeflaschen auf dem Boden stehen. Während die Trailer laufen, kann man sich sowieso noch im Flüsterton unterhalten also alles easy.
3) Behaltet eure Hände und Füsse bei euch
Kuscheln und Betatschen kann ja ganz schön sein. Aber nicht wenn man die Person ist, die neben einem Paar im Kino sitzt und jedes Gestreichle und Geschmatze anderthalb Stunden lang praktisch miterlebt. Hey! Ihr seid verliebt, alles klar. Wir haben es verstanden. Und falls ihr die einzigen in der hintersten Reihe seid, ist es irgendwie auch noch in Ordnung. Aber wer gleich rechts und links unmittelbare Nachbarn hat, sollte die Hände doch lieber bei sich selber behalten oder wenigstens lautlos Händchen halten. Wie Normalos halt.
4) Behaltet die Schuhe an
Dies müsste eigentlich selbstverständlich sein, aber leider verwechseln viele das Kino (oder die Bibliothek) mit ihrem eigenen Wohnzimmer. Klar, manchmal trägt man Schuhe, die drücken. Oder der Kinosessel fühlt sich genau so an, wie der bequeme Sessel, den man zu Hause vor dem Fernseher stehen hat. Das ist leider trotzdem keine Entschuldigung dafür, dass dem Bedürfnis die Schuhe auszuziehen, nachgegangen wird. Meine Füsse riechen auch nicht nach Rosenwasser, aber das ist auch genau der Grund, warum sie in meinen Schuhen stecken bleiben und dann im vertrauten Heim ihren Geruch voll und ganz entfalten dürfen.
5) Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
Dieses Sprichwort stimmt nicht immer. Das möchte ich an dieser Stelle unbedingt betonen. Aber im Falle vom Kinobesuch, dürften sich das einige gerne zu Herzen nehmen. Selbstverständlich geistern irgendwelche witzigen oder ironischen Kommentare im Kinogängerhirn herum. Leider sind diese Kommentare ultraselten tatsächlich witzig. Und Kotzgeräusche bei romantischen Szenen sind nicht nur nervig und bemitleidenswert, sondern verderben jenen, die auf diese romantischen Szenen gewartet haben, auch wirklich die Laune. Über den Film reden kann man schliesslich danach, bei einem Bier, irgendwo anders. Da könnt ihr dann eurer Rede freien Lauf lassen.
Vieles kann auch vermieden werden, wenn genannte Übeltäter einfach darauf hingewiesen werden. Statt sich den ganzen Film hindurch zu ärgern, kann man freundlich auf den Fauxpas hinweisen und in den allermeisten Fällen, wird dann das Verhalten unterbunden. Aber auch hier gilt: Immer freundlich und locker bleiben. Vielleicht hat man ja selbst eine nervige Angewohnheit. Unbewusst gegen den Sessel vornedran zu kicken zum Beispiel. Das wäre dann noch Punkt 6 gewesen.
Und jetzt viel Spass am schönsten Ort der Welt, im Kino!
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