«Dear White People» ist die Serienadaption des gleichnamigen Spielfilms von 2014. Wie das filmische Original geht auch die Netflixserie die weite Spannbreite des Rassismus und die daraus folgenden Spannungen zwischen weissem und schwarzem Amerika an. Das gelingt mal besser, mal schlechter und pendelt dabei von etwas plumpem zu bemerkenswert nuanciertem Erzählen.
Die Serie «Dear White People» erzählt im Prinzip dieselbe Geschichte wie ihr filmisches Vorbild: Im Mittelpunkt des Geschehens ist Tessa (Logan Browning), eine der wenigen afroamerikanischen Studentinnen einer fiktiven amerikanischen Eliteuni, die in ihrer Radiosendung „Dear White People“ über die kleinen und grossen rassistischen Zwischenfälle im Unialltag ablässt – und damit zuweilen die Gemüter erhitzt. Die Serie setzt ein nachdem das (von weissen männlichen Studenten geschriebene) Satiremagazin der Uni eine „Blackface“-Party schmiss an der sich weisse Studenten ohne Scham mit braun angemalten Gesichtern und stereotyp „afroamerikanischen“ Kostümen verkleideten – Die Emotionen auf dem Campus fliegen hoch, und die Spannungen zwischen schwarzen und weissen Studenten steigt.
Regisseur und Creator Justin Simien, der schon den Film «Dear White People» schrieb und die Regie führte, gibt mit seiner Serie nicht nur der Geschichte mehr Platz sich zu entwickeln, er zieht auch die Geschichten der verschiedenen Nebenfiguren mehr ins Zentrum. Fast jede Episode ist einer der Charaktere aus Tessas Umfeld gewidmet und beleuchtet so zuweilen die Geschehnisse aus einer neuen Perspektive. So etwa dem scheuen Nachwuchsjournalisten der Studentenzeitung Lionel (DeRon Hortons), oder der konservativen und karriereorientierten Coco (Antoinette Robertson). Gleichzeitig wird die Geschichte rund um die „Blackface“-Party und die Spannungen auf dem Campus weiter getrieben. Dabei werden viele der grossen und kleinen rassistischen Zwischenfälle im Alltag afroamerikanischer Bürger heutzutage – von Polizeigewalt bis zum Politikum von gekrausten Haaren – thematisiert und einem breiten Publikum näher gebracht. Das wirkt zuweilen etwas angestrengt, ist aber sicher für viele Zuschauer eine unterhaltsame und anschauliche Möglichkeit, sich dieser Problematik zu bewusst zu werden.
Unterschiedliche Filmemacher und Regisseurinnen
Bisweilen droht «Dear White People» aber durch die vielen Perspektiven und die verschiedenen Themen etwas den roten Faden zu verlieren. Dazu trägt sicher auch der Umstand bei, das für die einzelnen Folgen, neben Simien selbst, unterschiedliche, zuweilen angesehene Filmemacher und Regisseurinnen wie etwa Barry Jenkins («Moonlight») oder Tina Mabry («Queen Sugar») Regie führten. Das führt zwar zu teilweise bemerkenswerten filmischen und erzählerischen Momenten, wie etwa Folge 5, welche von Oskarpreisträger Barry Jenkins umgesetzt wurde. Leider wird dadurch aber auch der Fluss und die Kohärenz von «Dear White People» beeinträchtigt. Nichts desto trotz, wer gut fünf Stunden Zeit und einen Netflix-Account hat, sollte sich «Dear White People» durchaus zu Gemüte führen – es wird definitiv deinen Horizont erweitern.
Die erste Staffel von «Dear White People» ist auf Netflix verfügbar, eine zweite Staffel ist für 2018 angekündigt.
Creator: Justin Simien / DarstellerInnen: Logan Browning, Brandon P. Bell, DeRon Horton, Antoinette Robertson uvm.
Trailer- und Bildquelle: Netflix.
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