Ruhig aber bestimmt vermittelt Mirlan Abdykalykows Spielfilmdebüt den Konflikt zwischen Moderne und Tradition in einer kleinen abgeschotteten Nomadenfamilie. Visuell einfach aber eindrücklich und inhaltlich bewegend: „Heavenly Nomadic“ verdient es, dass man für 80 Minuten das Smartphone weglegt.
Der Film erzählt die Geschichte der kleinen Nomadenfamilie des Mädchens Umsunai, die mit ihren Grosseltern und ihrer verwitweten Mutter Schaiyr zurückgezogen im kirgischen Gebirge lebt. Ihren Alltag verbringen sie mit der Pflege ihrer Pferde und Traditionen. Trotz der scheinbar unbeschränkten Friedlichkeit der Natur, kehrt menschliche Unruhe ein, als Schaiyr sich in den aus der Stadt zugezogenen Meteorologen verliebt. Die traditionsgeprägten Schwiegereltern sehen dies skeptisch und deuten es als ein schlechtes Omen.
„Heavenly Nomadic“ suggeriert die Natur selbst als Protagonistin des Films. Die zwischenmenschliche Handlungen und Konflikte verlaufen subtil und oberflächig, da sie stets von der umgebenden Schönheit des kirgischen Gebirges geprägt sind. In Kombination mit überwältigenden Panorama Einstellungen und minimalem Einsatz von Musik verleiht dies dem Film eine mysteriöse Ruhe, die den Zuschauer komplett in die Bilder eintauchen lässt. Trotz der idyllischen – teilweise schon fast starren – Atmosphäre gelingt es Abdykalykow Längen gekonnt auszuweichen. Ruhig vermittelt der Film den Konflikt zwischen Moderne und Tradition in einer Familie, die im Wandel der Zeit immer noch komplett im Einklang mit der Natur und ihren mythischen Legenden lebt. Dies provoziert auch einen starken Kontrast zur fortschrittlichen Technologie, die bereits viele der heutigen Gesellschaften dominiert. Dadurch hinterfragt „Heavenly Nomadic“ die Rolle der Natur in den heutigen und zukünftigen Zivilisationen. Ein kleines Meisterwerk, das ohne grosse Bewegung auf grosse Veränderungen hinweist und somit absolut sehenswert ist.
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Kinostart Deutschschweiz: 12.5.2016
Filmfakten: «Heavenly Nomadic» («Сутак», «Sutak») / Regie: Mirlan Abdykalykow / Mit: Taalaikan Abazova, Tabyldy Aktanov, Jibek Baktybekova, Jenish Kangeldiev / Kirgisistan / 81 Minuten
Bild- und Trailerquelle: trigon-film
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