«He mobilized the English language and sent it into battle.»
Bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate wird Winston Churchill als Hauptfigur ins Kino gebracht. Diesmal hat sich «Atonement»-Regisseur Joe Wright an den Stoff gewagt, der mit Gary Oldman in der Hauptrolle ein potentes, klassisch gehaltenes Kriegsstrategie-Drama erschaffen hat.
«Darkest Hour» spielt zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, Winston Churchill ist soeben zum Premierminister des Vereinigten Königreichs ernannt worden und sieht sich politischen Anfeindungen ausserhalb wie auch innerhalb seiner eigenen Partei gegenüber. Mit Entscheidungen konfrontiert, von welchen allfällige Folgen auf keine Weise vorhersehbar sind, während sich England mehr und mehr von den Mittelmächten in die Enge – und damit nach Dunkirk – zurückgedrängt sieht, befindet er sich in der schwierigsten Zeit – der ‘darkest hour’ – seiner Karriere.
Stets an seiner Seite ist seine Frau Clementine, zeitweise die einzige Person, die sich Zugang zu seinem Gehör verschaffen kann. Wie schon in «Churchill» von Jonathan Teplitzky, kommt auch in dieser Verfilmung der Assistentin Churchills eine tragende Rolle zu, stellt sie doch das die einzige Vertreterin des gemeinen Volkes in seinem Orbit dar, zu welchem ihm häufig der direkte Zugang fehlt. Eine berührende Sequenz gegen Ende des Films, in der Churchill als Premierminister sich dazu entscheidet, mit der U-Bahn zur Arbeit zu fahren und sich dabei volksnah gibt, offenbart schlussendlich eine zuvor hinter lauten Worten verborgene Menschlichkeit und stellt ein Highlight des Films dar.
«You cannot reason with a Tiger when your head is in its mouth!»
Ein grosser Teil der Szenen findet im Kriegskabinett und bei der Entscheidungsfindung dieses Gremiums statt, und obwohl knapp 50 Meilen davon entfernt, erinnert das Sounddesign stark an «Dunkirk» von Christopher Nolan. Die Parallelen der beiden Filme sind unverkennbar und «Darkest Hour» ist eine bereichernde Ergänzung zu letzterem Film. Man kann «Darkest Hour» auch einfach «On the Other Side of Dunkirk» nennen.
In der Filmlandschaft positioniert sich das Drama an einem ähnlichen Platz wie «The King’s Speech» von Tom Hooper aus dem Jahr 2010. Mit einem erprobten Regisseur (Joe Wright, «Pride & Prejudice», «Atonement»), Schauspiel-Koriphäen wie Gary Oldman («Léon: The Professional», «Tinker Tailor Soldier Spy») – in einer seiner besten Rollen – und Kristin Scott Thomas («The English Patient») vor der Kamera, begleitet von Dario Marianellis Kompositionen (ebenfalls «Pride & Prejudice» und «Atonement») und einer virtuosen Kameraführung von Bruno Delbonnel («Die fabelhafte Welt der Amélie», «Inside Llewyn Davis»), ist ein mächtiger Film entstanden, der an altbewährtem – vorwiegend britischem – Talent einholt, was er an Innovation vermissen lässt. Wäre «Darkest Hour» vor etwa zehn Jahren erschienen, hätte er den «Best Picture»-Oscar gewinnen können.
«Darkest Hour» läuft ab 11. Januar in den Kinos.
Written by Anthony McCarten / Directed by Joe Wright / Darsteller: Gary Oldman, Kristin Scott Thomas, Lily James, Ben Mendelsohn und Stephen Dillane
Trailer- und Bildquellen: Universal Pictures Switzerland.
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