3 Frauen, wie sie nicht unterschiedlicher sein könnten und doch teilen sie das gleiche Schicksal. Sie wohnen alleine in Tel Aviv und kämpfen für sich, um sich als Frauen zu behaupten, um als Palästinenserinnen in Israel zu überleben: ein alltäglicher Kampf für sich selbst und ihre Selbstbestimmung. Frauenpower aus Israel / Palästina.
Parties, laute Musik, Alkohol, Zigaretten, noch mehr Zigaretten und Rauch und mitten drin 3 Frauen, die einfach ihr Leben wollen, so wie sie das möchten.
Da ist Laila (Mouna Hawa), sie ist tagsüber eine selbstbewusste Anwältin, wunderschön und wild mit ihren schönen, roten Locken, grossen Augen und einem makellosen Körper. Sie kann gut reden und ist total sympathisch mit ihrem breiten Lachen. Sie erlaubt sich auch ihre Sprüche und sagt den Männern, wo’s lang geht. Ihre Familie wohnt ausserhalb der Stadt und sie hat keinen näheren Kontakt zu ihnen. Ihre Mitbewohnerin ist Salma (Sana Jammelieh), sie ist selbstbewusst, eindeutig alternativ angezogen, raucht gerne und lässt keine Party aus. Sie arbeitet in Bars, als Hilfsköchin und versucht sich als DJane. Ihre Familie organisiert immer wieder Abendessen, bei denen sie angeblich ihren zukünftigen Ehemann kennen lernen wird. Dass sie eigentlich auf Frauen steht, macht das auch nicht einfacher. Beide Frauen sind liberal, aufgeschlossen und kämpferisch.
Die beiden Frauen bekommen eine dritte Mitbewohnerin, Noor (Shaden Kanboura), eine fleissige Studentin, die unbedingt ihr Studium gut abschliessen will. Sie ist verlobt und trägt ein Kopftuch.
Am Anfang krachen beide Welten aufeinander, aber die Frauen halten zusammen und helfen sich gegenseitig und so wird aus der Zweckgemeinschaft eine Freundschaft.
Den jungen Frauen werden auch Hindernisse in den Weg gestellt, die mit ihrer palästinensischer Herkunft zu tun haben. Als z.B. Salma in der Küche, in der sie arbeitet mit einem Mitarbeiter arabisch spricht, wird sie harsch zurechtgewiesen, dass kein arabisch geduldet wird – darauf kündigt sie ihre Stelle.
Durch die Frauen lernen wir auch die Männerwelt kennen. Als Selma wiedermal zum Essen antraben muss, nimmt sie ihre neue Freundin mit, die schöne Dounia (Ashlam Canaan) und als die Eltern mitbekommen, dass die Tochter lesbisch ist, wird sie von ihrem Vater geohrfeigt und mit Hausarrest aufs Zimmer geschickt. Daraufhin haut Selma wieder in die Stadt ab. Auch Laila hat mit den Männern zu kämpfen, aber dann lernt sie den schönen Filmemacher Ziad kennen. Alles scheint perfekt zu sein und sie verlieben sich. Ziad (Mahmoud Shalaby) war eine Zeit im Ausland, ist Künstler und scheint aufgeschlossen zu sein. Als er aber plötzlich von ihr verlangt, dass sie zu rauchen aufhören und gesitteter sein soll, weil sie ja in Tel Aviv wohnen, bleibt Laila ihren Prinzipien treu und trennt sich von ihm. Nun bleibt noch Noor, die bald heiraten soll. Da ihr Verlobter Wissam (Henry Andrawes) die Wohnsituation gar nicht billigt, möchte er die Heirat vorverschieben und schmeichelt sich so bei ihrem Vater ein. Aber Noor möchte fertig studieren und nicht nur zuhause sein und die Kinder aufziehen. Er bezichtigt sie, eine Hure geworden zu sein, wie ihre Mitbewohnerin und zwingt ihr in einem brutalen Akt seinen Willen auf. Noor schweigt nicht, sondern wendet sich an die beiden Freundinnen, die sie nicht im Stich lassen werden. Zuhause erhält sie ausgerechnet von ihrem Vater Rückendeckung.
Starke Frauenportraits und etliche Morddrohungen
Starke Frauenportraits kennen wir aus verschiedenen Teilen der Welt, aber die palästinensische Regisseurin Maysaloun Hamoud zeigt uns einen schönen Ausschnitt aus der heutigen israelisch-palästinensichen Gesellschaft, in der Frauen zwischen der Religion, ihren Eltern und dem politischen Konflikt stehen. Auffällig ist auch die sehr schöne Kameraarbeit von Itay Gross und der tolle Sound von M.G. Saad. Brisant am Filmprojekt ist, dass die Regisseurin für diesen Spielfilm etliche Morddrohungen erhalten hat. Das hält sie aber nicht davon ab, den Film an Festivals weiter zu zeigen. Ein sehr mutiges, lautes und stolzes Portrait, das sehr feinfühlig die Frauenpower und den starken Willen einer jungen Generation zeigt.
Kinostart: 29.6. / Regie: Maysaloun Hamoud / Mit: Mouna Hawa, Sana Jammelieh, Shaden Kanboura
Trailer- und Bildquelle: http://sister-distribution.ch/
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