Best-of 2017: Das sind die 18 Lieblingsfilme und -serien der Maximum Cinema Redaktion
Das Kino- und Serienjahr 2017 ist Geschichte. Wir schauen zurück und präsentieren (wie letztes Jahr ) die 18 Lieblingstitel unserer Redakteurinnen und Redakteure. Viel Spass mit dem Maximum Cinema Best-of 2017!
«Good Time» von Benny und Josh Safdie
Der neuste Film der Safdie Brüder sah ich auf der Piazza am Locarno Filmfestival in der Spätvorstellung. „Noch 10 Minuten reingucken“, sagte ich mir. Um halb zwei morgens starrten meine brennenden Augen immer noch auf die Leinwand. «Good Time» gehört zu den spannendsten Filmen, die ich je gesehen habe. Gleichzeitig ist er aber auch auf seine ganz eigene – irgendwie unheimliche – Art sehr berührend. Eine feine Mischung, die wohl nur wenigen Filmemachern so gelingt. Hinzu kommen die grossartige Ästhetik und ein überzeugender Robert Pattinson, was «Good Time» zu einem absoluten Muss und einem wirklich einzigartigen Filmerlebnis macht. / Lieblingsfilm von Aline Schlunegger / Zur ausführlichen Filmkritik
«Blue My Mind» von Lisa Brühlmann
Kaum ein Film hat mich 2017 so sehr begeistert und überrumpelt wie «Blue My Mind». Die Zürcherin Lisa Brühlmann liefert ein wildes Debüt ab, das die Pubertät mit geschickten metaphorischen Kniffen zum Horrorszenario hochstilisiert und dadurch die komplexe Thematik überhaupt erst greifbar macht. Eine regelrechte Tour de Force, die vom nuancierten Spiel der jungen Luna Wedler lebt, die, wie auch die Regisseurin, eine grosse Hoffnung für den Schweizer Film darstellt. Gut gebrüllt, Löwe! / Lieblingsfilm von Owley Samter / Zur ausführlichen Filmkritik
«God’s Own Country» von Francis Lee
Weite Landschaften aus entsättigtem Grün, Lammgeburten, Fertigsuppen und keine einfache Männerliebe – daraus hat Francis Lee in seinem sehr guten Erstling einen schönen Film gedreht. Der Tunichtgut und Trunkenbold Johnny ist damit überfordert, den Familienhof zu übernehmen. Als der Rumäne Gheorge anheuert, lösen sich einige Probleme. Doch bald entstehen durch Johnnys Temperament neue. Eindrücklich ist der Film vor allem durch seine wunderschönen Bilder. / Lieblingsfilm von Simon Kümin / Zur ausführlichen Filmkritik
«Moonlight» von Barry Jenkins
Barry Jenkins‚ Coming-of-Age-Drama, das seinen hochverdienten «Best Picture»-Oscar im Februar erst auf Umwegen bekam, ist ein kleines Wunder: eine mit vergleichsweise kleinem Budget produzierte Adaption eines unveröffentlichten Theaterstücks über das Heranwachsen eines homosexuellen Schwarzen in Miami. Nicht nur lässt einen das auf eine offenere, differenziertere Zukunft des US-Kinos hoffen; «Moonlight» ist darüber hinaus eines der besten Werke des laufenden Jahrhunderts. In grandiosen Bildern wird eine herzergreifende Geschichte über Identität, Liebe und gesellschaftliche Zwänge erzählt, die niemals sentimental, niemals bevormundend wirkt. Fünfmal habe ich den Film in den letzten zwölf Monaten gesehen – und er verursacht immer noch Gänsehaut, von Anfang bis Ende. / Lieblingsfilm von Alan Mattli / Zur ausführlichen Filmkritik
«Twin Peaks: The Return» von David Lynch
