«Gimme Danger» ist Jim Jarmuschs liebevolle Huldigung einer der coolsten Rockbands aller Zeiten. Zu sehen ist der Film ab 27.04 in Schweizer Kinos. Mit einem verdammt coolen Iggy Pop, der bestens gelaunt durch den Film führt. Er und seine Band waren von Anfang an dabei, haben den Rock komplett auseinandergenommen, den Weg für den Punk geebnet und die 60er begraben. Willkommen bei Iggy Pop und THE STOOGES.
Wir sind an einem unbekannten Ort. Wohl in Iggy`s Küche. Regisseur Jarmusch gibt letzte Anweisungen: Und da sitzt er auch schon: Der Rock-Iguana, unverwüstlich mit seinem güldenen Haar und seinem durchdringenden messerscharfen Blick – in einer Art Thron (wo er auch hingehört) – bereit auf sein bewegtes Leben und die Geschichte der STOOGES zurück zu blicken.
Ich war jung und in einer Rockband – ich hatte eine gute Zeit.
Und man sieht es ihm an – dieser Mann hat gelebt. Aufgewachsen in einem Trailerpark im Süd-Westen der USA, realisierte der junge Iggy eines Tages beim Rauchen eines fetten Joints, dass er nicht schwarz ist – aber für seine Generation dasselbe tun wolle, wie die Bluesmusiker für ihre Generation getan haben. Musik machen die von Herzen kommt und nicht aus dem Kopf – und echt ist.
Wir betrachten ein zähes, unverwüstliches Fossil, das sich auf der Bühne immer noch ekstatisch verrenkt und mit seinen 70 Jahren alle anderen ziemlich alt aussehen lässt. Gut, alt sieht er zwar schon aus, dieser Schamane des Punk. Einfache Texte waren ihm wichtig, Mr. Pop wollte eine klare Botschaft vermitteln, die nicht viel Raum für irgendwelche Interpretationen offen liess. Er wollte kein zweiter Dylan mit dem ganzen «bla-bla-bla» sein – ja; das kann auch nur ein Iggy Pop sagen. Und so plaudert er, ergänzt von seinen nicht minder interessanten Bandkollegen, locker aus dem Rock-Nähkästchen und bringt den Zuschauer mit so mancher Anekdote mächtig zum Schmunzeln.
Eine schier unglaubliche Geschichte. Die vier hatten ihre ersten Konzerte als sie noch kaum ihre Instrumente beherrschten. Die vier liessen sich nie für eine Sache vor den Karren spannen, ausser für die eigene. Zu diesen in irgendwelchen Sitzungszimmern zusammen-gecasteten Möchtegern Hippie-Bands zählen die (Psychedelic) Stooges eindeutig nicht – sie waren echt – von Anfang bis heute.
Jarmuschs Dokumentation, die mit viel Herzblut gemacht ist, ermöglicht uns einen ziemlich unverfälschten Blick auf die bewegte Geschichte dieser legendären Band: Mit all ihren Hochs und Tiefs, falschen Managern, David Bowie, den ersten Proben im Keller, Drogen und deren Auswirkungen und wie sie ihren unverwechselbaren Sound gefunden haben. Und so wird einem auch unausweichlich der Einfluss bewusst, den die Jungs auf die Musik -Geschichte und vor allem auf den Punkrock gehabt haben.
«Wenn jemals eine Doku über uns gemacht wird, solltest du sie machen»
«We where true communists»: Sie teilten alles zusammen. Sogar ihre ersten Songs teilten sie, weil sie keine Ahnung von Urheberrechten hatten. Sie waren schlecht organisiert, unprofessionell, schwierig im Umgang, viel zu spontan, eigentlich immer high und haben Weltruhm erlangt. Der Film ist kein Typischer Jarmusch, aber man merkt, das hier ein Fan mit der unverfälschten Begeisterung eines kleinen Jungen eine Doku für seine grössten Idole geschaffen hat. «Wenn jemals eine Doku über uns gemacht wird, solltest du sie machen» soll Iggy zu Jim gesagt haben. Denn wer die Stooges mag, wird diesen Film lieben! Simpel und mit viel Herzblut. Und so ist dieses mehr oder weniger chronologische Machwerk eine Ode an eine der grössten Rockbands aller Zeiten. Vom Fan für seine Vorbilder. Mit nie gesehenem Archivmaterial, viel lauter Musik und begleitet von Iggys unverwechselbaren Reibeisenstimme. Angereichert mit irgendwie passenden, suggestiven Einspielern und liebevoll animierten Filmchen. Schlicht cool.
Kinostart: 27.4. / Regie: Jum Jarmusch / Mit Iggy Pop, The Stooges
Trailer- und Bildquellen: Filmcoopi
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