«House of the Dragon» von Ryan J. Condal, George R. R. Martin und Miguel Sapochnik: «The Princess and the Queen» (Episode 6)
Mit einem Zeitsprung und einer in vielen Positionen ausgewechselten Besetzung startet die erste Staffel von «House of the Dragon» in die zweite Hälfte. Doch ihre Probleme bekommt die Serie leider auch mit «The Princess and the Queen» nicht in den Griff.
Wer den Vorspann von «The Princess and the Queen», der sechsten Folge von «House of the Dragon» genau anschaut, ahnt es bereits – für alle anderen wird es spätestens mit dem ersten Shot der Folge deutlich: Rhaenyra, die Prinzessin und designierte Thronfolgerin, wird nun von einer neuen Person verkörpert. Keine Angst: Dass Milly Alcock, welche die Rolle zuvor während fünf Folgen spielte, ersetzt wurde, hat natürlich nichts mit ihrer Person oder Unstimmigkeiten am Set zu tun, sondern liegt daran, dass die Serie nun, nach der Hochzeit von Rhaenyra und Laenor Velaryon (John Macmillan), gleich zehn Jahre in die Zukunft springt. Es übernimmt also nun Emma D’Arcy («Truth Seekers») die Hauptrolle und verleiht der Figur eine angenehme Reife und Schwermütigkeit.
Wer jetzt aber gedacht hat, dass Rhaenyra inzwischen auf dem Thron sitzt, hat sich geirrt. Ihr Vater Viserys (Paddy Considine) hat sich von seinem Schwächeanfall wieder erholt, wenn man ihm auch inzwischen seine Krankheit und das hohe Alter deutlich ansieht. An der Ausgangslage hat sich also wenig geändert: Viserys widmet sich noch immer mit Vorliebe seiner königlichen Modelleisenbahn, während ihm seine Frau Alicent – mit Olivia Cooke («Sound of Metal») ebenfalls neu besetzt – noch immer ins Ohr flüstert. Verständlich, möchte sie doch gerne ihre eigenen Kinder an erster Stelle in der Erbfolge sehen.
Diese sind mittlerweile auch schon gross, wichsen über die Dächer der Stadt und stellen auch sonst allerlei Unfug an. Es fällt einem manchmal schwer, bei all den neuen Kindern den Überblick zu behalten – denn auch Rhaenyra ist inzwischen mehrfache Mutter, und auch ihr Onkel Daemon (Matt Smith) hat eifrig Nachwuchs gezeugt. Dass auch bei der neuen Generation viel Konfliktpotenzial schlummert, deutet die Folge bereits an – wer also gehofft hatte, dass dieser Erbschaftsstreit rasch beigelegt werden wird, dürfte enttäuscht werden.
Nach der in einer Gewalteskalation endenden letzten Folge («We Light the Way») fühlt sich «The Princess and the Queen» an wie ein Neustart. Dazu passt, dass mit Miguel Sapochnik («Finch») auch der Regisseur der Auftaktfolge zurückkehrt. Der scheidende Co-Showrunner von «House of the Dragon» inszeniert sowohl diese, als auch die nächste Folge; und dass Sapochnik einer der interessantesten Regisseure ist, den die «Game of Thrones»-Reihe hervorgebracht hat, beweist er gleich zu Beginn der Folge mit einer packenden, dreiminütigen Einstellung.
«Auch in ‹The Princess and the Queen› wird verraten, betrogen und es sterben Menschen – doch die Schlagkraft solcher Momente fehlt in einer Serie, in der sich seit sechs Folgen ja doch nichts ändert und mit Vorliebe Figuren beiseitegeräumt werden, die bis anhin sowieso kaum zu sehen waren.»
Ansonsten ist alles wie gehabt: Einmal mehr werden die Schachfiguren am und um den Königshof von King’s Landing in Stellung gebracht. Dabei gibt es Figuren, die sich in dieser Folge stärker hervortun – etwa den schmierig-unscheinbaren Larys Strong (Matthew Needham) –, während andere, anregendere Pläneschmieder diesmal komplett von der Bildfläche verschwunden sind. Und ja, auch in «The Princess and the Queen» wird verraten, betrogen und es sterben Menschen – doch die Schlagkraft solcher Momente fehlt in einer Serie, in der sich seit sechs Folgen ja doch nichts ändert und mit Vorliebe Figuren beiseitegeräumt werden, die bis anhin sowieso kaum zu sehen waren. Das konstante erzählerische Edging, das «House of the Dragon» betreibt – es beginnt, sich allmählich wirklich abzunutzen. Wenn die Serie ihren Erzählfluss nicht schleunigst in den Griff bekommt, wird das eine lange zweite Staffel.
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Seit 22. August auf Sky, neue Episoden jeweils montags
Serienfakten: «House of the Dragon» / Creators: Ryan J. Condal, George R. R. Martin, Miguel Sapochnik / Mit: Paddy Considine, Milly Alcock, Emma D’Arcy, Matt Smith, Emily Carey, Olivia Cooke, Steve Toussaint, Eve Best, Fabien Frankel, Sonoya Mizuno, Rhys Ifans / USA
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