Kommt mit uns, wir laden euch ein!
Kinder hören wir hier unheimlich gern schrei’n.
Hier bei uns wird nur geschrien.
Fliehen wir nach Halloween!
Hier in Halloween,
Hier in Halloween
Kürbis kreischt um die Mitternacht.
Ah, die wohl schönste Zeit zum Gruseln ist da! Wir zeigen euch ein paar Titel, vom Klassiker bis zur Neuerscheinung, mit denen ihr euch diese schaurig schöne Zeit noch mehr versüssen könnt.
«The Texas Chain Saw Massacre» von Tobe Hooper
Warum sollte man 2021 noch «The Texas Chain Saw Massacre» empfehlen? Tobe Hoopers wegweisender Schocker aus dem Jahr 1974 gilt als Geburtsstunde des Slasherfilms; der Titel ist zum geflügelten Wort geworden. Doch gerade deshalb lohnt es sich, sich den oft kopierten, oft parodierten Kultfilm mit dem kettensägenschwingenden Bösewicht «Leatherface» (Gunnar Hansen), der den jungen Protagonist*innen ans (höhö) Leder will, wieder einmal – oder gar zum ersten Mal – zu Gemüte zu führen. «The Texas Chain Saw Massacre» ist ein minimalistisch erzählter, archaisch furchteinflössender Höllenritt mit Albtraumlogik, in dem Wirtschaftskrisen in den Wahnsinn treiben und die amerikanische Vorzeigefamilie herrlich ad absurdum geführt wird. Wer immer noch denkt, Hooper betreibe hier nur sinnloses Gemetzel, sollte sich schleunigst vom Gegenteil überzeugen lassen. / Alan Mattli
«Grave» von Julia Ducournau
Eine junge Frau zu sein, ist bekanntlich nicht einfach: Loslösung von den Eltern, Finden des eigenen Selbst, sexuelles Erwachen und starke Körperveränderungen. Das gilt auch für Justine (Garance Marillier), die für ihr Medizinstudium ins Studentenwohnheim zieht. Aber fernab von den Regeln des behütenden Elternhauses entdeckt die überzeugte Vegetarierin noch etwas ganz anderes: eine Lust auf Menschenfleisch. Regisseurin Julia Ducournau verbindet in «Grave» (international vertrieben als «Raw»), ihrem Langspielfilmdebüt von 2016, Horror und Coming-of-Age-Drama zu einer einzigartigen, kraftvollen Erzählung, die mit hypnotischen Bildern in den Bann zieht und Justines zunehmende Entfesslung mit einer unglaublichen Energie einfängt. Übrigens: Ducournaus neuester Horrorfilm «Titane» läuft aktuell noch in den Kinos. / Nicoletta Steiger
«Train to Busan» von Yeon Sang-ho
Seok-woo (Gong Yoo) ist Geschäftsmann und Familienvater, investiert jedoch in das eine mehr Zeit und Energie als in das andere. Zumindest aber den Geburtstagswunsch möchte er seiner Tochter Soo-an (Kim Su-an) erfüllen und sie nach Busan zu ihrer Mutter fahren. Eine gemütliche Zugfahrt erwartet die beiden dabei leider nicht. Nachdem sich eine Passagierin einschleicht, die auf Menschenfleisch aus ist, wird die Fahrt zum Horrortrip für alle Fahrgäste. Der südkoreanische Horrorfilm «Train to Busan» (2016) hat laut Regisseur Yeon Sang-ho nicht weniger erreicht, als den Zombiefilm gerettet, und damit mag er gar nicht so falsch liegen. Denn dieser knapp zweistündige Trip schafft es, das Subgenre mit gut durchdachten Ideen und glaubhaften Figuren in einem klaustrophobischen Szenario perfekt zu repräsentieren. Gong Yoo brilliert dabei neben Ma Dong-seok und Kim Su-an und einer Horde grandios gespielter Untoter. Ein wahrer Genuss, nicht nur für eingefleischte Zombiefans – für diese aber vielleicht ganz besonders. / Delfina Thon
«Over the Garden Wall» von Patrick McHale
Nur für Kinder? Nicht gruselig genug für eine Horror-Liste? Falsch gedacht! In zehn kurzen Episoden verpackt «Over the Garden Wall» (2014) klassischen Grusel in ein liebliches Animationskostüm und bedient sich beim Urquell allen Horrors: In Märchen-Manier spazieren zwei Brüder durch einen tiefen, dunklen Wald und begegnen sämtlichen Monstern, die man in der Kindheit unter dem eigenen Bett wähnte. Die Miniserie versteht es dabei geschickt, Leichtigkeit mit Dunkelheit zu verquicken und so eine köstlich nervenaufreibende Atmosphäre zu kreieren – voll mit Herbstblättern, Kürbissen und geballter Vintage-Halloween-Ästhetik. Dazu kommen ein herrlicher Soundtrack, detailverliebte Animation und ein grossartiges Stimmen-Ensemble um Elijah Wood und Christopher Lloyd. «Over the Garden Wall» zeigt, dass Grusel dann am effektivsten ist, wenn er auf minutiöses Handwerk trifft. / Sara Bucher
