«Traurigkeit schreibt die liebevollsten Geschichten», meint die dänische Filmemacherin Pernille Fischer Christensen, die mit ihrem neuen Film «Astrid» die wohl prägendsten Jahre der weltweit erfolg- und einflussreichsten Kinderautorin, Astrid Lindgren, beleuchtet. Angesiedelt in den zwanziger Jahren Schwedens, erzählt Christensen die Emanzipationsgeschichte einer jungen Heranwachsenden, die sich als Freigeist ihr Stück Glück erkämpft.
«Ich will euch nur sagen, dass es gefährlich ist, zu lange zu schweigen. Die Zunge verwelkt, wenn man sie nicht gebraucht.» Pippi Langstrumpf
Astrid Ericsson (Alba August, einigen bekannt aus der Serie «The Rain»), ein wortgewandtes Energiebündel, wächst mit ihren Geschwistern in einem religiösen Umfeld im ländlichen Schweden auf, wo «schnarchige» Tanzabende das Highlight sind. So kommt ihr das Angebot für ein Praktikum bei Reinhold Blomberg (Henrik Rafaelsen), dem Herausgeber der lokalen Zeitung, gerade recht. Reinhold gefällt Astrids unbeschwerte, kecke Art und so beginnt eine leidenschaftliche Affäre zwischen den beiden. Als Astrid schwanger wird und Reinholds Noch-Ehefrau ihm mit einer Gefängnisstrafe droht, verlässt Astrid ihr Heimatdorf und beginnt in Stockholm eine Ausbildung zur Sekretärin. Ihren neu geborenen Sohn, Lasse, übergibt sie der Pflegemutter Marie (Trine Dyrholm), die sich liebevoll um den Kleinen kümmert. In der Zwischenzeit lässt sich Reinhold scheiden und überrascht Astrid mit einem Heiratsantrag, den sie jedoch ablehnt. Auf sich allein gestellt, geht sie fortan einer ungewissen Zukunft entgegen.
«Don’t let them get you down. Be cheeky. And wild. And wonderful.» Astrid Lindgren
Astrid trägt das Herz auf der Zunge; ihr unermüdlicher Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung führt dazu, dass sie Ungerechtigkeiten offen anspricht. Ganz im Sinne von Astrid Lindgrens Buchfiguren, geht Christensens Protagonistin entschlossen ihren eigenen Weg.
Alba August, Tochter des dänischen Regisseurs Bill August («55 Steps», «Night Train to Lisbon»), legt eine eindrückliche und solide Schauspielleistung hin und belebt ihre Rolle mit einer Mischung aus Pfiff, Mut, Emotionalität sowie Bodenständigkeit.
Christensen bemitleidet ihre Protagonistin keineswegs, sondern lässt sie für ihre Rechte kämpfen und zeigt dabei ein authentisches Portrait der damaligen Zeit. Letzteres sicherlich dank Erik Molbergs Filmbilder, welche die damalige Atmosphäre in sich tragen und sich unverfälscht auf der Leinwand präsentieren. Zudem erhält die Filmbiografie gerade durch seine Arbeit mit der Handkamera eine aufrichtige, dokumentarische Färbung.
«Astrid» ist nicht nur ein herzhaftes Stück ungeschminkte Emanzipation, sondern auch eine universelle Erfolgsgeschichte.
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Kinostart Deutschschweiz: 6. Dezember 2018
Filmfakten: «Astrid» / Regie: Pernille Fischer Christensen / Mit: Alba August, Maria Bonnevie, Trine Dyrholm, Henrik Rafaelsen, Magnus Krepper, Björn Gustafsson, Maria Fahl Vikander, Maria Bonnevie / Schweden, Dänemark, Deutschland / 123 Minuten
Bild- und Trailerquelle: DCM Distribution
Ein herzhaftes Stück ungeschminkte Emanzipation.
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