Best of #ZFF2017: Das waren unsere 15 Highlights des 13. Zurich Film Festivals
Das 13. Zurich Filmfestival ist zu Ende, 160 Filme flimmerten in der Limmatstadt über die Leinwand und Stars wie Jake Gyllenhaal*, Glenn Close oder Roger Federer flanierten über den grünen Teppich. Hier zeigen unsere Maximum Cinema Redakteurinnen und Redakteure ihre persönlichen 15 Film-Highlights des #ZFF2017:
«You Were Never Really Here» von Lynne Ramsay
Ein Joaquin Phoenix in Bestform verkörpert in «You Were Never Really Here» einen Veteranen, der versucht seinem Leben wieder einen Sinn zu geben, indem er junge Mädchen aus den Fängen von Pädophilen rettet. Regisseurin Lynne Ramsay («We Need to Talk About Kevin») schafft mit diesem melancholischen Thriller ein starkes Stück Kino, das sich nahtlos neben den Grossen des Genres einreihen kann. / Owley Samter
«The Killing of a Sacred Deer» von Yorgos Lanthimos
Auch nach mehr als über 100 Jahren Filmgeschichte tauchen auf der Leinwand immer noch Filme auf, die es schaffen, sein Publikum völlig vor den Kopf zu stossen. Der neue Film von Yorgos Lanthimos («The Lobster») über einen Herzchirurgen (Colin Farrell), seine Frau (Nicole Kidman), seine zwei Kinder und ihre Beziehungen zu einem neuen und anfangs liebevollen Freund schafft dies in einer faszinierenden, beängstigenden und intensiven Art und Weise. Der Familien-Psychothriller lebt durch eine hervorragende Besetzung (Den Jungdarsteller Barry Keoghan muss man sich spätestens nach diesem Film merken! Eine Wucht!) und schafft mit einem hervorragend geschrieben und auch inszenierten Drehbuch ein kleines, messerscharfes und unangenehmes Meisterwerk. CH-Filmstart: 11.1.2018 / Simon A. Keller
«Blue My Mind» von Lisa Brühlmann
Subtil, einfühlsam, schockierend und einfach schön. Schon lange hat es kein Film mehr geschafft das alles so elegant unter einen Hut zu bringen. Der Coming-of-Age Film «Blue My Mind» von Zürcherin Lisa Brühlmann ist fantastisch und mitten in der Realität zugleich. Ein absolutes Muss. CH-Filmstart: 9.11.2017 / Aline Schlunegger / Zur ausführlichen Kritik
«The Florida Project» von Sean Baker
Ein paar Kilometer und ein ganzes Universum von DisneyWorld entfernt, findet «The Florida Project» in einem violetten Motel Namens «The Magic Castle» statt. Mittendrin die aufgeweckte sechsjährige Moonee (Brooklynn Prince), für welche der Ort etwas Magisches zu sein scheint. Dass ihre Mutter Halley (Bria Vinaite) ihren Job als Stripperin verliert und nicht weiss, wie sie die Miete für das Motel zahlen soll, bekommt die Kleine nur am Rande mit. Regisseur Sean Baker zeigt die Welt durch die Augen von Moonee und lässt dabei die Realität nicht aus dem Blick. In «The Florida Project» gibt es keine Magie, die den Schmerz der Realität verschwinden lässt, auch wenn man als Zuschauer gerne an das „Gute“ glaubt. Für mich erreicht dieser Film zwei wunderbare Dinge: Er verzaubert den Zuschauer und erzählt ihm zugleich die Wahrheit. CH-Filmstart: 8.2.2018 / Dafina Abazi
«120 battements par minute» von Robin Campillo
Mit grosser Wucht erzählt Regisseur Robin Campillo von der Aktivistengruppe Act Up, die in den Neunzigerjahren mit schrillen Aktionen auf das Leiden von HIV-Kranken aufmerksam machte. Eine mitreissende, furios erzählte Ode an den lauten, öffentlichen Protest – und die menschliche Leidenschaft dahinter. CH-Filmstart: 18.1.2018 / Alan Mattli
«Brigsby Bear» von Dave McCary
James (Kyle Mooney) lebt mit seinen Eltern abgeschottet in der Wüste und ist der grösste Fan der Fantasyserie «Brigsby Bear». Bis er von der Polizei gefunden wird und erfährt, dass er als Baby entführt wurde und seine vermeintlichen Eltern ihn von der realen Aussenwelt abgeschottet haben – denn «Brigsby Bear» wurde nur für ihn geschrieben und existiert in Wirklichkeit gar nicht. Kindsentführung, Desillusion, Wiedervereinigung von Familien: Das klingt nach Stoff, aus dem abendfüllende, tränenedrüsendrückende Dramas bestehen. Doch Regisseur Dave McCary zaubert aus den schwerlastigen Themen eine erfrischend leichte und überraschende Komödie – ein schräges Fest für die kindliche Fantasie und Kreativität. / Lola Funk
«Jusqu’à la garde» von Xavier Legrand
Nicht umsonst hat «Jusqu’à la garde» von Xavier Legrand kürzlich in Venedig den Silbernen Löwen gewonnen. Das äusserst einfühlsame Beziehungsdrama zwischen einem Jungen und seinen beiden zerstrittenen Eltern geht unter die Haut. Grossartiges Schauspiel der Protagonisten, eine packende, in einem nervenauftreibenden Finale endende Geschichte und makellose Direktion und Drehbuch machen den Film zu einem absoluten Must-See. / Aurel Graf