«The Thing» von John Carpenter
Mit «Halloween» (1978) schuf John Carpenter eine Horrorfilm-Legende für die Ewigkeit. Vier Jahre später lieferte er mit «The Thing» ein weiteres (und noch besseres) Horror-Meisterstück ab. In der Antarktis wird ein Forschungsteam von einem ausserirdischen Organismus bedroht, der in der Lage ist, alle möglichen Lebensformen zu imitieren, ohne dass es den Opfern bewusst ist. Daraus entsteht ein paranoid-klaustrophobisches Kammerspiel im ewigen Eis, das von Ennio Morricones atmosphärischem Score begleitet wird. Wenn «das Ding» in Erscheinung tritt, kommen praktische Effekte zum Einsatz, die noch heute legendär-ekelhaft sind, und die auch mit aktuellen CGI-Produktionen noch den Boden aufwischen. Die Story wird geradlinig und ohne unnötige Abschweifungen erzählt und mündet in ein konsequentes Ende. Ein perfekter Horrorfilm braucht keine Scream-Queen, keine dunklen Gassen und ganz gewiss keine Jump-Scares. Ein Kurt Russell mit Flammenwerfer kann hingegen nicht schaden. / Matthias Ettlin
«Slumber Party Massacre II» von Deborah Brock
«The Slumber Party Massacre» (1982) von Amy Holden Jones ist ein solider Slasherfilm mit starken feministischen Untertönen (und, seit einigen Wochen, einem Remake): Ein psychopathischer Killer versetzt eine Teenager-Pyjamaparty mit einer riesigen phallischen Bohrmaschine in Angst und Schrecken. In einer geradezu ikonischen Szene verputzt eine der Protagonistinnen auf dem ermordeten Lieferjungen sitzend eine Pizza. Das Highlight der «Slumber Party Massacre»-Trilogie – der einzigen Horrorreihe, bei der nur Frauen Regie führten – ist aber «Slumber Party Massacre II» (1987), inszeniert von Deborah Brock und produziert von Low-Budget-Talentschmied Roger Corman. Obwohl das Ganze lose auf Jones‘ Streifen aufbaut, lässt sich der knallbunte, wunderbar blutige Film auch für sich alleine geniessen: Eine Gruppe Teenager macht es sich in einem McMansion in einer halbfertigen Wüsten-Luxussiedlung gemütlich, hat aber die Rechnung ohne einen paranormalen Mörder gemacht. Nicht nur ist das äusserst unterhaltsam und, wie schon Teil eins, ziemlich feministisch angehaucht – «Slumber Party Massacre II» wartet auch mit einer der besten Schlusssequenzen der Filmgeschichte (sic) auf. Let’s buzz! / Alan Mattli
«Climax» von Gaspar Noé
Keine übermenschlichen Monster, keine ikonischen Serienkiller*innen, keine übersinnlichen Geister: «Climax» (2018) ist ein Abstieg in die Tiefen der menschlichen Abgründe. Die Getränke einer Gruppe Tänzer*innen werden heimlich mit Drogen versetzt, wodurch ihre After-Trainings-Party zu einem explosiven Fass aus brodelnden Aggressionen, Lüsten und wilden Tänzen wird. Dabei reisst Regisseur Gaspar Noé («Irréversible», «Enter the Void») nicht nur die Zuschauenden mit fantastischen Bildern und einem hypnotischem Soundtrack gnadenlos mit in diesen irren Trip; sondern er hat auch fast alle Rollen mit hauptberuflichen Tänzer*innen besetzt, was während der grossartigen Tanzchoreografien unübersehbar ist. Diese erbarmungslose Darstellung eines Albtraum-Drongetrips hat definitiv nichts gemein mit den üblichen Tanzfilmen. Warnung: psychologisch keine leichte Kost. / Nicoletta Steiger
«The Shining» von Stanley Kubrick
«Here’s Johnny!» Stanley Kubricks detailverliebte Inszenierung, vom Overlook-Hotel über das Labyrinth bis hin zur Filmmusik, gepaart mit Jack Nicholson in Hochform, sind Grund genug, sich den Horrorstreifen von 1980 immer wieder reinzuziehen. So hat die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Stephen King nicht nur die Filmgeschichte geprägt, sondern ist mittlerweile auch fester Bestandteil der Popkultur. Damit schon mal allen viel Spass, die sich an Halloween als Grady-Zwilling ausgeben und Fotos mit #redrum posten werden. / Aline Schlunegger
«It Follows» von David Robert Mitchell
