Eine Unternehmensführung, die auf Mensch und Umwelt Rücksicht nimmt – das geht! Seine politische Botschaft macht der Dokumentarfilm «Fair Traders» feinfühlig und unaufdringlich sichtbar.
«Fair Traders» von Nino Jacusso überrascht. Bei einem Dokumentarfilm, der Textilherstellung oder landwirtschaftlicher Produktion thematisiert, liegt es nahe, dem Publikum schlechte Arbeitsbedingungen oder den Einsatz von giftigen Unkrautvernichtern vor Augen zu führen. So wurde das zuletzt beispielsweise in «The True Cost» (2015) oder «More Than Money» (2010) gemacht. Statt Missstände aufzuzeigen, porträtiert Jacusso aber zwei Unternehmerinnen und einen Unternehmer, die es anders machen.
Patrick Hohmann hat 1990 mit dem Anbau und Vertrieb von Bio-Baumwolle begonnen, seine Firma liefert seit langem das Garn für die Coop-Naturaline-Kleider. Sina Trinkwalder ist Gründerin von manomama, einer Augsburger Textilfabrik, die nachhaltig und regional produziert. Claudia Zimmermann betreibt mit ihrem Partner im solothurnischen Küttigkofen einen Biohof inklusive Dorfladen. «Fair Traders», der für den Prix Solaire 2019 nominiert war, zeigt die drei bei ihrer Arbeit: auf dem Feld, an der Nähmaschine, im Gespräch mit Zulieferern. Vor allem aber lässt der Film die UnternehmerInnen erzählen. Davon, wie sie dazu kamen, auf biologische und faire Produktion umzustellen. Von ihren Grundsätzen und ihrem Optimismus, durch ihr Handeln die Welt verändern zu können. Von ihrer Einsicht, dass Wachstum nicht nur Gewinnsteigerung um jeden Preis ist, sondern auch auf qualitativer Ebene geschehen kann.
«Fair Traders» setzt nicht auf aufrüttelnde Bilder, sondern auf ermutigende Geschichten
«Fair Traders» setzt nicht auf aufrüttelnde Bilder, sondern auf ermutigende Geschichten (wie zuletzt «Demain», 2015). Es sei seine Absicht gewesen, den dystopischen Bildern optimistischere entgegenzusetzen, so Jacusso. Mit einem Film über Bio- und Fair-Trade-Pioniere läuft man allerdings Gefahr, dass dieser als lebensfremder, vielleicht gar langweiliger Optimismus abgetan wird. Da die drei Protagonisten aber sehr ehrlich auch von Rückschlägen und Hindernissen erzählen, manchmal sogar über ihre eigene Unerschrockenheit «einfach mal zu machen» – Kritiker würden wohl sagen: ihr «naives Gutmenschentum» – lachen, kann der Film doch eine gewisse Spannung erzeugen. Der spürbaren Offenheit der porträtierten Unternehmerinnen verdankt «Fair Traders» seine Überzeugungskraft. Sina Trinkwalder lässt Jacusso sogar eine interne Krise dokumentieren, eine der besten Szenen des Films. Seine politische Botschaft – jeder und jede kann etwas zur Verbesserung der Verhältnisse beitragen – macht der «Fair Traders» damit mit Bestimmung, aber alles andere als besserwisserisch deutlich.
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Kinostart Deutschschweiz: 14.2.2019 / Regie: Nino Jacusso / Mit: Patrick Hohmann, Sina Trinkwalder, Claudia Zimmermann
Trailer- und Filmquelle: Filmcoopi
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