Mit seiner langersehnten Fortsetzung der Kultserie «Twin Peaks» hat David Lynch nicht nur hartgesottene Fans, sondern auch Fernsehbegeisterte ein weiteres Mal beglückt – und damit weit über reine Nostalgie hinaus ein neues Meisterwerk geschaffen. Als unerbittliche und herzzerbrechende Exploration über Verlust und den Kampf zwischen Gut und Böse erweiterten 2017 «Twin Peaks: The Return» und Lynch erneut die Grenzen des Mediums, und damit das, was im Fernsehen möglich ist. / Lieblingsserie von Sabine von Rütte / Zum ausführlichen Serientipp
«Jim & Andy: The Great Beyond» von Chris Smith
«Jim & Andy: The Great Beyond» ist ein herausragender Dokumentarfilm, der zeigt, wie man den Begriff Schauspiel auf ganz eigene Art und Weise erweitern kann. Die Kamera folgt Jim Carrey bei den Dreharbeiten zum Film «Man on the Moon» von Miloš Forman über den Comedian Andy Kaufman. Die kurzweilige Doku ist ein verblüffendes und faszinierendes Wechselspiel von Jim Carrey als Andy Kaufman, Jim Carrey als Jim Carrey und Andy Kaufman als Andy Kaufman. Und das ist bizarr und grossartig. Jim Carreys Doppelbödigkeit lotet die Grenzen seines Berufs aus – das ist absolut sehenswert. (Auf Netflix Schweiz verfügbar) / Lieblingsfilm von Dafina Abazi
«La La Land» von Damien Chazelle
Zwei Leben in L.A. in Moll und Dur: Mit «La La Land» hat Damien Chazelle einen modernen Klassiker geschaffen, der kein Kino-Herz kalt lässt und mit sechs Oscars ausgezeichnet wurde. Mit dem fulminant inszenierten (Die Eröffnungs-Plansequenz ist ein Hit!) Musical hat er es geschafft, „Tinseltown“ auf eine kleine und feine Weise den Spiegel kritisch vorzuhalten. Trotz dieser leisen Kritik lässt er die Magie, die Hollywood mitgeprägt hat, aufleben und verpackt das trickreiche Kino-im-Kino in eine herzerwärmende Liebesgeschichte. Perfekt besetzt mit einer unschlagbaren Emma Stone und dem klar-hat-er-immer-das-gleiche-Gesicht-aber-darum-mögen-wir-ihn-ja-auch-Liebling Ryan Gosling als Jazz-Enthusiast, die das Publikum beide durch Tanz und Stimme und dem dazugehörigen, hervorragend komponierten Soundtrack begeistert haben. Ein Tanz am Hollywood-Firmament mit viel Humor, nach welchem man sich lange gesehnt hat. (PS: Bei der Pressevisionierung gabs Applaus, und das ist selten!) / Lieblingsfilm von Simon Keller / Zur ausführlichen Filmkritik
«Get Out» on Jordan Peele
«Get Out» ist für mich mit einem vergleichsweise geringem Produktionsbudget von nur knapp fünf Millionen Dollar der Überraschungsfilm des Jahres. In Sachen Spannung ist der gesellschaftskritische Horrorfilm, der zudem durch seinen speziellen Humor punktet, im Kinojahr 2017 kaum zu überbieten. Leidenschaftliche Teetrinker sollten allerdings die Finger von diesem Streifen lassen. / Lieblingsfilm von Lars Scheuner / Zur ausführlichen Filmkritik
«Manchester by the Sea» von Kenneth Lonergan
Ohne Superhelden, ohne klischiertes Gut und Böse und ohne Effekthascherei versteht es Kenneth Lonergan in «Manchester by the Sea» eine Geschichte zu erzählen, die mitten ins Herz trifft. Die Beziehung eines gebrochenen Mannes zu seinem Neffen und seiner Exfrau wird durch emotionale Darbietungen von Casey Affleck, Lucas Hedges und Michelle Williams und eine selten gesehene Wahrhaftigkeit in andere Sphären gesteigert, während die Geschichte durch ihre lebensechten Situationen jederzeit am Boden bleibt. Wahre Kunst ist, wenn ein Film mit jeder Sichtung besser wird und man ihn immer mehr zu schätzen weiss. / Lieblingsfilm von Aurel Graf / Zur ausführlichen Filmkritik
