«House of the Dragon» von Ryan J. Condal, George R. R. Martin und Miguel Sapochnik: «The Green Council» (Episode 9)
Der König ist tot! Lang lebe… ja, wer denn nun? «The Green Council» zeigt, wie die Mächtigen in King’s Landing versuchen, den drohenden Thronkrieg abzuwenden. Dabei überzeugt die zweitletzte Folge dieser ersten Staffel von «House of the Dragon» durch eine spannende Figurenzeichnung und ein eindrucksvolles Finale, das Lust auf mehr macht.
Alles beginnt mit einem Missverständnis: Noch auf dem Sterbebett habe König Viserys (Paddy Considine) den Wunsch geäussert, dass nicht, wie bisher geplant, seine Tochter Rhaenyra (Emma D’Arcy) aus erster Ehe sein Erbe antreten solle, sondern sein Sohn Aegon (Tom Glynn-Carney). Dessen Mutter, Königin Alicent Hightower (Olivia Cooke), setzt mit ihrer sehr eigenwilligen Interpretation von Viserys‘ letzten Worten einen Prozess in Gang, der das fragile Gefüge in der ohnehin schon zerstrittenen Targaryen-Familie zusätzlich belastet. «The Green Council», die zweitletzte Folge dieser ersten Staffel von «House of the Dragon» erzählt davon, mit welchen Mitteln die Kräfte am Königshof nun eifrig versuchen, auf dem Thron zu bleiben.
Während die Machtfrage sich bisher vor allem auf zwei Akteur*innen beschränkte – Prinzessin Rhaenyra und ihren jüngeren Halbbruder Aegon – scheint es nun, wo die Krone plötzlich in Griffweite ist, auch der einen oder anderen Person im engeren Targaryen-Familienkreis in den Sinn zu kommen, dass auch sie Anspruch auf das Thronerbe erheben könnte. Also setzen Alicent und ihr Vater Otto Hightower (Rhys Ifans), die Hand des Königs, alles daran, den jungen Aegon schnellstmöglich zu krönen. Doch weil dieser nicht regieren möchte und unauffindbar ist, gestaltet sich das schwieriger als erwartet. So viel sei hier verraten: Am Ende der Folge sitzt die Krone tatsächlich auf einem Kopf. Doch wie lange sie dort bleibt, wird sich erst noch zeigen müssen.
«Die Serie, die ihren grossen Konflikt, den grossen Targaryen-Erbstreit, bislang stets hinauszögerte, muss nun, da es König Viserys endgültig verbrösmelt hat, Antworten liefern.»
Den letzten zwei Episoden dieser Staffel kommt die anspruchsvolle Aufgabe zuteil, das Versprechen der bisherigen Folgen einzulösen. Die Serie, die ihren grossen Konflikt, den Targaryen-Erbstreit, bislang stets hinauszögerte, muss nun, da es König Viserys endgültig verbrösmelt hat, Antworten liefern.
Und das tut sie in dieser Folge nur teilweise. «House of the Dragon» scheint sich die ganz grosse Auseinandersetzung zwischen den Unterfamilien zunächst noch für das Finale aufzusparen. «The Green Council» beschränkt sich zunächst noch darauf, zu zeigen, wie jener Familienstrang um Alicent und ihre Kinder dafür sorgt, dass der Königshof rasch zum Courrant normal zurückkehrt. Dass sie dabei nicht mit der Milde und Nachsicht des verstorbenen Viserys agieren, dürfte kaum überraschen.
Weil diese Episode komplett in King’s Landing spielt und viele wichtige Gesichter der Serie zur Seite rückt, bekommen andere Figuren mehr Platz zur Entfaltung als bisher. Manchmal funktioniert das ganz gut, wie etwa im Fall von Graham McTavish («The Hobbit: An Unexpected Journey»), der als Kommandant der Königsgarde bisher ein Statistendasein fristete. In dieser Folge darf sich der Schotte ein erstes Mal hervortun und unterstreichen, wie verschenkt er bislang doch war.
Etwas ungeschickter stellt sich die Serie derweil im Umgang mit der Figur von Misarya (Sonoya Mizuno), der früheren Affäre Daemon Targaryens (Matt Smith), an. Hier verschweigt uns die Serie schon seit längerem essenzielle Informationen über den Werdegang der Tänzerin, die sich anscheinend zur Strippenzieherin gemausert hat, weshalb ihre Figur noch immer ein verwirrendes Durcheinander ist.
Aber auch grössere Figuren werden in «The Green Council» vertieft – etwa die Figur der Königin, deren zunehmende Hin- und Hergerissenheit Olivia Cooke («Sound of Metal») sehr überzeugend sichtbar macht. Gerade auch im Zusammenspiel mit den beiden männlichen Intriganten an ihrer Seite – ihrem kompromisslosen Vater Otto und dem noch immer undurchschaubaren Ränkeschmied Larys Strong (Matthew Needham) – zeigt sich schön, wie sich Alicent immer stärker bewusst wird, in welche aussichtslose Position sie sich inzwischen begeben hat.
«Eve Best ist als feministischer Kompass und Stimme der Vernunft ein Geschenk für diese Serie – kein Wunder also, dass ihr auch die besten Momente in dieser Folge gehören.»
«You desire not to be free, but to make a window in the wall of your prison», erklärt ihr da etwa Rhaenys Targaryen (Eve Best), die Cousine des verstorbenen Königs. Die Matriarchin, die als «Queen Who Never Was» selbst einst knapp am Thron vorbeigeschlittert ist, weiss am besten, wie es ist, Spielball männlicher Machtfantasien zu sein. Eve Best («The King’s Speech») ist als feministischer Kompass und Stimme der Vernunft ein Geschenk für diese Serie – kein Wunder also, dass ihr auch die besten Momente in dieser Folge gehören.
Jedenfalls tut der Umstand, dass sich «The Green Council» vor allem mit den Figuren und ihren jeweiligen Reaktionen auf den Königstod beschäftigt, der Folge gut. Daran ändert selbst eine Schwächephase im Mittelteil nichts, auch weil sich die Episode von Clare Kilner («The Wedding Date») zum Schluss noch einmal auffängt und ein eindrucksvolles Finale hinlegt, das Hoffnung auf den Staffelabschluss macht.
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Seit 22. August auf Sky, neue Episoden jeweils montags
Serienfakten: «House of the Dragon» / Creators: Ryan J. Condal, George R. R. Martin, Miguel Sapochnik / Mit: Paddy Considine, Milly Alcock, Emma D’Arcy, Matt Smith, Emily Carey, Olivia Cooke, Steve Toussaint, Eve Best, Fabien Frankel, Sonoya Mizuno, Rhys Ifans / USA
Bild- und Trailerquelle: © 2022 Home Box Office, Inc. All rights reserved HBO® and related channels and service marks are the property of Home Box Office, Inc.
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