Der bisher persönlichste Film von Altmeister Pedro Almodóvar feierte im Mai 2019 im Wettbewerb von Cannes seine Premiere. Die Geschichte eines Regisseurs, der in einer Lebens- und Schaffenskrise steckt, ist visuell betörend und gehört zu den zugänglicheren Filmen seiner langen Karriere.
Einst einer der gefeiertsten Autoren und Regisseure Spaniens, befindet sich Salvador Mallo (Antonio Banderas) in einer Lebenskrise. Geplagt von chronischen Schmerzen am ganzen Leib ist er auf sich alleine gestellt. Nachdem er sich öffentlich mit dem Hauptdarsteller seines letzten Filmes zerstritten hatte, hat er auch seine Arbeit auf Eis gelegt. Doch sollte es genau dieser Mann, dieser Schauspieler sein, der seiner Existenz nochmals neues Leben einhauchen wird. Es ist aber nicht nur das Heroin, welches sich ihn an seine Kindheit erinnern lässt. Salvador ist an einem Punkt angelangt, an dem er sich Gedanken darüber macht, woher er kommt, wer er eigentlich ist, und in welche Richtung das letzte Drittel seines Lebens gehen soll.
«Dolor y gloria» (übersetzt: Leid und Herrlichkeit) wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Einerseits in der bereits beschriebenen Gegenwart, und andererseits in einer vergangenen Zeit, in der Salvador ein kleiner Junge war und zusammen mit seiner Mutter (Penélope Cruz) ein unfreiwillig einfaches Leben in ländlicher Gegend führte. Je mehr man von Salvadors Vergangenheit erfährt, desto offenkundiger wird der Einfluss, der diese Vergangenheit auf sein jetztiges Leben und sein künstlerisches Schaffen hatte.
Es sind die Gegensätze dieser beiden Lebensabschnitte, auch auf der filmischen Ebene unverkennbar, das strahlende Weiss der verputzten Wände von früher und die satten Farben der Gegenwart, die den Film vor allem auch ästhetisch reizvoll machen. Eine gewisse Nostalgie nach dieser Zeit von damals wird auch durch die Schönheit der Mutter und des jungen Handwerkers (César Vicente), der bei der Familie ein und aus ging, verkörpert. Sie stehen in starkem Kontrast zu den von Schmerzen geplagten, drogenabhängigen und in die Jahre gekommenen Menschen, die Salvador heute umgeben.
«Dolor y gloria», der im Mai 2019 an den Filmfestspielen von Cannes uraufgeführt wurde, wird als Almodóvars bisher persönlichster Film und als sein bester seit «Volver» vor 13 Jahren gehandelt. Mit Antonio Banderas («La piel que habito») und Penélope Cruz («Volver») hat er die beiden wichtigsten Rollen auch zwei seiner grössten und bekanntesten Musen angetraut, mitunter sicherlich ein Zeichen dafür, wie persönlich die Geschichte für ihn ist. Insbesondere Banderas ist hier in seinem Element, und liefert seine wohl beste Darbietung seit Jahren ab.
«Der Film lebt von Gegensätzen.»
Was den Film an sich angeht, so ist er – wie bereits angesprochen – visuell betörend, ansprechend inszeniert und lebt in den Gegensätzen der beiden Zeiten auf. Die Geschichte an sich ist relativ unspektakulär und gewinnt erst dadurch richtig an Substanz, wenn man die autobiographischen Referenzen anerkennt.
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Kinostart Deutschschweiz: 23.5.2019
Filmfakten: «Dolor y gloria» / Regie: Pedro Almodóvar / Darsteller: Antonio Banderas, Penélope Cruz, Raúl Arévalo, Leonardo Sbaraglia, Asier Etxeandia, Julieta Serrano, Nora Navas / Spanien / 2019 / 113 Minuten
Trailer- und Bildquelle: Pathé Films
Die Geschichte würde schneller wieder aus dem Gedächtnis der Zuschauer verschwinden, wenn sie nicht unmittelbar mit dem Namen Almodóvar verbunden wäre.
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