Nach elf Jahren und 21 Filmen findet der erste grosse Zyklus in Disneys Superhelden-Franchise, dem «Marvel Cinematic Universe» (MCU), endlich ein Ende. Die hohen Erwartungen werden erfüllt: «Avengers: Endgame» ist Blockbusterkino vom Feinsten.
Lange ist es her, seit sich Tony Stark (Robert Downey Jr.) in «Iron Man» (2008) mit einer High-Tech-Roboterrüstung aus einem afghanischen Berggefängnis herauskämpfte, zum titelgebenden Superhelden wurde und so den Grundstein für das MCU legte. Was folgte, ist Geschichte: Er schloss sich mit Captain America (Chris Evans), Thor (Chris Hemsworth) und weiteren Marvel-Comicfiguren, die in ihren eigenen mehrteiligen Abenteuern einem breiten Publikum bekannt gemacht wurden, zum Superheldenteam «Avengers» zusammen, dessen Kampf gegen das Böse bis heute das Geschehen an den internationalen Kinokassen dominiert – und neue Massstäbe für das serielle Erzählen auf Grossleinwand gesetzt hat.
Doch bei Disney weiss man, dass sich Handlungsstränge nicht grenzenlos weiterspinnen lassen, dass man irgendwann definitive Schlusspunkte setzen muss, dass Schauspielverträge nicht ewig währen. Deshalb läutete Disney im vergangenen Jahr den grossen Marvel-Frühlingsputz ein: In «Avengers: Infinity War» trafen die Avengers auf ihren ultimativen Gegenspieler, den Titanen Thanos (Josh Brolin), der mithilfe der mächtigen «Infinity Stones» – das Objekt der Begierde in den meisten MCU-Produktionen – die Hälfte allen Lebens im Universum auslöscht.
Vollendet wird der Kehraus nun mit der direkten Fortsetzung «Avengers: Endgame», in der die Überlebenden von «Infinity War» – darunter auch Tony Stark und Captain America – versuchen, Thanos’ Massaker rückgängig zu machen. (Im Sommer wird noch das Spider-Man-Abenteuer «Far from Home» in die Kinos kommen; darüber hinaus sind zwar Projekte bekannt, Startdaten stehen aber noch keine fest.)
Drei Stunden dauert der überraschend introspektive, streckenweise ungewohnt stille Mega-Blockbuster, in dem das Regie-Brüderpaar Anthony und Joe Russo emotional aus dem Vollen schöpft: «Endgame» nimmt sich Zeit, um zu zeigen, wie Thanos’ Tat die Figuren, deren Entwicklung man jahre- und filmelang beiwohnen konnte, bis ins Innerste erschüttert hat. Das gelingt nicht überall gleich gut – gerade mit Thor hätte das Drehbuch etwas sensibler umgehen können. Trotzdem ist «Endgame», abgesehen von James Gunns MCU-Highlight «Guardians of the Galaxy Vol. 2» (2017), der wohl berührendste Film, den die Franchise bislang gesehen hat.
«Die atemberaubende Schlussschlacht bietet so ziemlich alles, was vom letzten Gefecht des letzten Films einer 22-teiligen Saga erwartet werden kann.»
Das hat auch damit zu tun, dass die Russos hier cleveren Fanservice – Rückgriffe auf ikonische MCU-Momente, Anspielungen auf die Comicvorlagen, inspirierte Figurenkombinationen – in eine hervorragend aufgezogene Geschichte integrieren, die es schafft, das Auflösen von hängigen Erzählsträngen stimmig und organisch wirken zu lassen. Gekrönt wird das Ganze von der obligaten – und atemberaubenden – Schlussschlacht, die selbst für Marvel-Verhältnisse epische Ausmasse annimmt und so ziemlich alles bietet, was vom letzten Gefecht des letzten Films einer 22-teiligen Saga erwartet werden kann. So geht Franchisen-Unterhaltung.
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Kinostart Deutschschweiz: 24.4.2019
Filmfakten: «Avengers: Endgame» / Regie: Anthony Russo, Joe Russo / Mit: Robert Downey Jr., Chris Evans, Mark Ruffalo, Scarlett Johansson, Jeremy Renner, Chris Hemsworth, Don Cheadle, Paul Rudd, Karen Gillan, Brie Larson, Danai Gurira, Josh Brolin, u.v.m. / USA / 181 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Marvel Studios
In «Avengers: Endgame» zeigt sich das Marvel Cinematic Universe vor seiner ersten längeren Pause noch einmal von seiner besten Seite: emotional und durchgehend unterhaltsam.
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