Beworben wird der Horrorfilme «Antebellum» mit «vom Produzenten von Get Out». Das weckt hohe Erwartungen, die leider nicht erfüllt werden.
Der Film beginnt auf einer Baumwollplantage in den USA. Sklav*innen pflücken Baumwolle, während Aufseher in Südstaaten-Uniformen einen Fluchtversuch vereiteln. Die Regisseure und Drehbuchautoren Gerard Bush und Christopher Renz halten sich gleich von Beginn weg nicht damit zurück, die Gräueltaten der Sklavenhalter*innen zu zeigen: Mit einem Lasso um den Hals erst brutal zurückgeschleift, wird die vergeblich Fliehende daraufhin kurzerhand erschossen. Ebenfalls auf der Plantage lebt die Sklavin Eden, die sich mit ihrem ungerechten Schicksal noch nicht abgefunden hat. Während sie gegen aussen den Anschein von Unterwürfigkeit aufrechterhält, arbeitet sie im Hintergrund an einem langfristigen Plan. Währenddessen muss sie die Launen des Plantagenbesitzers ertragen, der es speziell auf Eden abgesehen hat.
Janelle Monáe als Eden ist grossartig, bringt Edens erlebtes Grauen präzise auf die Leinwand. Stark sind auch Eric Lange als sadistischer Plantagenbesitzer, sowie Jena Malone als dessen Ehefrau, die herablassend auf die Sklav*innen blickt, während sie mit schwingendem Reifrock und Tochter über die Plantage spaziert. Ebenfalls gut ist die düstere Kameraarbeit von Pedro Luque, der die Plantage in beklemmend atmosphärische Bilder taucht. Damit funktioniert das erste Drittel von «Antebellum» ganz gut. Es fehlt zwar der gezielte Aufbau von Spannung, aber die Taten der Aufseher sind allein schon Horror genug.
Dann springt der Film in die modernen USA und eine weitere Hauptfigur, ebenfalls von Janelle Monáe gespielt, wird eingeführt: Veronica ist akademisch brillant, schreibt Bücher über die Benachteiligung schwarzer Menschen in den USA und hält regelmässig Reden zum Thema. Dazu scheint sie offensichtlich irgendwie verbunden mit Eden. Bevor der Film aber zu einer Erklärung kommt, wird Victoria für eine Weile porträtiert und bekommt dabei so ziemlich alles angedichtet, was man mit einer erfolgreichen Frau so verbindet: ihre Familie, ihre Bücher, ihre Rede, eine Yogastunde und ein stark überzeichneter Mädelsabend. Das alles wird auf eine Art und Weise präsentiert, als wolle man lediglich eine Liste abarbeiten, wodurch Victoria selbst am Ende nur eine Schablone bleibt. Es scheint, als ob die Macher sich nie wirklich mit ihrer Figur auseinandersetzten wollten, sondern lediglich eine grob skizzierte Idee ins Drehbuch geworfen haben.
«Es bleibt am Ende bei einer sehr plakativen Aussage mit überdeutlich gezeichneten Bösewichten. So ist das Ende denn auch ein mässiges, sehr klassisches Horrorfinale, das nur dank Monáes starkem Schauspiel doch noch halbwegs mitzieht.»
Es liegt daran – und am durchwegs fehlenden gezielten Spannungsaufbau –, dass der letztliche Twist nur halb so stark zündet wie er könnte. Ausserdem versäumen es Bush und Renz, ihre eigentlich interessante Idee für eine wirkliche Auseinandersetzung mit Rassismus in den USA zu nutzen. Es bleibt am Ende bei einer sehr plakativen Aussage mit überdeutlich gezeichneten Bösewichten. So ist das Ende denn auch ein mässiges, sehr klassisches Horrorfinale, das nur dank Monáes starkem Schauspiel doch noch halbwegs mitzieht.
«Antebellum» lebt davon, dass die Taten seiner Bösewichte an sich grauenhaft sind. Der Film selbst bringt gestalterisch aber nur wenig Grauen mit sich. Ob ausgerechnet die Sklaverei in den USA als Mittel genutzt werden sollte, um Horror in einen mittelmässigen Film zu werfen, ist fraglich.
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Kinostart Deutschschweiz: 15.10.2020
Filmfakten: «Antebellum» / Regie: Gerard Bush, Christopher Renz / Mit: Janelle Monáe, Jena Malone, Eric Lange, Jack Huston, Kiersey Clemons, Gabourey Sidibe / USA / 106 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Impuls Pictures AG
Ein mittelmässiger Horrorfilm, der es weder schafft, seine interessante Idee für eine tatsächliche Auseinandersetzung mit der Thematik zu nutzen, noch wirklich Spannung zu erzeugen.
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