«House of Gucci» von Ridley Scott erzählt die skandalöse Geschichte des italienischen Familienunternehmens Gucci, in der Patrizia Reggiani ihren Ex-Mann Maurizio Gucci ermorden lassen wollte.
Patrizia Reggiani (Lady Gaga) arbeitet in den späten Siebzigerjahren in der Transportfirma ihres Vaters und träumt vom grossen Abenteuer. Als ihr Freund sie zu einer Kostümparty einlädt, trifft sie dort auf Maurizio Gucci (Adam Driver), den Enkel von Guccio Gucci, seines Zeichens Gründer des weltbekannten Modeunternehmens Gucci.Sie ist schnell Feuer und Flamme für den verheissungsvollen Fang und versucht, bei ihm zu landen.
Nach einigen Anstrengungen verlieben sich die beiden. Maurizios Vater Rodolfo (Jeremy Irons) ist allerdings alles andere als einverstanden mit Patrizia und setzt alles daran, die beiden auseinanderzubringen. Doch sie lässt sich nicht abbringen – im Gegenteil: Patrizia will Maurizio davon überzeugen, ins Familienunternehmen einzusteigen, auch wenn er bisher wenig Interesse dafür gezeigt hat. Lieber fährt er gemütlich mit seinem Fahrrad durch Mailand, widmet sich der Morgenzeitung und seinem Jura-Studium. Doch sie hat Grosses mit ihm vor, will sie doch, dass er mit seinem Onkel Aldo (Al Pacino) zusammenarbeitet und am grossen Geschäft teilhat. So spielt Patrizia alle gegeneinander aus und provoziert das innere Zerwürfnis der mächtigen Mode-Familie.
«Die Besetzung in ‹House of Gucci› ist hochkarätig: Lady Gaga, Al Pacino, Jeremy Irons, Adam Driver, zudem Salma Hayek und Jared Leto. Es ist ein Vergnügen, ihnen zuzuschauen, kann man sich doch dank ihrer Darbietungen sehr gut ein Bild der überlebensgrossen Figuren der Gucci-Familie machen.»
Die Besetzung in «House of Gucci» ist hochkarätig: Lady Gaga, Al Pacino, Jeremy Irons, Adam Driver, zudem Salma Hayek und Jared Leto. Es ist ein Vergnügen, ihnen zuzuschauen, kann man sich doch dank ihrer Darbietungen sehr gut ein Bild der überlebensgrossen Figuren der Gucci-Familie machen. Die Patrizia Reggiani wiederum scheint Lady Gaga in Blut und Fleisch übergegangen zu sein: Man nimmt ihr die berechnende und statushungrige Persönlichkeit – ein scharfer Kontrast zu ihrer oscarnominierten Rolle in «A Star Is Born» (2018) – mühelos ab. Anscheinend war es für Gaga auch schwer, wieder aus der Rolle herauszufinden. Einzig ihre Mimik lässt manchmal etwas zu wünschen übrig, da der obere Teil ihres Gesichts manchmal etwas starr wirkt. Aber bei der perfekten Inszenierung von Kleidung und Style tritt dieses Detail in den Hintergrund. Lady Gagas Auftritt in veschiedenenen Roben der Marke Gucci ist atemberaubend und setzt ihre Kurven perfekt ins Szene. Unglaublich faszinierend werden die Achtziger- und Neunzigerjahre plötzlich in Sachen Mode, wenn man sie an so einer Stilikone sieht.
Es sind aber nicht nur die Kleider, die in «House of Gucci» faszinieren. Ebenso scheint das mondäne Leben der Gucci-Dynastie eine Art Sogwirkung zu entwickeln, wie sie vielleicht auch Patrizia Reggiani verspürt hat. Da hängt ganz selbstverständlich ein Klimt an der Wohnzimmerwand, und alles glänzt in erlesenem Marmor. Den Reichtum und den Glanz, der von dieser Familie ausgeht, wird von Regisseur Ridley Scott («Gladiator», «The Last Duel») äusserst plastisch inszeniert. Bilder und Musik tragen, neben den ausgezeichneten Schauspielleistungen, dazu bei, dass der Film richtig mitreisst und man als Zuschauer*in am liebsten Teil dieser exklusiven Welt wäre. Und wenn Adam Driver in seinem weissen Skidress in eleganten Schwüngen über den Schnee gleitet oder auf seinem Fahrrad durch Mailand tingelt, ergänzen sich die Bilder von Kameramann Dariusz Wolski, mit dem Scott zuletzt in «All the Money in the World» (2017) zusammenarbeitete, und die Musik von Harry Gregson-Williams («Mulan»), otpimal und sorgen für eine mitreissende Dynamik.
«Bilder und Musik tragen, neben den ausgezeichneten Schauspielleistungen, dazu bei, dass der Film richtig mitreisst und man als Zuschauer*in am liebsten Teil dieser exklusiven Welt wäre.»
Nur halb geglückt ist indes die Figur des Paolo Gucci, auch wenn man Jared Leto unter der erstaunlichen Maske praktisch nicht mehr erkennt. Doch ebendiese Maske führt zusammen mit seinem Spiel eher zur Groteske und wirkt überzeichnet, wodurch Paolo, im Gegensatz zu allen anderen, weniger glaubwürdig wirkt. Die Kritik der Familie Gucci an der missglückten Darstellung der Familienmitglieder könnte hier also berechtigt sein. Ihr Vorwurf, dass Patrizia Reggiani als Opfer dargestellt würde, stimmt hingegen nicht, zeigt der Film doch sehr deutlich, wie berechnend diese Frau war. Was man letztendlich aber besser versteht, ist die Verlockung des Namens Gucci und die Sogwirkung von Reichtum und Geld, die Patrizia verspürt hat.
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Kinostart Deutschschweiz: 2.12.2021
Filmfakten: «House of Gucci» / Regie: Ridley Scott / Mit: Lady Gaga, Adam Driver, Al Pacino, Jeremy Irons, Jared Leto, Salma Hayek, Camille Cottin / USA / 158 Minuten
Bild- und Trailerquelle: © 2021 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved.
Ridley Scotts «House of Gucci» erzählt eine dramatische Familiengeschichte, die mit Style und Sound grosses Vergnügen bereitet. Lady Gaga überzeugt in der Hauptrolle.
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