Vom 5. bis 10. Dezember findet die fünfte Ausgabe des Human Rights Film Festival (HRFF) im KOSMOS in Zürich statt. 19 Filme zeigt das Festival zu seinem fünfjährigen Jubiläum rund um das Thema Menschenrechte und vereint die Forderung nach Freiheit, Gleichheit und Solidarität auf der Leinwand.
Während sechs Tagen lädt das HRFF das Publikum ins Kino ein, um in weniger bekannte Welten einzutauchen, wo Filmemacher*innen aus der ganzen Welt spannende, entlarvende, schmerzhafte und beglückende Geschichten ans Licht bringen. Die Oberfläche wird durch ganz unterschiedliche, künstlerische Strategien durchleuchtet, angekratzt, weggeschoben oder gänzlich durchbrochen.
Hier eine Auswahl aus den 19 Filmen, die du nicht verpassen solltest:
1. «Gods of Molenbeek» von Reetta Huhtanen
Im Eröffnungsfilm «Gods of Molenbeek» wird die Geschichte einer Freundschaft zwischen einem atheistischen und einem muslimischen Jungen im Brüsseler Agglomerationsbezirk Molenbeek gezeigt. Als Molenbeek von einem Terroranschlag erschüttert wird, entdecken die beiden Buben, wie sich schlagartig alles ändern kann. Zu Gast ist die Regisseurin Reetta Huhtanen.
2. «One Child Nation» von Nanfu Wang und Jialing Zhang
In «One Child Nation» geht die Co-Regisseurin Nanfu Wang ihrer eigenen Familiengeschichte auf den Grund. Der Dokumentarfilm beleuchtet die Ein-Kind-Politik Chinas, die es für die meisten Paare illegal machte, mehr als ein Kind zu haben. Nanfu gräbt sich furchtlos durch ihr eigenes Leben und verbindet ihre Erfahrung als Mutter mit Berichten ihrer Familienmitglieder, Propagandamaterial aus dem Archiv sowie Zeugnissen von Opfern und Strafverfolgungsbehörden. Das strenge Gesetz, das zu erzwungenen Sterilisationen und Abtreibungen, verlassenen Neugeborenen und Entführungen durch die Regierung geführt hat, mag im Jahr 2015 ein Ende gefunden haben, aber Auseinandersetzung mit seinen Auswirkungen steht erst am Anfang.
3. «Volunteer» von Anna Thommen und Lorenz Nufer
Wir kennen sie alle: die Bilder von Flüchtlingen – auf Booten, an Grenzen, Elend und Leid. Der Schweizer Dokumentarfilm «Volunteer» verweigert sich zwar nicht diesen Bildern, doch er versucht, den Spiess umzudrehen, indem er die Reaktionen von vier Schweizern zeigt, die ausgezogen sind, um diesen Menschen zu helfen. Vier Freiwillige, die Verantwortung übernommen haben an den Grenzen Europas – gegenüber tausenden in Booten ankommenden Menschen. Dem Film von Anna Thommen und Lorenz Nufer gelingt es dabei auf unprätentiöse, ruhige Art, die Innenwelt dieser vier Freiwilligen zu veräusserlichen und lässt diese ohne Zeigefinger und mit viel Taktgefühl davon erzählen, wie es ist, diese Verantwortung wahrzunehmen, die eigentlich niemand will.
Im Anschluss an den Film am 9. Dezember folgt ein KOSMOPOLITICS-Talk zum Thema «Darf Solidarität bestraft werden?» – ein Gespräch mit dem Co-Regisseur Lorenz Nufer, den Protagonisten Michael Räber und Michael Grossenbacher sowie Lisa Salza, Kampagnenleiterin von Amnesty International. Moderation: Noëmi Landolt (Journalistin «Die Wochenzeitung – WOZ»).
4. «Another Day of Life» von Raúl de la Fuente und Damian Nenow
Der visuell beeindruckende, bisweilen überbordende Dokumentarfilm über den angolanischen Bürgerkrieg, «Another Day of Life» von Raúl de la Fuente und dem polnischen Animationstalent Damian Nenow, feierte seine Weltpremiere im vergangenen Jahr in Cannes und lief anschliessend auch am Fantoche in Baden. Die gelungene Symbiose zwischen dem etablierten Dokumentarfilmer de la Fuente und dem erstklassigen Animationstechniker Nenow ist ein starker AniDok auf den Spuren von «Waltz with Bashir».
5. «Maternal» von Maura Delpero

«Maternal» von Maura Delpero
In dieser bewegenden Darstellung des Lebens in einem Frauenhaus in Argentinien schafft Maura Delpero ein Porträt der Mutterschaft unter schwierigsten Bedingungen. Das «Hogar» ist eine paradoxe Welt, in der eine frühreife Gruppe von Teenagern mit den keusch lebenden Nonnen zwischen strengen Regeln und christlicher Liebe zusammenlebt. Schwester Paola ist gerade aus Italien nach Buenos Aires gekommen, um ihr Noviziat zu beenden und ihr letztes Gelübde im Hogar abzulegen, einem italienischen religiösen Zentrum für jugendliche Mütter in Buenos Aires. Lu und Fati sind 17-Jährige, die plötzlich zu Müttern werden. «Maternal» zeigt drei verschiedene Frauen, die sich gegenseitig und ihre Beziehung zur Mutterschaft beeinflussen.
6. «I Want to Break Free» – Fünf Kurzfilme zum fünfjährigen Jubiläum

«Sœurs Jarariji» von Jorge Cadena
Zum diesjährigen Jubiläum zeigt das Filmfestival eine Reihe von facettenreichen Kurzfilmen rund um das Thema Menschenrechte aus verschiedenen Kulturen und Ländern.
«Prisoner of Society» von Rati Tsiteladze
Was bedeutet es, im eigenen Zuhause und im eigenen Land fremd zu sein? Ein intimer Blick in die Welt einer jungen Transfrau, gefangen zwischen dem Wunsch nach persönlicher Freiheit und den traditionellen Erwartungen ihrer Familie.
«Fence» von Lendita Zeqiraj
Mehrere Generationen von Frauen aus derselben Familie konfrontieren einander lautstark mit ihren Ansichten über Leben, Liebe, Lust und das Patriarchat, während der einzige Junge auf eine Fluchtgelegenheit wartet.
«All These Creatures» von Charles Williams
Ein Jugendlicher versucht seine Erinnerungen an eine mysteriöse Plage, seinen Vater und die kleinen Wesen, die in uns allen stecken, zu entwirren.
«Sœurs Jarariju» von Jorge Cadena
Viviana und Yandris, zwei Schwestern aus der ethnischen Gruppe der Wayuu in Kolumbien, entdecken durch überlieferte Rituale ihre Traditionen. Als ihr Vater stirbt, verlassen sie in einem mutigen Akt ihr Land.
«Brotherhood» von Meryam Joobeur
Mohamed ist erschüttert und misstrauisch, als sein entfremdeter ältester Sohn mit einer rätselhaften jungen Frau ins ländliche Tunesien heimkehrt. Ein vielschichtiges Drama über Familienbeziehungen, alte Wunden und Missverständnisse.
Das gesamte Programm findet ihr hier: https://www.humanrightsfilmfestival.ch
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Trailer- und Bildquellen: https://humanrightsfilmfestival.ch/
Titelbild aus «Gods of Molenbeek»
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