Wer schon immer einmal eine Bank ausrauben wollte, findet in der argentinischen Komödie «El robo del siglo» die fast perfekte Anleitung dazu. Dieser Jahrhundertraub, der 2006 wirklich stattfand, flog letztendlich durch eine kleine Unachtsamkeit auf. So viel sei hier verraten: Man sollte nie seiner eifersüchtigen Ehefrau erzählen, woher das viele Geld plötzlich stammt…
…und trotzdem ging dieser Banküberfall als einer der gelungensten aller Zeiten in die Geschichte Argentiniens ein. Der Künstler Fernando Araujo (Diego Peretti) ist Träumer, Philosoph – und vor allem «fokussiert», weil er gerne kifft. Als sein nasser Joint im Regenkanal vor der Banco Río verschwindet, ist Fernandos Idee, ebendiese auszurauben, geboren. Sebastián (Pablo Rago), ein Mechaniker, und der strenggläubige «Doc» (Mariano Argento) sollen ihm dabei helfen. Doch schnell wird klar, dass man nicht nur durch eine «Erleuchtung» zu Geld kommt, sondern auch investieren muss, bevor ein Gewinn ausgeschüttet werden kann, und dass die Idee einen Plan braucht, da keiner der Herren je in kriminelle Geschichten verwickelt war.
Der charismatische Kleinkriminelle Mario (Guillermo Francella) aus Uruguay lässt sich schliesslich von der Businessidee überzeugen und steigt mit ein. Der Plan wird immer ausgeklügelter und raffinierter; das Team wächst. Durch Schauspielunterricht und Studium der Fachliteratur wird Verhandlungsgeschick und Geiselnahme geprobt, durch mechanische Genialität ein Tunnel gegraben und schliesslich ein Banküberfall am helllichten Tag inszeniert. Während sich die Polizei unter der Verhandlungsführung von Inspektor Miguel Sileo (Luis Luque), mit Mario als Geiselnehmer beschäftigt, räumen derweil Fernando und Sebastián die Schliessfächer im Tresorraum aus.
«Es gibt viele Bankraubgeschichten aus aller Welt, die Aufmerksamkeit verdienen. Aber dieses rasant und spannend erzählte Heist-Movie zeigt auf höchst amüsante Weise, wie auch in Argentinien das Geld ungerecht verteilt ist.»
Dieser reale und spektakuläre Bankraub aus dem Jahr 2006 in einem Vorort von Buenos Aires wurde vom argentinischen Regisseur Ariel Winograd sehr detailliert und realistisch mit viel Ironie und Situationskomik verfilmt. Unterstützt beim Drehbuch wurde er von niemand Geringerem als von Fernando Araujo selbst, dem tatsächlichen Kopf hinter dem Überfall.
Es gibt viele Bankraubgeschichten aus aller Welt, die Aufmerksamkeit verdienen. Aber dieses rasant und spannend erzählte Heist-Movie zeigt auf höchst amüsante Weise, wie auch in Argentinien das Geld ungerecht verteilt ist. Es macht Spass, zuzusehen, wie eine Gruppe «Laienbankräuber» die psychologisch geschulte Polizei an der Nase herumführt und ein bisschen Robin Hood spielt (wenn auch nur für sich selbst). Und da Winograd die Geschichte nicht linear erzählt, sind Spannung und Spass bis zum Schluss garantiert.
Zudem sind die Schauspieler hervorragend. Allen voran Francella, sehenswert als Hauptdarsteller in «El secreto de sus ojos» (2009), und Peretti («Iniciales S.G.»), die in ihren Rollen so eindrucksvoll aufgehen, als würden sie sich gegenseitig anspornen, sich selbst zu übertreffen.
«Auch wenn der Film am Ende etwas an Tempo verliert, bleibt uns der freche Charme und die Schlitzohrigkeit der sympathischen Gauner auf jeden Fall in Erinnerung.»
Auch die Nachwirkungen der Wirtschaftskrise von 2001 sind in «El robo del siglo» sehr gut spürbar. Denn die Bande bleibt trotz ihres Auftrittes als Räuber authentisch, singen ein Geburtstagsständchen für eine Geisel, bestellen Pizza und realisieren eine Idee, von der sie sechs Monate zuvor nicht einmal geträumt hatten. Ob das die damaligen Geiseln auch so sahen, bleibt unbeantwortet. Auch wenn der Film am Ende etwas an Tempo verliert, bleibt uns der freche Charme und die Schlitzohrigkeit der sympathischen Gauner auf jeden Fall in Erinnerung.
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Kinostart Deutschschweiz: 10.12.2020
Filmfakten: «El robo del siglo» / Regie: Ariel Winograd / Mit: Guillermo Francella, Diego Peretti, Pablo Rago, Mariano Argento, Luis Luque, Juan Alari, Rafael Ferro / Argentinien / 114 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Trigon Film
Der argentinische «Jahrhundertraub» von 2006 wird von Ariel Winograd in «El robo del siglo» authentisch, witzig und rasant nacherzählt. Ein riesiges Vergnügen für alle Heist-Movie Fans.
2 Comments
Das macht Laune sich den Film anzuschauen! Danke!
Ich hoffe, ich bekomme die Chance den Film im Kino zu sehen.
Liebe Katrein! Der Film ist ab heute in den Schweizer Kinos zu sehen. Unbedingt hingehen, solange wir noch in die Kinos dürfen! Die Schutzkonzepte werden bestens eingehalten!