Eigentlich lässt es sich ja am besten gruseln, wenn man ganz alleine zuhause ist und im Dunkeln jedes Geräusch und jede Bewegung bestimmt von einem japanischen Mörder-Clown-Baby mit schlechten Zähnen und fiesem Lachen stammt. Für alle, die nachts aber gerne schlafen, haben wir eine Liste mit Filmen zusammengestellt, die man durchaus auch alleine – also «socially distanced» – schauen kann. Und sonst holt man zur Not wieder einmal das Lieblingsplüschtier aus dem Schrank.
«Shaun of the Dead» von Edgar Wright
Seit «Shaun of the Dead» 2004 als Hommage an diverse Horrofilmklassiker in die Kinos kam, ist der Film inzwischen selbst zum Kult geworden. Im ersten Teil der «Cornetto-Trilogie» von Edgar Wright, Simon Pegg und Nick Frost («Hot Fuzz», «The World’s End») versuchen die Protagonist*innen die Zombie-Apokalypse in ihrem Lieblinspub auszusitzen. Doch der Weg dorthin ist lang, beschwerlich und voll mit Menschen, die das mit dem Social Distancing nicht so genau nehmen. / Selina Wolfisberg
«Warm Bodies» von Jonathan Levine
In der postapokalyptischen Welt von «Warm Bodies» (2013) verstecken sich die überlebenden Menschen hinter hohen Mauern vor den Zombies und haben die Hoffnung auf Heilung grösstenteils aufgegeben. Während sich das Virus weiterverbreitet, finden zwei ungleiche Teenager unverhofft einen möglichen Ausweg. In dieser untoten Variante von Romeo und Julia steckt viel Humor, etwas Kitsch und John Malkovich. / Selina Wolfisberg
«The Cabin in the Woods» von Drew Goddard
Was passiert, wenn junge, attraktive Menschen (darunter Kristen Connolly, Chris Hemsworth und Jesse Williams) alleine in eine Hütte im Wald fahren und nicht alles nach Plan läuft? Trotz allerlei gezielt eingesetzter Horrorklischees ist «The Cabin in the Woods» (2012) eigentlich fast mehr Thriller als Horrorfilm. Das hält den Gruselfaktor etwas in Grenzen. Doch all denjenigen, die kein Kunstblut sehen können, ist der Film trotzdem nicht zu empfehlen. Was das Meta-Spektakel stattdessen bietet, ist eine etwas andere Perspektive auf das Horrorgenre mit vielen parodistischen Elementen aus der Feder von Regisseur Drew Goddard und Co-Autor Joss Whedon, die bereits bei «Buffy the Vampire Slayer» zusammengearbeitet haben. / Selina Wolfisberg
«The Dead Don’t Die» von Jim Jarmusch
Horror steht für Klischees, ahnungslose Figuren und scheinbar unabwendbare Weltuntergangsszenarien. Mit dieser Grundeinstellung nahm sich Kult-Regisseur Jim Jarmusch («Dead Man», «Paterson») im vergangenen Jahr des Genres an und drehte mit «The Dead Don’t Die» einen Zombiefilm, der in Sachen selbstreflexiver Lakonie sogar «Shaun of the Dead» und «The Cabin in the Woods» in den Schatten stellt: Stell dir vor, die Zombies greifen an – und niemand tut etwas dagegen, weil eh alles keinen Sinn hat. Voller Fatalismus und trockenem Humor – wie gemacht für die Ära Corona – rechnen Jarmusch, Bill Murray und Adam Driver hier nicht nur mit einem apokalypseverrückten Genre ab, sondern auch mit einer Kultur, deren bevorzugte Reaktion auf schmelzende Polkappen, brennende Regenwälder und humanitäre Katastrophen immer noch gemütliche Passivität ist. / Alan Mattli / Zur ausführlichen Kritik
«Coraline» von Henry Selick
«Coraline» ist kein klassischer Vertreter des Genres, hält sich aber mit Horrorelementen nicht zurück: Doppelgänger*innen, geheimnisvolle Türen, Geister – und das alles in Stop-Motion-Technik animiert. Die Geschichte der Titelheldin, die mit ihren «richtigen» und ihren «anderen» Eltern fertigwerden muss, hat Regisseur Henry Selick («The Nightmare Before Christmas») sogar eine Oscar-Nominierung für den besten animierten Spielfilm eingebracht. / Selina Wolfisberg
«Zombieland» und «Zombieland: Double Tap» von Ruben Fleischer
Zehn Jahre nach dem ersten Teil hat «Zombieland» 2019 ein Sequel erhalten, das wenig an der bewährten Formel ändert – trockener Humor, Nostalgie und Schnellfeuerwaffen inklusive. Das einzige Makeover, das «Zombieland: Double Tap» im Vergleich zum Vorgänger erhält, ist das Make-up von Emma Stone. Das spricht aber für den Film, der insgesamt gute Horrorkomödien-Unterhaltung bietet und besonders Fans des ersten Teils überzeugen dürfte. / Selina Wolfisberg / Zur ausführlichen Kritik
«The Babadook» von Jennifer Kent
Als kleine Warnung für einfach Verschreckte sei gleich zu Beginn erwähnt, dass Jennifer Kents «The Babadook» (2014) einer der albtraumhafteren Einträge auf dieser Liste ist. Der Film erweckte nicht nur Aufsehen, weil er von Netflix einst versehentlich in die LGBTQ+-Kategorie gesteckt wurde (und das titelgebende Monster mit Zylinder fortan enthusiastisch als queere Ikone gefeiert wurde), sondern auch, weil er einen erfrischenden Eintrag einer weiblichen Stimme in den überwiegend männlichen Horror-Kanon bedeutete: «The Babadook» erkundet stigmatisierte Emotionen des Mutterseins wie Überforderung, Abneigung dem eigenen Kind gegenüber oder den Wunsch nach einer ruhigen Minute und kreiert daraus einen furchteinflössenden Schatten, der allgegenwärtig aus der Dunkelheit flüstert. / Sara Bucher
«Jennifer’s Body» von Karyn Kusama
Was 2009 von 20th Century Fox als lüsterne Softcore-Sex-Horrorkomödie mit Shooting-Star Megan Fox in der Hauptrolle vermarktet wurde, ist im Grunde genommen das genaue Gegenteil: Regisseurin Karyn Kusama («Destroyer») und Drehbuchautorin Diablo Cody («Juno», «Tully») setzen sich in «Jennifer’s Body» mit der Objektifizierung von Frauen, sexuellen Übergriffen und den toxischen Mechanismen hinter weiblichen Teenager-Rivalitäten auseinander. Verpackt sind diese seriösen Themen in einer urkomisch-absurden High-School-Satire, in der Megan Fox als menschenfressende Dämonin bei weitem nicht das seltsamste Element ist. / Alan Mattli
–––
Titelbild aus «Zombieland: Double Tap» / © 2019 Columbia Pictures Industries, Inc. and 2.0 Entertainment Borrower, LLC. All Rights Reserved.
No Comments