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«BoJack Horseman» von Raphael Bob-Waksberg (6. Staffel, Teil 2)

Von Sara Bucher · On März 2, 2020


Nach sechs Jahren und ebenso vielen Staffeln ist «BoJack Horseman» nun endgültig vorbei. Heutzutage blickt man Serienfinalen in der Regel mit Bangen entgegen – doch Series-Creator Raphael Bob-Waksberg und Animatorin Lisa Hanawalt ist das scheinbar Unmögliche tatsächlich gelungen: ihre Serie würdig, befriedigend und mit viel Verständnis für die Komplexitäten des Lebens, die einen simplen, runden Abschluss kaum zulassen, zu beenden.

Achtung: Diese Kritik enthält Details über die letzten beiden Episoden von «BoJack Horseman».

Das Halbfinale, das Netflix bereits im Oktober 2019 veröffentlichte, liess das Publikum mit einigen Fragen und unterschwelligen Unsicherheiten zurück: Der tragische Titelheld, dessen langsamen Niedergang man während mehrerer Staffeln beobachtet hatte, schien endlich auf dem Weg der persönlichen Besserung angekommen – doch die Welt war drauf und dran, ihn mit den Taten seiner Vergangenheit zu konfrontieren: mit emotionaler und körperlicher Misshandlung, Manipulation und Machtmissbrauch. Wie würde die Serie es meistern, weiterhin den schmalen Grat zwischen Empathie mit seiner depressiven, alkoholkranken und tief traumatisierten Hauptfigur und den bleibenden Schäden an seinem Umfeld zu wandeln? Kann eine Geschichte über Sucht und Trauma sowie die Abgründe der Filmwelt und des Stardoms überhaupt auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden, ohne eine der beiden Seiten zu banalisieren?

In ihrem letzten Teil nimmt die Serie sich die Freiheit, diese Fragen auf viele verschiedene Arten anzugehen, wie immer mit Einfühlungsvermögen, einem tiefgreifenden Verständnis von sozialen und gesellschaftlichen Beziehungen, augenzwinkerndem Schalk – und der grossartigen Animation von Lisa Hanawalt (von der man nach der Absetzung ihrer eigenen wunderbaren Serie «Tuca & Bertie» hoffentlich bald Neues sehen wird). Obwohl der titelgebende Pferdemann (gesprochen von Will Arnett) weiterhin das Zentrum des Narrativs bildet und jeder Handlungsstrang auf ihn zurückgeführt wird, ist sich die Serie ihrer verantwortungsvollen Rolle als Produkt der #MeToo-Ära bewusst und nimmt sich Zeit, die Dynamiken von Machtmissbrauch und den daraus entstehenden Verletzungen zu beleuchten. Keinen Moment herrscht Unklarheit darüber, dass BoJack Furchtbares getan hat – doch wie geht es nach dieser Erkenntnis weiter, für ihn und für die Opfer?

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«Die stärksten Momente spielen sich in den letzten zwei Episoden ab, in denen sich die Thesen, die Philosophie und die Handlungsstränge der sechs vorangegangen Staffeln zum vielleicht intensivsten und berührendsten Netflix-Erlebnis des Jahres verdichten.»

Die stärksten Momente spielen sich in den letzten zwei Episoden ab, in denen sich die Thesen, die Philosophie und die Handlungsstränge der sechs vorangegangen Staffeln zum vielleicht intensivsten und berührendsten Netflix-Erlebnis des Jahres verdichten. «The View from Halfway Down» sperrt BoJack in einen klaustrophobischen Albtraum, der in seiner bizarren Logik und seiner stilistischen Abstraktion fast schon an einen David–Lynch-Trip erinnert und BoJack mit seinen dunkelsten Erinnerungen und schlimmsten Missetaten konfrontiert. Das titelgebende Gedicht und die letzten Momente der Folge bewegen sich dabei irgendwo zwischen adrenalingeladenem Herzstillstand und einem Schluchzen, das im Hals stecken bleibt – und werden dafür sorgen, dass die Folge gemeinsam mit anderen Konzept-Episoden wie «Fish Out of Water» (Staffel 3), «Time’s Arrow» (Staffel 4) und «Free Churro» (Staffel 5) als visionäres, atemberaubendes und stilbildendes Fernsehen in Erinnerung bleiben wird.

Dagegen kommt die letzte Episode unaufgeregt und beinahe zahm daher – ist dafür aber in ihrer Kernaussage umso prägnanter: Ein letztes Mal versammeln sich die Figuren, um die Hochzeit der Katzendame Princess Carolyn (Amy Sedaris) zu feiern. Auch BoJack ist dabei, für ein Wochenende aus dem Gefängnis entlassen und voller Sorge, dass er die Hochzeit vermasseln wird. Doch die erwartete Katastrophe bleibt aus, und seine letzten Serien-Momente geben ihm stattessen ruhige, melancholische und berührende Abschiede von seinen Freunden: beim Tanz mit seiner einstigen Geliebten und Managerin Princess Carolyn, am Strand mit seinem langjährigen Mitbewohner Todd (Aaron Paul), auf einem Hausdach mit seiner früheren besten Freundin Diane (Alison Brie). Sie alle hat BoJack wieder und wieder verletzt. Sie alle ziehen neue Grenzen in ihrem Leben, die bedeuten mögen, dass BoJack keinen Platz mehr darin hat – eine Entscheidung, die allein die Opfer treffen können.

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«Life’s a bitch – and then you keep living.»

Die Aussage scheint simpel: Ein Urteilsspruch, ein Serienfinale – nichts von beidem ist wirklich ein Abschluss. Das Leben wird unaufhaltsam weitergehen, und es liegt am Individuum, damit produktiv umzugehen und Strategien für das eigene Glück, die eigene mentale und körperliche Gesundheit und die Erhaltung von Freundschaften zu finden: «Life’s a bitch – and then you keep living.» Das ist harte, aber notwendige Arbeit, die kein Serienfinale einfach so und ordentlich verpackt servieren kann.

«BoJack Horseman war nie eine Serie der einfachen Antworten. Vielmehr bewies sie wiederholt, dass manche Fragen zu komplex sind, um schlüssig beantwortet zu werden – aber dennoch wieder und wieder gestellt werden müssen. Sie war die lustigste Serie über Depressionen und Alkoholismus und gleichzeitig der tragischste Blick auf das Leben eines Pferdemannes in einer quietschbunten Welt namens ‹Hollywoo›.»

«BoJack Horseman» war nie eine Serie der einfachen Antworten. Vielmehr bewies sie wiederholt, dass manche Fragen zu komplex sind, um schlüssig beantwortet zu werden – aber dennoch wieder und wieder gestellt werden müssen. Sie war die lustigste Serie über Depressionen und Alkoholismus und gleichzeitig der tragischste Blick auf das Leben eines Pferdemannes in einer quietschbunten Welt namens «Hollywoo». Dieser unmöglichen, brillanten Mischung bleibt sie bis zu ihren letzten Momenten treu: BoJack neben einer Diane, die er vielleicht nie wieder sehen wird, die Sterne betrachtend, ein kleiner Moment von ruhiger Unendlichkeit. «This is nice», sagt er. Und das ist er wirklich, dieser letzte Augenblick, der einen melancholisch und hoffnungsvoll zurücklässt – und dankbar für die aberwitzige, tragische, intelligente, alberne und tiefgründige Kreation von Bob-Waksberg und Hanawalt.

–––

Jetzt auf Netflix Schweiz

Bild- und Trailerquelle: Netflix

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Sara Bucher

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