«Mother!» von Darren Aronofsky
Jeder will ein Stück vom Mutterkuchen. Abscheulich diese Vorstellung. So grässlich wie die Erfahrung, die man bei Darren Aronofskys letztem cineastischen Werk durchlebt. Jennifer Lawrence brilliert als Mutter, die ihr Kind vor der Fangemeinschaft ihres berühmten Mannes (Javier Bardem als Him) retten will. Die blinde Gefolgschaft als Metapher für die Masse, die sich verstandslos und fanatisch ein Stück Ruhm holen will. Ein zeitgenössisches Thema, in eine eindringliche Horror-Satire verpackt. / Lieblingsfilm von Claudia Müller / Zur ausführlichen Filmkritik
Netflix’ «Suburra»
Während einem Aufenthalt in Napoli entdeckte ich den Mafia-Film «Suburra», dessen Soundtrack „Outro“ von M83 mir noch immer in den Knochen steckt. Wie der Film, begeisterte mich auch die gleichnamige Serie, die dieses Jahr von Netflix veröffentlicht wurde. «Suburra» verspricht erstklassiges Serienvergnügen mit zahlreichen Korruptions-, Drogen- und Sex-Skandalen, gespickt mit einer guten Dosis humoristischer Momente. / Lieblingsserie von Joel Singh / Zum ausführlichen Serientipp
«Valerian and the City of a Thousand Planets» von Luc Besson
Luc Besson lädt ein zu einer packenden Reise quer durch die Weiten des Universums. Fantasievoll, klug und hoch ästhetisch. Optisch ist dieser Film eine Mischung aus «Avatar» und «Star Wars», kombiniert mit «The Fifth Element». Eine wahre Freude für den schöngeistigen Kinosesselwärmer, sowie galaktischen Fan von interplanetaren Sternenkriegen. Ein wundersam-mitreissender Sci-Fi-Streifen über Konflikte und Probleme, die uns als Spezies in nicht allzu ferner Zukunft noch blühen könnten. Mit viel Feingefühl und Liebe fürs Detail – und einer sehr coolen Cara Delevingne! / Lieblingsfilm von Steve Nyffenegger / Zur ausführlichen Filmkritik
«Digital Immigrants» von Norbert Kottmann und Dennis Stauffer
Wie lautete das Passwort schon wieder? Kann ich meinen Klingelton in Erfahrung bringen, indem ich mich selbst anrufe? Warum hat das Foto plötzlich Ton und die Leute bewegen sich? Mit diesen Fragen sieht sich eine Gruppe Senioren im «Computer Café» konfrontiert. Wer mit dem Internet aufgewachsen ist, muss angesichts dieser «Digital Immigrants» schmunzeln. Auch der Blick in die Archive von SRF, den der Kurzfilm von Norbert Kottmann und Dennis Stauffer gewährt, verlockt zum Lachen. Mit welch dicken Gebrauchsanweisungen die ersten Computer geliefert wurden! Und das, obwohl sie praktisch nichts konnten! Die Montage von Archivmaterial und den Beobachtungen der Senioren-Gruppe aber ist äusserst clever: «Digital Immigrants» zeigt elegant auf, wie rasch die Digitalisierung vonstatten geht und inwiefern die Ängste der ersten Nutzer in den 80ern und die Überforderung der Senioren von heute durchaus auch die Digital Natives betreffen. Wenn nicht schon 2017, so doch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten. / Lieblingsfilm von Karla Koller
Netflix‘ «Ozark»
