Mit «Beauty and the Beast» hat Disney einen weiteren Klassiker neu verfilmt und schwelgt dabei erfreulicherweise nicht nur in Erinnerungen, sondern poliert auch sein Frauenbild auf und präsentiert ausserdem seinen ersten homosexuellen Charakter.
Mit mehr als 90 Millionen Klicks in den ersten 24 Stunden nach Veröffentlichung hatte bereits der Trailer von «Beauty and the Beast» für einen Zuschauerrekord gesorgt. Dabei verriet er schon, dass die Neuauflage des Disney-Klassikers durchwegs auf Altbekanntes setzt. Zwar handelt es sich um eine Realverfilmung, aber die inhaltliche, erzählerische und auch optische Anlehnung an die Zeichentrick-Vorlage von 1991 ist nicht zu übersehen – so ist das sprechende Mobiliar köstlich wie eh und die Figuren sind sogar in den gleichen Farben gekleidet.
Erweitert um ein paar neue Songs und wesentlich längere Kampfszenen ist das romantische Märchen um das belesene Dorfmädchen Belle und den verwunschenen Prinzen (Dan Stevens), der nur durch wahre Liebe von seiner Gestalt als Biest erlöst werden kann, nun immerhin fast doppelt so lang wie das Original. Und zum Glück gibt es auch ein paar dem Zeitgeist geschuldete Anpassungen, die dem Musical einen angemessen frischen Anstrich geben. So musste die gezeichnete Belle den unliebsamen Verehrer Gaston noch mit einem «du bist zu gut für mich» vor die Tür stellen, jetzt ist die schöne und schlaue Heldin fähig, klar und deutlich «Nein» zu sagen. Dass die Prinzessin in spe mutiger wirkt, verdankt sich wesentlich der Besetzung durch Emma Watson, bei der sich Vergleiche mit Hermione, einer anderen intelligenten Bücherliebhaberin, natürlich aufdrängen. Nicht zuletzt ihr Engagement für Frauenrechte, insbesondere als UNO-Sonderbotschafterin, hat Watson wohl zur Idealbesetzung für Disney gemacht. Aber die Modernisierung hin zu einer stärkeren Heldin, die das Biest nun auch nicht mehr zivilisieren muss, beispielsweise indem sie ihm Lesen beibringt, tut der Verfilmung zweifelsohne gut.
Anders als die Emanzipierung Belles hat die Einführung des ersten homosexuellen Disney-Charakters für Wirbel gesorgt: In Russland und mancherorts in den Südstaaten der USA soll der Film sogar verboten werden. Die mediale Thematisierung scheint allerdings in erster Linie Marketingstrategie zu sein, der Film selbst nimmt die Neuerung erstaunlich unaufgeregt vor. Zwar erweist sich Gaston (Luke Evans) als etwas gar naiv, auch als die Hinweise nicht mehr besonders dezent sind, und am Schluss schwenkt die Kamera etwas rasch – und verschämt? – vom Happy End für die Nebenfigur weg, aber insgesamt wird dankbarerweise nicht zu dick aufgetragen.
All die kleinen Neuerungen tun dem nostalgischen Schwelgen in unvergessenen Liedern und farbenprächtigen Szenen keinen Abbruch – die Kinokassen werden ganz bestimmt klingeln.
Kinostart Deutschschweiz: 16.3.2017 / Regie: Bill Condon / Mit: Emma Watson, Dan Stevens, Luke Evans, Josh Gad, Ewan McGregor, Emma Thompson
Trailer- und Bildquelle: Walt Disney Switzerland.
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