Der Film «Early Man» von Nick Park erzählt von einer Horde Steinzeitmenschen, die sich gegen eine böse Übermacht behaupten muss. Der Plastilin-Trickfilm ist ein typischer Aardman-Film – und genau das ist seine grosse Schwäche.
18 Jahre ist es her, dass ein kleines britisches Puppentrickstudio die Welt im Sturm eroberte. «Chicken Run» aus dem Hause Aardman war der Überraschungshit, mit dem niemand gerechnet hatte. Doch statt dem erhofften Durchbruch folgten für die Knetefilmer schwere Schicksalsschläge: Die Studioräumlichkeiten brannten ab und auch die erwarteten internationalen Erfolge blieben aus. Und so beschloss Aardman vor etwas mehr als fünf Jahren, Hollywood den Rücken zu kehren und fortan wieder von zuhause aus kleine Filme zu drehen. Eine solche kleine Produktion war «Shaun the Sheep Movie», der wie eine Bombe einschlug und sogar für einen Oscar nominiert wurde. Es schien, als ob Aardman wieder zu alter Stärke zurückgefunden hatte.
Und tatsächlich ist «Early Man» ein typischer Aardman-Film – doch genau das ist seine grosse Schwäche. Freche Häschen, bescheuerte Akzente und dümmliche Wortspiele: Was vor achtzehn Jahren noch lustig gewesen sein mag, entlockt einem beim inzwischen siebten Film des Studios nur noch ein müdes Gähnen. Daran ändert selbst der eindrücklich besetzte Cast um Eddie Redmayne, Tom Hiddleston (als lächerlich pompöser Dorfvorsteher Lord Nooth) und Maisie Williams wenig. Auch animationstechnisch scheint das Knetmännchenstudio in der Steinzeit stecken geblieben zu sein: Die Bewegungen sind ruckelig und ungelenk. Was den Puppentrick betrifft, dürfte das Studio Laika («Kubo and the Two Strings») ihnen eindeutig den Rang abgelaufen zu haben.
Dass Nick Park sich dazu entscheidet, seine Urzeitmenschen in diesem Film Fussball spielen zu lassen, ist ein zusätzlich mutiger Entscheid. Die bösen Bronzemenschen in «Early Man» haben den Steinzeitmenschen nicht nur ihr geliebtes Tal geklaut, sie sind auch verbissene Fussballfans. Ehrensache also, dass der Urzeitmensch Dug diese zu einem alles entscheidenden Spiel herausfordert. Film und Fussball sind zwei Themen, die sich – mit wenigen Ausnahmen – nicht wirklich gut vermischen, erst recht nicht, wenn man auch ein amerikanisches Publikum erreichen will. Die ganze Fussballthematik bremst den Film denn auch immer wieder aus. Erst gegen Schluss, als das entscheidende Spiel angepfiffen wird, kommt «Early Man» in Fahrt – und macht dann auch richtig Spass.
Doch auch die späte Wende kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser verflixte siebte Aardman-Film eine ziemlich ernüchternde Angelegenheit ist. Die Gags sind verstaubt und die Story ist vorhersehbar. Bleibt zu hoffen, dass es «Shaun the Sheep 2» besser macht.
Kinostart: 15. März / Regie: Nick Park / Synchronsprecher: Eddie Redmayne, Tom Hiddleston, Maisie Williams.
Bild- und Trailerquelle: Impuls Pictures AG
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