Houda Benyaminas «Divines» erzählt die herzzerreissende Geschichte zweier junger Frauen – Dounia (Oulaya Amamra) und Maimouna (Déborah Lukumuena) – in einer Pariser Banlieue. Über ihren Alltag zwischen Schule, Religion und Familie, Perspektivenlosigkeit, Hoffnungen und Träume, und vor allem über eine Freundschaft, die alles andere übertrumpft. „Divines“ wurde im Sommer 2015 in Cannes mit der Caméra d’Or geehrt.
Dounia hat es in ihrem jungen Leben nicht leicht. Sie lebt in einer Slum-artigen Romasiedlung am Rande einer Pariser Banlieue, ihre Mutter ist alleinerziehend und alkoholkrank, die Schule bietet nur Frustration und ausser der scheinbar lukrativen Welt des Drogenhandels bieten sich ihr keinerlei Perspektiven. Einziger Lichtblick in Dounias Welt: Ihre beste Freundin Maimouna. Zusammen schlagen sich die beiden Teeniemädchen die Tage (und Nächte) um die Ohren. Sie schwänzen Schule und Moschee, erzählen sich von ihren (Alb-)träumen und schleichen ins lokale Theater um die Tanzgruppe heimlich beim Vortanzen zu beobachten. Auf einem dieser Ausflüge trifft Dounia auf den Tänzer Djigui – eine Begegnung, die nicht ohne Folgen bleibt.
Das alles tönt schwer nach Sozialdrama und trockenem Realismus – doch «Divines» bietet nicht nur melodramatisches Gesellschaftsporträt. Auf subtile Weise arbeitet Benyamina auch fantastischere Momente ein. Mal scheinen Dounia und Maimouna tatsächlich zu fahren, weht ihnen echter Wind durch die Haare, wenn die beiden sich eine Zukunft in Saus und Braus und Ferrari in Thailand ausmalen. Oder der Streifzug durch den Supermarkt mit Djigui wird plötzlich zum in goldenes Licht getauchten Ballettspektakel.
«Zwischen Teenie-Angst, Alkoholismus, (Zwangs-)prostitution, Drogenhandel, brutalster Gewalt, Tod, Feuerinferno und einer etwas gar konstruierten Liebesgeschichte kann einem zuweilen schon schwindlig werden.»
Vielleicht ist es die Gratwanderung zwischen realistisch wirkendem Sozialporträt und diesen magischen Momenten, die dazu führt, dass «Divines» teilweise etwas stark auf die Schnitte gestrichen wirkt. Zwischen Teenie-Angst, Alkoholismus, (Zwangs-)prostitution, Drogenhandel, brutalster Gewalt, Tod, Feuerinferno und einer etwas gar konstruierten Liebesgeschichte kann einem zuweilen schon schwindlig werden. Was bleibt sind jedoch in jedem Fall die berührenden schauspielerischen Darbietungen, die interessant gezeichneten Figuren und ein wirklich starkes Porträt einer (Frauen-)Freundschaft. Davon gerne mehr!
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Kinostart: 5.1.2016 / Auf Netflix Schweiz
Filmfakten: Regie: Houda Benyamina / DarstellerInnen: Oulaya Amamra, Déborah Lukumuena, Kévin Mischel, Jisca Kalvanda
Trailer- und Bildquelle: Diaphana Distribution / Adok Films Sàrl / Netflix
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