Der selbsternannte dritte Teil der «Ghostbusters»-Franchise setzt mehr auf Nostalgie als auf Unterhaltung. Damit werden vor allem diejenigen Fans bedient, denen der Reboot von 2016 zu wenig ehrfürchtig war. Wer hingegen Herz und Humor der 80er-Originale geschätzt hat, wird von «Ghostbusters: Afterlife» eher enttäuscht.
Als Callie (Carrie Coon) und ihren Kindern Phoebe (Mckenna Grace) und Trevor (Finn Wolfhard) die Zwangsräumung droht, ziehen sie nach Summerville in Oklahoma in ein altes, heruntergekommenes Haus, das Callie von ihrem entfremdeten Vater vermacht wurde. Summerville ist aber ein weitaus weniger ruhiges Dorf, als es den Anschein macht, und bald liegt es an Phoebe, das Vermächtnis ihres Grossvaters in die eigene Hand zu nehmen und selbst auf Geisterjagd zu gehen.
Ein nostalgisches Manifest, das am Original vorbeizielt
Trailer, Film und Regisseur machen auf unterschiedliche Weise klar, dass «Ghostbusters: Afterlife» (deutscher Titel: «Ghostbusters: Legacy») an die originalen «Ghostbusters»-Filme aus den Achtzigerjahren anknüpft und den weiblich dominierten Reboot von 2016 ignoriert. Ziel ist es offenbar, den «alten» Fans das zu geben, was sie in Paul Feigs 2016er-Version vermissten, und zugleich neue Fans zu gewinnen.
Dabei wird besonders der erste Film der Reihe, Ivan Reitmans «Ghostbusters» (1984), heraufbeschworen, um die Nostalgie zu befeuern. Das geschieht mit kleineren und grösseren Details, die bisweilen durchaus liebevoll gestaltet sind (etwa Egon Spenglers Pilz- und Sporensammlung). Das bedeutet jedoch auch, dass man nicht umhin kommt, den «neuen» «Ghostbusters» mit seinen Vorgängern zu vergleichen – und dabei schneidet «Ghostbusters: Afterlife» deutlich schlechter ab.
«Für Fans, die vor allem Nostalgie und Symbolik wollen, mag der neueste Eintrag in die Franchise funktionieren. ‹Ghostbusters: Afterlife› ist aber weit weg von dem, was die älteren (und sogar den Reboot) unterhaltsam gemacht haben.»
Für Fans, die vor allem Nostalgie und Symbolik wollen, mag der neueste Eintrag in die Franchise funktionieren. «Ghostbusters: Afterlife» ist aber weit weg von dem, was die älteren (und sogar den Reboot) unterhaltsam gemacht haben: Während sich Bill Murray und Co. als mehr oder weniger etablierte Akademiker in einer erstaunlich progressiven Actionkomödie behaupten mussten, setzt die aktuellen Fortsetzung auf Teenager(probleme) und typische Hollywood-Muster. Herz und Humor gehen dabei grösstenteils verloren. Auch das Bild alleinerziehender Mütter, das «Ghostbusters: Afterlife» zeichnet, ist geradezu rückschrittlich im Vergleich zu Sigourney Weavers Rolle in «Ghostbusters II» (1989).
Was bleibt, ist ein Film, der ohne Kenntnis der Vorlagen eher einem durchschnittlichen, nicht eben gruseligen Teenager-«Horror»-Streifen entspricht. Ob damit wirklich neues, jüngeres Publikum für die Franchise gewonnen werden kann, ist also zu bezweifeln.
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Kinostart Deutschschweiz: 18.11.2021
Filmfakten: «Ghostbusters: Afterlife» / Regie: Jason Reitman / Mit: Mckenna Grace, Finn Wolfhard, Carrie Coon, Paul Rudd, Logan Kim, Celeste O’Connor / USA / 125 Minuten
Bild- und Trailerquelle: Sony Pictures / Paterson-Entertainment AG
«Ghostbusters: Afterlife» baut beim Spagat zwischen Nostalgie und Neuerfindung klar mehr auf Ersteres. Wer die Franchise nicht bereits aus den Achtzigern kennt, wird eher mässig unterhalten.
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