«House of the Dragon» von Ryan J. Condal, George R. R. Martin und Miguel Sapochnik: «The Rogue Prince» (Episode 2)
Hochzeitspläne und Intrigen: Nach dem ereignisreichen Auftakt schaltet das «Game of Thrones»-Prequel «House of the Dragon» in seiner zweite Episode nun einen Gang runter. Das schafft Ordnung im Figurengewühl, macht «The Rogue Prince» aber auch zu einer etwas trägen Angelegenheit.
Auch wenn die Frage nach der Thronfolge mit dem Ende der letzten Folge und der Ernennung von Rhaenyra Targaryen (Milly Alcock) zur Erbin zumindest offiziell geklärt wurde – ganz vom Tisch ist das Thema auch ein halbes Jahr später noch immer nicht. Denn: «Men would sooner put the realm to the torch than see a woman ascend the Iron Throne». Das zumindest erklärt Rhaenys Targaryen (Eve Best) der jungen Thronfolgerin. Was sie damit meint: Solange der aktuelle Herrscher Viserys (Paddy Considine) noch lebt, werden sich die mächtigen Männer im Königreich darum bemühen, einen anderen, männlichen Erben zu finden, der Rhaenyra ihren Machtanspruch streitig macht.
«Obschon die Männer ihre Muskeln spielen lassen, bleiben diesmal vorallem die weiblichen Figuren in Erinnerung – allen voran Milly Alcock als Rhaenerys, die versucht, sich als würdige Thronerbin zu etablieren.»
Und damit gleist die zweite Episode von «House of the Dragon» auch schon die grossen Konflikte dieses schwelenden Erbschaftsstreits auf: Während die Auftaktfolge vorallem die beiden Protagonist*innen – Rhaenerys und ihren aufbrausenden Onkel Daemon Targaryen (Matt Smith) – beleuchtete, kommen nun viele Figuren aus der zweiten Reihe zum Zug, die ihre ganz eigenen Pläne verfolgen. Das Ziel ist ihnen aber allen dasselbe: ihre Macht zu festigen, um dereinst selber auf dem Eisernen Thron Platz zu nehmen. Am einfachsten geht das, indem man dem verwitweten König die eigene Tochter anverheiratet – und so finden sich die beiden Ratsmitglieder Otto Hightower (Rhys Ifans) und Corlys Velaryon (Steve Toussaint) plötzlich in einem Verkupplungs-Wettstreit wieder. Derweil leckt der verstossene Daemon auf Dragonstone seine Wunden, und ein brutaler Pirat namens Crabfeeder (der Name ist Programm) treibt im Süden des Königreichs sein Unwesen.
Obschon die Männer ihre Muskeln spielen lassen, bleiben diesmal vorallem die weiblichen Figuren in Erinnerung – allen voran Milly Alcock («Upright») als Rhaenerys, die versucht, sich als würdige Thronerbin zu etablieren. Alcock beweist erneut, dass sie die grosse Entdeckung dieser Serie sein dürfte, auch wenn sie wohl demnächst wegen eines Zeitsprungs in der Serie durch Emma D’Arcy («Truth Seekers») ersetzt werden wird. Sonoya Mizuno («Ex Machina») kann sich indes – trotz eines missglückten Akzents – als Daemons Geliebte Mysaria positiv hervortun, während Eve Best («The King’s Speech») als undurchschaubare «Queen Who Never Was» Rhaenys Targaryen überzeugen kann.
«‹The Rogue Prince› ist die Episode gewordene Ruhe vor dem Sturm, eine Folge, die viel Aufbauarbeit leistet und die Figurenzeichnung massiv vorantreibt.»
«The Rogue Prince» ist die Episode gewordene Ruhe vor dem Sturm, eine Folge, die viel Aufbauarbeit leistet und die Figurenzeichnung massiv vorantreibt. Die Nuancen, die das Drehbuch dieser Folge nur schon ins Spiel von Matt Smiths ungestümem Daemon Targaryen bringt, sind eine Bereicherung – aber auch die neue Dynamik zwischen Rhaenyra und ihrer Jugendfreundin Alicent Hightower (Emily Carey) dürfte uns noch eine Weile beschäftigen. Und dennoch: Die zweite Folge ist durch den gemächlichen Erzählfluss und die vielen Dialoge eine eher träge Angelegenheit – trotz verhältnismässig kurzen 54 Minuten. Daran ändert auch ein visuell beeindruckendes, aber eher holprig erzähltes Intermezzo, in der sich Daemon Targaryen und Otto Hightower auf einer Brücke beschimpfen, wenig.
Immerhin versprechen die Konflikte, die hier aufgegleist werden, mehr Spannung für die kommenden Folgen. Der Keil, den die Geschehnisse in dieser Episode zwischen viele Freundschaften und Allianzen treiben, dürfte die sich abzeichnende Eskalation nur beschleunigen. Da verträgt es auch eine Folge wie «The Rogue Prince», die ohne viel Spektakel ebendiese Eskalation vorantreibt.
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Seit 22. August auf Sky, neue Episoden jeweils montags
Serienfakten: «House of the Dragon» / Creators: Ryan J. Condal, George R. R. Martin, Miguel Sapochnik / Mit: Paddy Considine, Milly Alcock, Emma D’Arcy, Matt Smith, Emily Carey, Olivia Cooke, Steve Toussaint, Eve Best, Fabien Frankel, Sonoya Mizuno, Rhys Ifans / USA
Bild- und Trailerquelle: © 2022 Home Box Office, Inc. All rights reserved HBO® and related channels and service marks are the property of Home Box Office, Inc.
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