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«Carol» von Todd Haynes

Von Alan Mattli @AlanMattli · On Dezember 8, 2015


Acht Jahre sind seit Todd Haynes’ letztem Kinofilm, dem exzentrischen Bob-Dylan-Porträt «I’m Not There», vergangen. Das Warten hat sich gelohnt: Mit «Carol» ist ihm ein Meisterstück gelungen.

Basierend auf dem 1952 erschienenen Roman «The Price of Salt» von Patricia Highsmith («Strangers on a Train», «The Talented Mr. Ripley»), erzählen Todd Haynes und Drehbuchautorin Phyllis Nagy eine winterliche Romanze zweier Frauen im repressiven Amerika der frühen Fünfzigerjahre. Therese (Rooney Mara) arbeitet in einem Kaufhaus, träumt aber von einer Karriere als Fotografin; Carol (Cate Blanchett) gehört zur New Yorker Hautevolee und befindet sich in einem Sorgerechtsstreit mit ihrem Noch-Ehemann Harge (Kyle Chandler) um die gemeinsame Tochter Rindy. Die Wege der beiden kreuzen sich, als Carol während ihrer Weihnachtseinkäufe ihre Handschuhe auf Thereses Ladentheke liegen lässt und diese sie ihr nach Hause schickt, woraufhin sich die beiden regelmässig zu treffen beginnen.

Wer hier eine Highsmith-Adaption im Stile von Hossein Aminis blutleerem «The Two Faces of January» (2014) erwartet, liegt weit daneben. «Carol» ist eine Demonstration meisterhaften Filmemachens – sowohl ästhetisch als auch inhaltlich. Auf den Spuren jener Art von subtil emotionalen Beziehungsdramen, zu deren Klassikern David Leans «Brief Encounter» (1945), Douglas Sirks «All That Heaven Allows» (1955) und Wong Kar-wais «In the Mood for Love» (2000) gehören, entwickelt Haynes eine eindringliche lesbische Liebesgeschichte, die thematisch nahtlos an seine eigene Sirk-Hommage «Far from Heaven» (2002) anschliesst.

Sein Film verwehrt sich gegen jegliche überzeichnete Dramatik und gönnerhafte Betroffenheit. So wie Highsmiths Roman bei seinem Erscheinen mit seiner positiven Darstellung homosexueller Beziehungen die Konvention ignorierte, behandelt «Carol» die Romanze zwischen Therese und Carol nicht als rebellischen Akt, sondern als eine unausweichliche menschliche Selbstverständlichkeit. Es wird keine Zeit darauf verschwendet, die Figuren ihre Sexualität hinterfragen zu lassen; der Fokus ruht allein auf der graduellen, fein angedeuteten Evolution ihrer Gefühle füreinander.

Gezeigt wird dies einerseits in herausragend komponierten Bildern – das winterliche Amerika des Nachkriegs-Booms weckt Erinnerungen an «Inside Llewyn Davis» –, in denen die bürgerlich-ordentliche Welt der beginnenden Eisenhower-Ära in Perfektion rekonstruiert wird. Andererseits ist «Carol» aber auch grandioses Schauspielkino: Cate Blanchett und Rooney Mara verleihen Nagys ausgezeichnetem Drehbuch mit ihren auf stille Weise intensiven Darbietungen zusätzliche Intensität. In einem Film, der die explizite Kommunikation seiner Emotionen zu Recht meidet, loten Haynes, Nagy, Blanchett (auf dem Zenit einer grossen Karriere) und Mara (am Anfang einer solchen) die weitläufigen charakterlichen Tiefen aus, die sich unter der Oberfläche der meisterhaft inszenierten Fünfzigerjahre-Contenance verbergen. Douglas Sirk wäre stolz.

–––

Kinostart Deutschschweiz: 10.12.2015

Filmfakten: «Carol» / Regie: Todd Haynes / Mit: Rooney Mara, Cate Blanchett, Kyle Chandler, Sarah Paulson, Jake Lacy, John Magaro / USA, Grossbritannien / 118 Minuten

Bild- und Trailerquelle: Pathé Films AG

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Alan Mattli

«The best films are like dreams you're never sure you've really had»

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