Zum 32. Mal verwandelte sich die italienische Universitätsstadt Bologna in ein Mekka für Filmliebhaber von bekannten und wiederentdeckten Meilensteine der Filmgeschichte. Von Buster Keaton über Lumière bis zu Leones «Once Upon A Time in the West» (1968) gewährte das Festival einmal mehr eine eindrückliche Auswahl und bewies, dass es viel mehr ist als ein Nischenfestival.
Wie der italienische Name «Il Cinema Ritrovato» des Festivals bereits verrät, dreht sich alles um das „wiedergefundene“ Kino. Die Kuratoren zeigen jedes Jahr in verschiedenen Reihenprogrammen restaurierte Filmperlen. Darum herum bildet sich eine breite Auswahl an Masterclasses und Vorträgen an, die alle möglichen Aspekte von Restaurationen und deren Umstände behandeln. Wie stark darf man in das Originalmaterial eingreifen? Welche Filmatmosphäre wollte der Regisseur damals kreieren? Welche Farbe kommt am nächsten ran? Und was kann man überhaupt als originales Filmmaterial benennen? Alles Fragen, die im Zuge der heutigen Digitalisierung immer mehr an Relevanz gewinnen und nicht zuletzt auch in die Zukunft blicken lassen. Was und wie werden wir das stetig rasant wachsende Filmmaterial speichern und für unsere Nachkommen konservieren?
Kein Wunder zieht also ein Festival, das sich um solch elementare Fragen der Filmgeschichte dreht, jedes Jahr tausende Besucher an, darunter auch bekannte Persönlichkeiten. Eines der Highlights der 32ten Ausgabe war wohl die Eröffnungsrede von Martin Scorsese. Der mittlerweile 75-jährige Regisseur stellte auf der Piazza mitten in der mittelalterlichen Stadt die restaurierte Version von «Enamorada» (1946) vor, ein mexikanisches Liebesdrama von Emilio Fernández. Weiter war auch Luca Guadagnino anwesend, welcher mit dem Kameramann Luciano Tovoli die restaurierte Version des Horrorklassikers «Suspiria» (1977) vorstellte. Auch weniger bekannte Filme finden in Bologna ihren gerechtfertigten Platz. So etwa die Stummfilmserie «Wolves of Kultur» (1918) von Joseph A. Golden, die in Episoden über die Woche in Begleitung von live Klavier vorgestellt wurde und somit auch das Bingewatch-Verlangen des vielleicht jüngeren Publikums stillte.
Hier eine Aufzeichnung vom Gespräch über “Lezione die cinema“ mit Martin Scorsese, Jonas Carpignano, Matteo Garrone, Valeria Golino und Alice Rohrwacher.
«Il Cinema Ritrovato» ist in jedem Fall die Reise wert, für alte Filmhasen und frisch Begeisterte. Neues zu entdecken gibt es nämlich für alle.
–
Bildquelle: http://festival.ilcinemaritrovato.it/immagini-dal-festival-2018/
No Comments