Der Untergang der DDR wurde x-fach verfilmt. Die Literaturadaption «In Zeiten des abnehmenden Lichts» verdichtet den gleichnamigen Roman vom Zerfall zu einem atmosphärischen Kammerspiel.
Herbst 1989, Ostberlin: Noch existiert die DDR und noch kann der Verfall der Ordnung ignoriert werden. Wilhelm Powileit (Bruno Ganz), der sich um Staat und Partei verdient gemacht hat, feiert seinen 90. Geburtstag. Familie, Nachbarn, Genossen versammeln sich, um zu gratulieren – und ein vielleicht letztes Mal so zu tun, als wäre alles wie es zu sein hat.
Fast vierzig Jahre existiert die DDR schon – Zeit genug, dass sich Generationen an ihr die Zähne ausbeissen konnten. Das tun in Eugen Ruges Roman «In Zeiten des abnehmenden Lichts» Vertreter der Familie Powileit. Die Handlung zieht sich entsprechend über fast ein halbes Jahrhundert, verschiedene Perspektiven werden komplex verschachtelt. Besonders gelungen ist die nun vorliegende Verfilmung von Matti Geschonneck («Das Zeugenhaus») genau da, wo sie damit bricht und der Film zum Kammerstück wird. Die Gratulanten – singende Pioniere, einfache Arbeiter, die russische Schwiegertochter und ihre Mutter, Parteifunktionäre und die Haushälterin – versammeln sich alle in der Villa der Powileits. Die Gäste sitzen im Wohnzimmer, stehen ums Buffet herum, warten im Gang vor dem Klo. Wer spricht dabei mit wem? Worüber? Und wie? Wer versucht sich aus dem Weg zu gehen, wer schmeichelt, wer lügt? So dicht kann der Verfall eines Staates gezeigt werden.
Und nicht nur die Besucher, auch das Haus (Frage am Rande: handelt es sich um das gleiche Set wie bei «Blumen von gestern»?) zeugt vom Zustand des Staates. Geschonneck zeigt mit ihm ganz nebenbei auch: Die DDR, das waren nicht nur Plattenbauten. Auch sonst werden die Klischees der unzähligen DDR-Filme geschickt umgangen oder es wird sogar mit ihnen gespielt. Und nicht zuletzt glänzen Bruno Ganz («Der Untergang») als in die Jahre gekommener, nun dementer Kommunist der ersten Stunde und Evgenia Dodina («The Attack») als aus dem Rahmen fallende, alkoholkranke Aussenseiterin. Nur auf die Rahmung der Handlung mit Pro- und Epilog hätte getrost verzichtet werden können.
Kinostart Deutschschweiz: 18.8.2017 / Regie: Matti Geschonneck/ Mit: Bruno Ganz, Alexander Fehling, Sylvester Groth, Evgenia Dodina
Trailer und Bilder: Filmcoopi
No Comments