Nachdem die College-Studentin Jay (Maika Monroe) das erste Mal mit ihrem Freund schläft, macht er ihr ein verstörendes Geständnis: Sie wurde soeben mit einem Fluch infiziert. Fortan wird ihr ein gestaltwandelndes Etwas im Schritttempo folgen; wenn es sie erreicht, wird sie sterben. Die einzige Möglichkeit, das Wesen loszuwerden: mit jemand anderem Sex haben und «es» weitergeben. Was nach durchsichtiger Metapher auf sexuell übertragbare Krankheiten und die gesellschaftliche Stigmatisierung von Sex klingt, ist in Wahrheit ein ungeheuer vielschichtiger Horrorfilm über Millennial-Ängste und das Erwachsenwerden in einer Welt, deren Lack schon längst abgeblättert ist. Und darüber hinaus ist «It Follows» (2014) auch einfach ein grandios atmosphärisches Grusel-Meisterwerk mit kreativ inszenierten Horrormomenten und einem lange nachhallenden Chiptune-Musikscore von Disasterpeace. / Alan Mattli
«Sweet Home» von Lee Eung-bok, Jang Young-woo und Park So-hyun
Der Schüler Hyun-su (Song Kang) ist nach dem Tod seiner Familie gezwungen, in das heruntergekommene Appartementgebäude «Green Home» zu ziehen. Was ihm dort bevorsteht, hat allerdings nichts mit dem sonst tristen Alltagsleben der Hausbewohner*innen gemein. So beginnen einige Nachbarn plötzlich, sich seltsam zu verhalten, aus der Nase zu bluten und sich schließlich in grauenhafte Monstrositäten zu verwandeln. «Sweet Home» (2020) ist der nächste südkoreanische Titel, der dieses Halloween nicht fehlen sollte. Das Netflix-Original basiert auf dem gleichnamigen Webtoon von Hwang Young-chan und Kim Carnby und erweist sich als wahrer Genuss für Horrorfans. Song Kang kann in der Hauptrolle ebenso überzeugen wie Lee Do-hyun als kühler Gruppenanführer und Lee Jin-wooks Darstellung des mysteriösen Gangsters Pyeon Sang-wook. Doch besonders das facettenreiche Design der Kreaturen, hinter dem ein Team aus den Häusern VFX Studio Westworld, Legacy Effects und Spectral Motion steckt, macht dieses mit Gore-Elementen gespickte Werk zu einem wahren Horrorvergnügen. / Delfina Thon
«The Craft» von Andrew Fleming
Vier Teenager (Fairuza Balk, Rachel True, Robin Tunney, Neve Campbell) treffen sich an einer amerikanischen Highschool und beschliessen, sich das Hexenhandwerk beizubringen. Selbstverständlich geht es nicht lange, bis die Jung-Hexen nicht nur ihr Umfeld terrorisieren, sondern sich gegenseitig bekriegen… Grosses Horrorkino, so viel sei vorangestellt, ist «The Craft» (1996) nicht – irgendwie kultverdächtig aber schon. Der Neunziger-Pop-Feminismus mag dem Zahn der Zeit nicht immer ganz standhalten, doch diesen boshaften (Anti-)Heldinnen dabei zuzusehen, wie sie den Verlockungen der Magie und ihren kleinlichen Kleinkriegen erliegen, ist dennoch ein Vergnügen. Und spätestens, wenn die grossartige Fairuza Balk über ihre Sonnenbrille späht und «We are the weirdos, mister» flötet, wird man dem seltsamen Charme dieses Films erliegen. / Sara Bucher
Halloween 2022 im Kino:
Wer nach diesen neun Halloween-Titeln immer noch nicht genug hat, sollte sich am Samstag, 29. Oktober, ins Kino Riffraff in Zürich begeben. Dort findet nämlich ab 23.00 Uhr die dritte Ausgabe von «8 Hours of Horror» statt: Der Filmverein Never Watch Alone zeigt in Zusammenarbeit mit dem Neuchâtel International Fantastic Film Festival (NIFFF) im Kino an der Neugasse die ganze Nacht Überraschungs-Horrorfilme; zur Stärkung gibt es Gratiskaffee, spooky Hotdogs und Kürbissuppe.
Tickets und mehr Infos gibt es hier.
Auch im Arthouse Uto kann man sich im Kino gruseln. Am Samstag, 29. Oktober gibts ein Special Screening des legendären Horror-Musical «Rocky Horror Picture Show» als Eröffnung der Uto Orrore Saison 22 / 23. Zudem gibts die Afterparty im Klaus für Verkleidetete. Dresscode: Ballroom Extravaganza, Kinky Futurism, Freaky Black Tie, Transsexual Transsylvanian.
Tickets und mehr Infos gibt es hier.
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Titelbild aus «Sweet Home» / Copyright: Netflix.
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