Beat Schlatter ist aus dem Schweizer Film nicht mehr wegzudenken. Geradezu inflationär spielt der Zürcher in beinahe jeder nationalen Produktion mit. Nun bringt er aber mit «Flitzer» sein ganz eigenes Baby ins Kino und verwirklichte mit Zürcher Regisseur Peter Luisi ein spritziges Filmprojekt über eine neue Trendsportart, das das Publikum zum Schmunzeln bringt.
Der Badener Lehrer Balz Näf (Beat Schlatter), der weder von seinem Kollegium noch von seiner Tochter (Luna Wedler) als besonders fähig angesehen wird, verspielt das Geld, dass seine Schule für einen neuen Fussballrasen gespart hat. Um nicht noch doofer dazustehen, kommt er beim Besuch seines “Coiffeurs” Kushtrim (Bendrit Bajra) auf die Idee, für Sportwetten Flitzer ins Fussballstadium zu schicken. Je länger die Nackedeie auf dem Spielfeld umherflitzen können, bis sie von den Securities gefangen werden, desto mehr Geld verdient er. Das zieht natürlich haufenweise Leute an, die sich ebenfalls im Flitzen probieren wollen: Die Schüchterne, die ihre Ängste überwinden will, der Exhibitionist, der jede Chance nutzt, alles von ihm zu zeigen und der Ausländer, der in der teuren Schweiz doch eigentlich nur ein wenig Geld verdienen will. Natürlich muss sein Nebenverdienst geheim bleiben, da ihm schon bald die Polizei auf die Pelle rückt – Wenn er erwischt wird, hätte dies nicht nur Konsequenzen für seinen Lehrerberuf, sondern liesse ihn auch bei seiner Flamme (Doro Müggler) schlecht aussehen, die dummerweise genau im Fall “Flitzer” gegen ihn ermittelt.
Das Erfolgsrezept für Schweizer Komödien
Regisseur Peter Luisi ist aus dem zeitgenössischen Schweizer Kino nicht mehr wegzudenken: Mit «Schweizer Helden» brachte er bereits eine originelle Komödie und mit «Vito» und «Der Sandmann» weitere Filme ins Kino, die zwar nicht in die internationale Kinogeschichte eingehen, aber sympathisch sind und immer funktionieren. Um im schwierigen Schweizer Filmschaffen Erfolge zu verbuchen, beweisen sich Slapstick-Komödien mit Schweizer Stars als besonders sattelfest. So ist beispielsweise mit Youtube-Star Bendrit Bajra bestimmt kein Schauspieltalent zur Welt bekommen, doch mit ihm als zwielichtiger Coiffeur Kushtrim ein Publlikumsliebling in der Besetzung zu sehen, der das Publikum anlockt. Die Schweizer wollen beim heimischen Kino bekannte Gesichter sehen und über skurrilen Slapstick lachen – das gelingt Regisseuren wie Peter Luisi.

Ein unterhaltsames Paar: Bendrit & Beat
Schamgrenzen wird übertreten, cineastische Regeln aber nicht gebrochen
Flitzer ist ein durchaus unterhaltsamer Streifen. Eine originell-ulkige Idee mit vielen nackten Menschen, die ihre Schamgrenze übersteigen und das Fussball-Publikum zum Johlen bringen, tolle Situationskomik und ein Schweizer Kleinstaraufgebot, dass sich sehen lässt. Bei der Umsetzung wünscht man sich als Cineast ein wenig mehr Freude zum Experimentellen, bedient sich der «Flitzer» doch hauptsächlich an den gewohnten Kameraeinstellungen, einem klassischen Schnitt und dramaturgischer Vorhersehbarkeit, die eine normale Schweizer Komödie ausmachen. Doch die Geschichte um den flitzenden Lehrer ist so spritzig originell, dass das Zuschauen einfach nur Freude macht.
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Kinostart: 12. Oktober 2017 / Regie: Peter Luisi / Mit: Beat Schlatter, Bendrit Bajra, Doro Müggler, Luna Wedler, Philippe Graber, Dominic Deville, Aaron Hitz, Gilles Tschudi
Trailer- und Bildquelle: Frenetic Films.
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