Nach der Komödie «Booksmart» kehrt Olivia Wilde mit dem dystopischen Thriller «Don’t Worry Darling» zurück und vereint dafür mit Florence Pugh, Chris Pine und Harry Styles einen interessanten Cast auf der Leinwand. Doch reicht das für den perfekten Film über eine scheinbar perfekte Welt?
Alice (Florence Pugh) und Jack (Harry Styles) ziehen in die utopische Wüstengemeinde Victory: Dort soll das Paradies auf Erden auf sie warten. So verspricht es zumindest Frank (Chris Pine), der CEO des sogenannten Victory-Projekts. Und tatsächlich: Dem jungen Ehepaar fehlt es an nichts. Tagsüber geht Jack arbeiten, Alice erledigt den Haushalt und hängt danach mit ihrer Freundin Bunny (Regisseurin Olivia Wilde höchstselbst) am Pool ab, lästert und trinkt Cocktails. Alles, was im Gegenzug von ihnen erwartet wird, ist absolute Diskretion und Hingabe gegenüber dem Victory-Projekt. Das beinhaltet auch, nichts zu hinterfragen und nirgendwo anders hinzugehen, doch Alice wird mit der Zeit immer misstrauischer. Als sie Jack damit konfrontiert und wissen will, was genau er den ganzen Tag macht, tritt sie eine Reihe von Ereignissen los, die Alices Verdacht bestätigen: In Victory ist nichts so, wie es scheint.
It’s all about control.
Wie schon in «Midsommar» (2019) findet sich Florence Pugh einmal mehr in einer Gemeinschaft wieder, in der es dank stetiger Kontrolle scheinbar keinerlei Sorgen gibt – und oft im Kreis getanzt wird. Olivia Wilde inszeniert in der Wüstenstadt eine Fünfzigerjahre-Idylle, die sich von der perfekten Ordnung immer mehr zur Groteske wandelt. Zu Beginn ist das noch einigermassen vielversprechend umgesetzt, etwa während einer Gartenparty, die mit einer kreisenden, fast schon schwindelerregenden Kamerafahrt rund um die Gäste inszeniert wird und auf die verhängnisvolle Spirale von Geheimnissen in Victory hindeutet.
«‹Don’t Worry Darling› ist – entgegen dem, was der fiktive Schauplatz Victory verkörpert – sehr chaotisch.»
Danach begnügt sich der Film aber damit, auf altbekannte Kniffe aus der Filmgeschichte zurückzugreifen, um etwas gezwungen den Gruselfaktor anzukurbeln. Das beinhaltet alles von Spiegelbildern, die sich selbstständig verhalten, über unappetitliche Close-ups von blutigen Steaks bis hin zu einem Soundtrack, der mit unheilvollem Geflüster Alices Paranoia unterstreichen soll. In wenigen Momenten ist das stimmig und lässt den Film immer mal wieder Fahrt aufnehmen – auf Dauer ist das aber langweilig, wenn nicht sogar nervig. Die unheimlichen Geschehnisse werden belangloser, ebenso ihre filmische Umsetzung. Die narrative Linie versandet dadurch immer mehr und verkommt zu einer plumpen Aneinanderreihung von Ereignissen, bis die obligate Auflösung «unerwartet» und unbeholfen daherkommt. Auch inhaltlich gleicht der Film mehr einem holprigen Mash-up aus Filmen wie «The Stepford Wives» (1975), einer misslungenen «Black Mirror»-Folge und «The Truman Show» (1998).
A nasty word. Chaos.
«Don’t Worry Darling» ist – entgegen dem, was der fiktive Schauplatz Victory verkörpert – sehr chaotisch. In einem Moment wird Alice noch auf dem Esstisch oral befriedigt, im nächsten versucht sie mit Klarsichtfolie Selbstmord zu begehen. Etwa so willkürlich verläuft der ganze Film; es fehlt eine klare Linie. Das ist schade, denn Wilde reisst trotz allem ein paar interessante Ansätze an: Sowohl das fanatische Bedürfnis nach Ordnung und geregelten Abläufen als auch die Thematik rund um erstarrte Rollenbilder hätten durchaus Stoff geboten für spannende, dystopische Inszenierungen und vor allem für ein tiefgründigeres Fundament. Das wäre denn auch dem Talent von Florence Pugh gerecht geworden, verkörpert sie ihre Rolle doch wie gewohnt souverän und lässt dabei alle anderen Darsteller*innen verblassen.
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Kinostart Deutschschweiz: 22.9.2022
Filmfakten: «Don’t Worry Darling» / Regie: Olivia Wilde / Mit: Florence Pugh, Harry Styles, Chris Pine, Olivia Wilde, Nick Kroll / USA / 122 Minuten
Bild- und Trailerquelle: © 2022 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.
«Don't Worry Darling» tischt viele lauwarme Ideen auf, die zwar das Zeug zu geschickter Gesellschaftskritik und einem spannenden, dystopischen Thriller hätten, aber nicht zu Ende gedacht wurden.
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