Das Geschrei des tätowierten und halbnackten Sängers eröffnet den Film in einem intensiven Ton. „Compte tes blessures“ versucht den Bad-Boy unter den Coming-of-Age Stories zu geben. Ein Stück weit gelingt ihm das auch.
Der Tod seiner Mutter hat den 24jährigen Vincent stark geprägt. Er ist wütend, ratlos und traurig. Sein liebloser Vater Hervé, der ihn so schnell wie möglich aus dem Haus haben möchte ist da keine Hilfe. Die einzigen Lichtblicke in Vincents Leben sind seine Heavy Metal Band und seine Tattoos. Als sein Vater kurze Zeit später mit seiner neuen Geliebten Julia auftaucht, ist Vincent ausser sich. Zunächst. Schnell macht sich eine verbotene Anziehung zwischen Vincent und Julia bemerkbar.
Es passiert, was passieren muss. Leider geschieht ansonsten nicht so viel in diesem Drama, das eigentlich Potenzial hätte. Die Einstellungen der Auftritte von Vincents Heavy Metal Band wirken authentisch und setzen die Verzweiflung des jungen Erwachsenen gekonnt in Szene. Auch sonst ist die Schauspielleistung von Kévin Azaïs, der letztes Jahr mit einem César für den besten Newcomer ausgezeichnet wurde, hervorragend. Enttäuschend sind allerdings die eigentlichen Figuren des Films, die extrem oberflächlich und stereotypisch gezeichnet sind. Sie wirken dadurch eher unecht und vermögen somit nicht den Zuschauer wirklich zu packen. Der Regisseur Morgan Simon arbeitet zudem mit viel Symbolik, was gelegentlich zu ästhetischen Einstellungen beiträgt, teilweise aber etwas zu dick aufgetragen wirkt. Alles in allem ist „Compte tes blessures“ aber unterhaltsam und sorgt auch für ein paar Lacher. Eine erfrischend raue Coming-of-Age Story, die vor allem durch ihren Protagonisten in Erinnerung bleibt.
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