Rhythmische Reggaeton-Beats, bunte Hausfassaden und feurige Tanzeinlagen einer noch feurigeren Protagonistin: Das neue Tanzdrama von Pablo Larraín handelt von einer komplexen Mutter-Kind-Beziehung, eingebettet in die malerische Küstenstadt Valparaíso, und überzeugt mit poetischer Kamera und ungestümer Leidenschaft für körperlichen und seelischen Ausdruck.
Wir präsentieren den Film als Maximum Vorpremiere am 11.3. im KOSMOS. Tickets: http://bit.ly/TicketsEmaYGaston
In dem neonbunten Drama tanzt sich Ema (Mariana Di Girolamo) durch einen persönlichen Schicksalsschlag: Unfähig, ihren Adoptivsohn Polo zusammen mit Gastón (Gael García Bernal), dem Choreografen ihrer Tanztruppe, aufzuziehen, gibt sie den kolumbianischen Jungen an das Waisenhaus zurück. Der Mutterrolle nicht gewachsen, ihren Sohn aber unendlich vermissend, kämpft sie nicht nur gegen gesellschaftliche Stigmata, sondern trennt sich als Konsequenz auch von Gastón. Doch Ema weiss, was sie will: Ihre Identität mithilfe ihrer grossen Leidenschaft, dem Tanzen inmitten ihrer Girlgang, suchend, heckt sie einen teuflischen Plan aus, um ihren Sohn wieder zurückzugewinnen.
«Hauptdarstellerin Mariana Di Girolamo ist eine absolute Wucht.»
Die mit dem Feuer tanzt
Hauptdarstellerin Mariana Di Girolamo ist eine absolute Wucht: Mit ihrem aufgebleichten Haarschopf und ihrem eindringlichen Blick verkörpert sie die Titelheldin mit einer Kraft und Zügellosigkeit, die dem Zuschauer manchmal beinahe Angst einjagt. In ihrer Beziehung hat sie die Hose an, in ihrer Girlgang gibt sie den Takt vor. Emas Element, ihr grösster Segen wie auch tiefstes Verhängnis ist das Feuer: Nie fühlt sie sich so lebendig, wie mit dem Flammenwerfer in der Hand oder wenn sie vor einer übergrossen Projektion der feuerspuckenden Sonne tanzt. Gleichzeitig hat sich ihr Adoptivsohn als kleiner Pyromane herausgestellt und das Gesicht von Emas Schwester verbrannt, ein Ereignis, aus dem sich der ganze Konflikt nährt, so wie die Flamme nach Sauerstoff lechzt. Und das Feuer in Ema selbst verhilft ihr zwar zu Willensstärke und ausgelassenen (Tanz-)Orgien, verbrennt ihr aber auch selbstverschuldet Möglichkeiten, die der jungen Frau aus ihrer leicht entflammbaren Situation helfen würden. Mit der Metapher des heissesten der Elemente verbindet Regisseur Pablo Larraín innere und äussere Konflikte und liefert seinem Kameramann Sergio Armstrong Bilder, die sich auf der Netzhaut des Zuschauers einbrennen.
Freiheit, Verantwortung und Muttergefühle
«Ema y Gastón» ist nicht nur ein Augenschmaus für mitteleuropäische Augen mit Sonnendefizit. Der chilenische Regisseur Pablo Larraín, der mit «El Club» 2015 den Silbernen Bären an der Berlinale gewann, porträtiert hier die chilenische Jugend. Dabei weiss er geschickt die Abhängigkeit zwischen Mutter und Sohn darzustellen: So greift der Regisseur von «Jackie» (2016) und «Neruda» (2016) die Frage nach der Verantwortung junger Mütter auf, die selbst noch nicht ganz erwachsen sind, und beleuchtet die wohl intensivste menschliche Beziehungsfiguration in differenziertem Licht. Manchmal wirkt dieser Konflikt, das Verlassen eines Kindes der Rabenmutter, etwas zu gewollt, die Szenen zu dramatisiert. Doch «Ema y Gastón» ist kein realistisches Sozialdrama sondern eine zum Kunstwerk verdichtete Charakterstudie einer jungen Frau, die ihre Prioritäten zwischen ihrer eigens gewählten Passion und der ihr von der Gesellschaft zugeschriebenen Rolle ausbalancieren muss.
«‹Ema y Gastón› ist kein realistisches Sozialdrama sondern eine zum Kunstwerk verdichtete Charakterstudie einer jungen Frau, die ihre Prioritäten zwischen ihrer eigens gewählten Passion und der ihr von der Gesellschaft zugeschriebenen Rolle ausbalancieren muss.»
So wird «Ema y Gastón» zu einer modernen Familienfabel, die alternative Familienentwürfe studiert und in den letzten Minuten alle narrativen Fäden zu einer überraschenden Konfiguration zusammenzieht, haben sie zuvor doch teils etwas lose ineinanderzugreifen versucht.
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Kinostart Deutschschweiz: 12.3.2020
Filmfakten: «Ema y Gastón» («Ema») / Regie: Pablo Larraín / Mit: Mariana Di Girolamo, Gael García Bernal, Santiago Cabrera, Paola Giannini, Catalina Saavedra, / Chile / 102 Minuten
Bild- und Trailerquelle: trigon film
«Ema y Gastón» ist ein wilder Ritt durch die ungestüme junge Generation Chiles, ein verführerischer Mix aus Tanz, Sex und Girlpower, der mit Musikvideo-Ästhetik den Saal zum Beben bringt.
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