Die besten Pandemie-Filme für zuhause – ganz ohne Ansteckungsgefahr! #KinoDihei
Isolation, Hamsterkäufe und Zombie-Apokalypse an den Toilettenpapier-Regalen: Was man in den aktuellen Nachrichten hört, gabs schon oft – und zwar im Kino. Aus der Quarantäne bringen wir euch sieben Filme und eine TV-Episode über die Quarantäne in die Quarantäne. Viel Spass mit der Quarantäne-Inception!
«World War Z» von Marc Foster
Desorientierung auf den Strassen, Panik im Flugzeug, grossflächige Quarantänen, eine verzweifelte Suche nach einem Heilmittel: Marc Forsters Adaption von Max Brooks’ beängstigendem Roman «World War Z» ist ein Zombie-Horrorfilm, der die Untoten als starke Metapher für eine tödliche Pandemie inszeniert. Zwar driftet das Ganze nach und nach ins allzu Konventionelle ab – die langwierige, verworrene Produktion lässt grüssen –, und die politische Stossrichtung ist streckenweise eher zweifelhaft, doch in Sachen beklemmender Atmosphäre kann sich der Film wirklich sehen lassen. Wer im sicheren, coronafreien Zuhause Lust auf ein wenig «Was wäre wenn?»-Grusel hat, ist bei «World War Z» (2013) definitiv an der richtigen Adresse. / von Alan Mattli
«On Her Majesty’s Secret Service» von Peter R. Hunt
Das 25. James Bond-Abenteuer «No Time to Die», das Ende März seine Weltpremiere hätte feiern sollen, wurde nun zum ersten hochrangigen filmischen Opfer des Coronavirus. Zu gross war die Angst vor Einbussen an den Kinokassen. Klar: Wer möchte ausgerechnet mit Hunderten von anderen Leuten im Kino sitzen, wenn ein fieses Virus rumgeht? Das blieb auch dem Studio nicht verborgen, das nur drei Wochen vor Kinostart, die Reissleine zog: Der Film soll neu im November in die Kinos kommen. Dabei hätte es gar nicht so weit kommen müssen – einer der weiss, wie man die Welt vor einer Pandemie beschützt, ist 007 höchstselbst. Ein halbes Jahrhundert ist es her, dass James Bond (damals noch von George Lazenby verkörpert) in «On Her Majesty’s Secret Service» (1969) den Schurken Ernst Stavro Blofeld daran hindern muss, das teuflische «Virus Omega» auf die Menschheit loszulassen: ein Virus, das Mensch, Tier und Pflanzen unfruchtbar machen würde und die Weltwirtschaft aus den Fugen reisst. Auf dem verschneiten Schilthorn kommt es zum Showdown zwischen 007 und dem glatzköpfigen Bösewicht – ein wahnwitziges und rasantes Abenteuer aus einer pandemiefreieren Zeit. Schnief. / von Olivier Samter
«Shaun of the Dead» von Edgar Wright
Was tun, wenn das Land einer Zombie-Apokalypse zum Opfer fällt? Ein Cornetto essen und das Lieblingspub aufsuchen! Diesen grandiosen Plan schmiedet zumindest Shaun, gemeinsam mit seinem besten Freund Ed, nachdem sie versehentlich einen Zombie im Garten blutreich aufspiessen. Die cineastische Hommage an bekannte Titel wie «Night of the Living Dead» (1968) ist nicht nur für Fans des Zombie-Genres ein Unterhaltungsgarant. Die gelungene Parodie, mit ihren langsamen Untoten und hervorragend in Szene gesetzten Queen-Songs, ist ein Paradebeispiel für britischen Humor. Neben Nick Frost und Simon Pegg, dürfen sich Fans der britischen Kultserie «Spaced» auch über Gastauftritte von Jessica Hynes und Peter Serafinowicz freuen. Im Übrigen ist «Shaun of the Dead» (2004) der erste Teil der «Three Flavours Cornetto Trilogy» von Regisseur Edgar Wright («Baby Driver»). Wer also nicht genug kriegen kann von blutigen Auseinandersetzungen und Cornetto-Eis, kann sich mit «Hot Fuzz» (2007) und «The World’s End» (2013) die Zeit noch mehr versüssen. / von Delfina Thon
«Children of Men» von Alfonso Cuarón
Alfonso Cuaróns düstere Vision eines isolationistischen Grossbritanniens am Rande des sozialen Kollapses ist im Grunde schon seit der Brexit-Abstimmung 2016 unbequem aktuell. Doch mit der Coronavirus-Krise hat der dystopische Endzeit-Thriller aus dem Jahr 2006 noch einmal an prophetischer Kraft gewonnen: In «Children of Men» ist die Menschheit wegen grassierender Unfruchtbarkeit vom Aussterben bedroht – der Fanatismus floriert, man lebt in Angst voreinander. Cuarón («Gravity», «Roma») fängt dieses allumfassende Unbehagen eindringlich bildgewaltig ein, erlaubt seinen Protagonist*innen aber dennoch so etwas wie Hoffnung – frei nach dem Motto: «Hope for the best, prepare for the worst.» / von Alan Mattli
«12 Monkeys» von Terry Gilliam
