“There are days that define your story beyond your life. Like the day they arrived.”
Was wäre, wenn plötzlich Raumschiffe auf der Erdoberfläche auftauchen würden? Wie würde die Menschheit darauf reagieren? «Arrival» von Denis Villeneuve stellt sich dieser Frage, in Form einer ausbalancierten Mischung aus intimem Porträt einer emotional traumatisierten jungen Frau, wissenschaftlichen Studie und Blockbuster in typischer Science Fiction-Manier. Neu auf Netflix Schweiz.
Der Streifen beginnt dort, wo andere Science Fiction-Filme aufhören: Beim Versuch des aktiven Kennenlernens der fremden Spezies. Nachdem zwölf Raumschiffe an verschiedenen Orten auf der Erde aufgetaucht sind, wird Louise Banks (Amy Adams) aufgefordert, die Sprache der ‘Aliens’ zu entschlüsseln. Banks, Linguistin und als Professorin für Sprachwissenschaften tätig, besteht darauf, für die Entschlüsselung vor Ort zu sein. Eine Tonaufnahme vorgespielt zu bekommen, reiche dafür nicht aus. Von atemberaubenden Landschaftsaufnahmen und schlichten, aber imposanten Sets und von atmosphärischer Musik begleitet, steht sie den fremden Wesen schliesslich gegenüber. Dass der Science Fiction-Film viel intelligenter daher kommt als andere, hat einerseits natürlich mit seiner aufklärerischen Thematik, andererseits aber auch mit der intensiven Auseinandersetzung mit den involvierten Wissenschaften zu tun.
Wie so oft in Hollywood-Filmen kommt es auch hier zum Konflikt zwischen Politik und Wissenschaft. Auf der einen Seite der kampfstarke Vorgesetzte – hier in Form eines unter Druck stehenden Militärgenerals (Forest Whitaker) – der die ihm von oben aufgetragene Arbeit möglichst schnell abgewickelt haben will, und auf der anderen Seite die Wissenschaftlerin als Underdog, die für ihre Arbeit genug Zeit benötigt. Was als sehr realitätsnahe, fast schon dokumentarische Erzählung beginnt, entwickelt sich schnell zu weit mehr. “What you see is not what you get” beschreibt den Film sehr passend.
“We need to make sure that they understand the difference between a weapon and a tool.”
Eine Frau in der Hauptrolle eines Science Fiction-Films aus Hollywood zu sehen, ist leider immer noch eher selten, macht sich hier aber wieder einmal bezahlt. Amy Adams («Julie & Julia», «American Hustle») verkörpert Louise zielstrebig und verletzlich, was dem Film eine sehr menschliche Note verleiht. Regie führte der Kanadier Denis Villeneuve («Sicario», «Prisoners») und die stimmungsvolle Musik stammt vom Isländer Jóhann Jóhannsson («The Theory of Everything»).
In Zeiten des Aufstiegs neo-faschistischer Populisten wie Donald Trump oder Marine Le Pen und den damit einhergehenden Anti-Globalisierungstendenzen kann «Arrival» auch als Plädoyer für die Bedeutung globaler Zusammenarbeit gelesen werden. Die ‘Shells’ (die Raumschiffe sehen aus wie schwarze, überdimensionale Eierschalen) tauchen in zwölf verschiedenen Ländern auf. Wenn die internationale Zusammenarbeit nicht mehr funktioniert, die Staaten ihre Bildschirme auf Schwarz stellen und jeder den Alleingang wagt, hat das nichts Gutes zu verheissen.
Abschliessend kann man mit Nachdruck sagen, dass sich «Arrival» in eine Reihe mit Meisterwerken wie «Gravity» oder «Interstellar» einordnen lässt, und nicht mit Sci-Fi-Knallkörpern wie «Independence Day» oder «War of the Worlds». Er gehört unbestritten zu den Besten des Jahres.
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«Arrival» startete am Donnerstag, 8. Dezember 2016 im Kino. / Neu auf Netflix Schweiz
Directed by Denis Villeneuve / Written by Eric Heisserer, Basierend auf der Geschichte “Story of Your Life” by Ted Chiang / Darsteller: Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker und Michael Stuhlbarg
Trailer- und Bildquelle: Sony Pictures Switzerland / The Walt Disney Company (Switzerland) GmbH
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