«Ozark» ist eine wunderbar beklemmende Serie, die das Verhängnis mit Löffeln gefressen hat. Gewalt und Bedrohung haben nicht nur das Leben der durch Jason Bateman hervorragend dargestellten Hauptfigur verdüstert, sondern auch seine Familie intensiv in Mitleidenschaft gezogen. Die Weiterentwicklung dieser permanenten Ausnahmesituation wird sicher zum Spannendsten des kommenden (Netflix-)Jahres gehören. Lieblingsserie von Daniel Ableev / Zum ausführlichen Serientipp
«Mister Universo» von Tizza Covi und Rainer Frimmel
Die Geschichte des Löwendompteurs Tairo (Tairo Caroli) in «Mister Universo» ist allem Anschein nach schnell erzählt: Er verliert seinen Glücksbringer und macht sich dann auf die Suche nach dem verlorenen Talisman. Gerade der raue Zirkusalltag wird immer wieder roh illustriert: Aufbauen, Regen, putzen, abbauen, verpatzte Zirkusnummer, kurze Zimmerstunde, aufbauen, putzen… Und eben suchen. Gerade der ungeschönte Blick in den Alltag, der nichts mit dem Scheinwerferlicht zu tun haben möchte, sprüht nur so von Poesie und Melancholie! Dieser Streifen bedeutet pures Glück für das Filmjahr 2017! Er ist in einem solch übersättigten Markt eine blühende Frühlingsknospe, die den Sturm des Kommerzes selbstbewusst ignoriert und blüht wie es ihr passt. Prächtig! / Lieblingsfilm von Yves Hofmeister / Zur ausführlichen Filmkritik
«Facing Mecca» von Jan-Eric Mack
Eine Frau stirbt und muss beerdigt werden. Was einfach und alltäglich klingt, wird zum Plot des Schweizer Kurzfilms von Jan-Eric Mack. Denn die Frau ist Muslima und muss in einem Dorf in der Schweiz beerdigt werden – das heisst, dass das Grab nach Mecca ausgerichtet sein muss. Das ist kein einfaches Unterfangen; denn ihr Mann kämpft vergebens gegen die Behörden und erhält nur von einem Pensionär Hilfe, der sich persönlich dafür einsetzt. Ein Schweizer Drama, das ziemlich genau zeigt, wie willkürlich Behörden mit der Thematik umgehen und der für mehr Verständnis, Empathie und das Zuhören plädiert. / Lieblingsfilm von Norma Gianetta
Netflix‘ «Dark»
«Dark» die erste deutsche Netflix-Serie, in der sich Gegenwart und Zukunft miteinander verflechten. Der Zeitreise-Thriller hat ein fesselndes Drehbuch mit einer komplexen Story, in der nach zehn Folgen noch viele Fragen offen stehen. / Lieblingsserie von Ermira Zeqiraj
«Dunkirk» von Christopher Nolan
Dass am Ende eines abwechslungsreichen Kinojahres ausgerechnet ein Kriegsfilm meine persönliche Bestenliste hochklettert, hat einen guten Grund: «Dunkirk» ist einfach fantastisches Kino. Aus der Zusammenarbeit von Christopher Nolan und Hans Zimmer ist ein ausgesprochen packender Film entstanden, der von „kleinen“ Menschen und nicht grossen Namen getragen wird. Nolan hat es geschafft, das klassische Kriegsdrama mitreissend zu inszenieren, ohne gross zu romantisieren oder zu heroisieren. Im Gegenteil lebt «Dunkirk» vom ehrlichen, unverklärten Blick auf die Brutalität des Krieges und den Schicksalen vieler einzelner Protagonisten. Das ausserordentliche Gespür Nolans für die Verknüpfung von Epischem und Persönlichem hat ihm äusserst verdient eine Golden Globe-Nominierung als bester Regisseur eingebracht. Ich bin sicher, dass auch die Academy ihren Oscar-Hut vor ihm ziehen wird. / Lieblingsfilm von Selina Wolfisberg / Zur ausführlichen Filmkritik
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