«A River Below» von Mark Grieco
Mark Griecos Audience–Award–Gewinner ist einer der aufregendsten Dokumentarfilme des diesjährigen Festivals. Aus der Sicht verschiedener Menschen in unterschiedlichen Funktionen wird clever und äusserst unterhaltsam vom illegalen Fischen im Amazonasgebiet erzählt. Was man aus dem Film mitnimmt: Die Erkenntnis, dass ein scheinbar einfach zu lösendes Problem oftmals unzählige Facetten hat, und schliesslich viel komplexer als auf den ersten Blick anzunehmen ist. / Aurel Graf
«Blade Runner 2049» von Denis Villeneuve
Der Film «Blade Runner» von Filmvisionär Ridley Scott aus dem Jahre 1982 ist ein Meisterwerk in Neo-Noir Moll und einer der intelligentesten und visuell aufregendsten Science-Fiction Filme unserer Zeit. Die darin skizzierte düstere Zukunftsvision, das Thema der Vermischung von Mensch und Maschine, sowie die Frage nach Identität, hat bis heute an Aktualität nichts verloren. Eine Fortsetzung dieses unantastbar geltenden Filmklassikers zu wagen, hat sich Denis Villeneuve («Sicario», «Arrival») verschrieben. Und: Dem Science Fiction Newcomer ist dabei zwar kein Meisterwerk, dafür ein würdiger Nachfolger gelungen, der sich vor allem durch sein Szenenbild, seine Architektur, Kamera und seinen Soundtrack sehen und hören lässt! CH-Filmstart: 5.10.2017 / Simon A. Keller / Zur ausführlichen Kritik
«On Body and Soul» von Ildikó Enyedi
Es ist diese perfekte Mischung, die der Film «On Body and Soul» präsentiert, welche mich dieses Jahr komplett umgehauen hat. Eine Mischung aus folgenden Komponenten: Eine unübliche Geschichte, zwei Protagonisten mit Herz und Seele, fantastische Mise-en-scène und Humor an den richtigen Stellen. «On Body and Soul» fährt ein, regt an, berührt und klingt lange nach. CH-Filmstart: 7.12.2017 / Victoria Gehriger
«The Square» von Ruben Östlund
Ruben Östlund («Turist») erzählt in «The Square» von einem Kuratoren, der nach einem unglücklichen Marketingstunt seiner Galerie in eine Existenzkrise rutscht. Die schwedische Satire schildert auf charmante Weise, was passieren kann, wenn Parallelgesellschaften unverhofft aufeinandertreffen – da verzeiht man dem Film seine leichte Überlänge gerne. CH-Filmstart: 26.10.2017 / Owley Samter
«Tiere» von Greg Zglinski
Anna (Birgit Minichmayr) und ihr Mann Nick (Philipp Hochmair) fahren gerade in ihr Feriendomizil in den Alpen, als sie aus Versehen ein Schaf überfahren. In dem abgelegenen Häuschen scheint dann nichts mehr so zu sein, wie es sollte: Zeit verläuft nicht chronologisch, Katzen sprechen, sie selbst verstehen sich aber gar nicht mehr. Der österreichisch-schweizerische Film von Greg Zglinski wird ein immer verwirrenderes Nervenspiel, von Doppelgängermotiv, Eifersucht bis hin zur Psychose ein intelligenter Thriller, bei dem der Zuschauer irgendwann selbst nicht mehr ganz weiss, wer, wo und ob er überhaupt ist. CH-Filmstart: 5.10.2017 / Lola Funk
«My Life without Air» von Bojana Burnać
Bojana Burnaćs Porträt des Apnoetauchers Goran Čolak zelebriert die Stille und die Langsamkeit und widerspiegelt so die Welt, in die sich Čolak auf seinen bisweilen 20-minütigen Tauchgängen ohne Sauerstoff begibt. Es ist ein untypisches Thema für eine Fly-on-the-Wall-Dokumentarfilm, doch die Faszination, die sie ausübt, ist nicht von der Hand zu weisen. / Alan Mattli
«Le Fidèle» von Michaël R. Roskam
Der Belgier Michaël R. Roskam («The Drop») erzählt mit «Le Fidèle» die Geschichte einer zerstörerischen Liebe, frei von jeglichen Klischees und Moral. Adèle Exarchopoulos als toughe Rennfahrerin und Matthias Schoenaerts als charmanter Kleinganove harmonieren wunderbar und machen diesen Film zu einem eindrücklichen Erlebnis. Der belgische Oscar-Beitrag kann sich auf alle Fälle sehen lassen. CH-Filmstart: 21.12.2017 / Owley Samter
«Pop Aye» von Kirsten Tan
Per Elefant durch die Galaxis: Der Film «Pop Aye» von Kirsten Tan aus Singapur hat sehr viel Herz und die Protagonisten – der vom Leben enttäuschte Architekt Thana und der Elefant Pop Aye – wachsen einem während ihrer Odyssee durch Thailand so fest ans Herz, dass man die formalen und auch inhaltlichen Mängel des Films verzeihen kann. Der Film wurde am Zurich Film Festival ausgezeichnet mit dem Goldenen Auge für den besten internationalen Spielfilm. / Simon A. Keller / Zur ausführlichen Kritik
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Titelbild: Jake Gyllenhaal bei der Medienkonferenz zum Film «Stronger». Quelle: Zurich Film Festival 2017.
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