Ein kleiner Junge wird Zeuge, wie jemand am Flughafen erschossen wird. So beginnt und endet der bedrückende Science-Fiction-Film von Terry Gilliam. Im postapokalyptischen Philadelphia des Jahres 2035 lebt die Menschheit seit der Virus-Pandemie von 1996 im Untergrund und kämpft mit ihren knappen Ressourcen ums Überleben. Ein Team aus Wissenschaftlern versucht, den Sträfling James Cole (Bruce Willis) ins Jahr 1996 zurückzuschicken, um den nicht-mutierten Originalvirus zu finden, damit die Menschheit geheilt werden kann. Dort trifft er auf den psychotischen Jeffrey Goines (Brad Pitt), ein führendes Mitglied der Armee der «12 Monkeys». Cole befürchtet, dass diese Organisation das Virus gestohlen und freigesetzt hat, und versucht, die Wissenschaftler aus dem Jahr 2035 zu informieren. «12 Monkeys» ist ein intelligentes Meisterwerk, dessen düstere Zukunftsaussichten nachdenklich stimmen. Denn als der Film 1995 in die Kinos kam, war das Jahr 2035 noch sehr weit weg. Die Paranoia von damals hat aber nichts von ihrer Aktualität eingebüsst. Das Drehbuch basiert übrigens auf der Vorlage des stilbildenden französischen Sci-Fi-Kurzfilms «La Jetée» (1962) von Chris Marker und Alfred Hitchcocks «Vertigo» (1958). / von Beate Steiniger
«28 Days Later» von Danny Boyle
Ein wahr gewordener Albtraum erwartet Jim, als dieser aus dem Koma erwacht und nicht nur das gesamte Krankenhaus, sondern auch sämtliche Londoner Straßen menschenleer vorfindet. Als er endlich doch Gesellschaft bekommt, verflüchtigt sich seine anfängliche Freude rasant, als sich sein Gegenüber als blutrünstiger Untoter entpuppt. Zwar gelingt es Jim schließlich, sich Überlebenden anzuschliessen, doch auch seinesgleichen erweist sich in mancherlei Hinsicht als Monster. Cillian Murphys Darstellung des jungen Fahrradkuriers Jim, der plötzlich in einer völlig neuen, ihm unbekannten Welt erwacht, ist dabei ebenso gelungen wie die gesamte atmosphärische Visualisierung dieses Endzeit-Horrors. Auch Naomie Harris und Megan Burns können schauspielerisch überzeugen und die gelungene Story und die gesamte tiefere Thematik bis zum Schluss mittragen. Denn Danny Boyles düsterer Film erzählt nicht nur von den gravierenden Folgen einer Virusepidemie, sondern setzt sich auch mit den politischen und sozialen Missständen unserer Gesellschaft auseinander. Somit hat «28 Days Later» auch 18 Jahre nach seinem Erscheinungsdatum nichts von seiner Relevanz verloren und ist ein absolut sehenswerter Film, der mehr wahres Grauen als fiktiven Horror zeigt. / von Delfina Thon
«Brooklyn Nine-Nine» von Dan Goor und Michael Schur (S3E12: «9 Days» von Max Winkler)
Die Comedy-Serie «Brooklyn Nine-Nine» von Dan Goor und Michael Schur («Parks and Recreation») dreht sich um den trotteligen Polizeidetektiv Jake Peralta (Andy Samberg) und das 99. Revier der New Yorker Polizei. Beim Verhör eines möglichen Zeugen stecken sich Jake und sein Vorgesetzter Holt (Andre Braugher) mit Mumps an und müssen neun Tage gemeinsam in Quarantäne verweilen. Zwei grundsätzlich gegensätzliche Persönlichkeiten – der Kindskopf Jake und der stoische Pragmatiker Holt – auf engem Raum einzusperren, verspricht explosive und unterhaltsame Konflikte. Die beiden lassen sich vom Mund-, hals- und hodenschmelzenden Fieber nicht aufhalten und verfolgen den Fall mit einer Überdosis Erkältungsmedizin intus entschlossen weiter, was sowohl in lustigen als auch herzerwärmenden Momenten endet, die einen beim Zuschauen bisweilen auch erschaudern lassen. Wer krankheits- oder quarantänebedingt gelangweilt zu Hause herumsitzen muss, dem oder der ist zu empfehlen, sich gleich noch die restlichen Episoden der dritten Staffel reinzuziehen, wo die wahren Perlen des Humors der Serie und des Charmes des Ensembles zu entdecken sind. / von Sara Michel
«Contagion» von Steven Soderbergh
«Contagion» (2011) ist ein bisschen wie ein Film über den Coronavirus, aber auch überhaupt nicht. Hier springt ein Virus aus einer Fledermaus auf ein Schwein, und dann von China in die USA und schliesslich nach Europa, und fordert tausende Tote. Ja, das klingt alles sehr nach COVID-19. Und Steven Soderberghs Film zeigt neben der Übertragungskette und der Arbeit der viel zu hübschen Virolog*innen auch die bekannten Vorsichtsmassnahmen: Es gilt, die Hände zu waschen, sich nicht ins Gesicht zu fassen und Abstand zu halten. Einen Impfstoff gibt es nicht; die Städte sind leergefegt. Aber der Film ist dennoch weit von der Realität entfernt, und natürlich überdramatisiert. Er scheitert auch im Versuch, zu viele Geschichten parallel spannend halten zu wollen. Die vielen guten und prominenten Darsteller*innen agieren ohne Tiefgang. Einzig Matt Damon nimmt einen als trauernder Familienvater ein wenig mit. Fazit: Als Pandemie-Parallelwelt liefert der Streifen solides Popcornkino mit Unterhaltungswert – ansonsten hat er aber nicht mehr Substanz als Toilettenpapier.
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Titelbild aus «Contagion» © 2011 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.
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